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Klarheit schaffen!

05.12.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Begriff Hängepartie ist nicht so falsch, denn man von Seiten des bdo hier ins Spiel bringt. Die Politik kriegt es nicht hin, sich akzeptabel zu einigen und wenn man alle Kostenrisiken ohne jede Deckelung auf die Kommunen abwälzt, dann ist das natürlich für niemanden akzeptabel. Zur Erinnerung: Der Vorschlag des VDV lag schon während der Laufzeit des Neun-Euro-Tickets auf dem Tisch.

Ursprünglich wollte man ein 49 Euro teures Monatsticket, das landes- und ein 69 Euro teures Monatsticket, das bundesweit gilt. Die Ampelkoalition hat das ganze dann zu einem Modell zusammengefasst, dass das Ticket bundesweit gilt und 49 Euro kostet. Nachdem die Länder zunächst jedwede finanzielle Beteiligung abgelehnt haben, gehen sie nun in die Offensive und sagen: Ja, wir geben Geld, aber nur wenn der Bund sich auch beteiligt. Das muss jetzt aber auch zeitnah erfolgen.

Viele Normalverdiener werden mit ihren Gas- und Stromabrechnungen gerade im Monat Januar massiv finanziell belastet. Sie alle brächten eigentlich gerade zum Jahresanfang eine solche finanzielle Entlastung. Viele Arbeitnehmer sind eben nicht fast immer im Home-Office, sondern pendeln täglich zur Arbeit und zurück. Wer jeden Tag von Wuppertal nach Köln fährt, zahlt über 240 Euro für sein Monatsticket und gerade im Bereich des Normaleinkommens ist diese Entlastung dringend.

Bürger unseres Landes, die mit ihren Steuern und Abgaben die Gesellschaft am Laufen halten und nicht wissen, wie sie im neuen Jahr die Energiekosten bezahlen sollen, brauchen jetzt das vergünstigte Ticket. Denn das ist es vor allem: Eine Vergünstigung für Stammkunden. Ja, man kann es durch die bundesweite Gültigkeit auch im Urlaub nutzen, so man diesen im Inland macht, aber in Tourismusregionen gelten sowieso oft stark verbilligten Besuchertarife. Wobei, auch die werden obsolet.

Oder reden wir über das Semesterticket: Studenten brauchen Klarheit: Gilt das Semesterticket jetzt bundesweit, kann man zum Semesterbeitrag „aufzahlen“ oder muss jemand, der von Koblenz nach Bonn zur Universität fährt das 49-Euro-Ticket zusätzlich kaufen? Die Zeit, solche Dinge zu klären, war jetzt definitiv vorhanden. Es ist Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen.

Aus einer Einführung zum 1. Januar ist nichts geworden, jetzt darf man die Sache nicht erneut in den Herbst verschieben oder gleich auf das übernächste Jahr. Jetzt muss eine Klärung her, noch vor Weihnachten. Ansonsten läuft man nämlich ernsthaft Gefahr, dass die ganze Sache komplett abgesagt oder immer wieder bis auf weiteres verschoben wird. Und dann?

Dann hätten wir das, was mit dem Neun-Euro-Ticket eigentlich niemand wollte: Einen Sommer von Bus und Bahn und nach 92 Kalendertagen sind wir wieder beim Status Quo Ante angekommen und tun so, als sie nie irgendwas passiert. Dabei ist das 49-Euro-Ticket die Chance für eine Verkehrswende hin zur Schiene, weil auch Leute, die ohnehin ein Auto haben nicht von teuren Monatskarten abgeschreckt werden. Wer das mit der starken Schiene ernst meint, der darf jetzt nicht mehr zögern, sondern muss handeln.

Siehe auch: 49-Euro-Ticket: Tauziehen dauert an
Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

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