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Nordhessen evaluiert Neun-Euro-Ticket

07.11.22 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) und die Kassler Verkehrsgesellschaft (KVG) haben mit einer Kundenbefragung das Neun-Euro-Ticket evaluiert. Die Ergebnisse dieser umfangreichen Marktforschungsstudie liegen nun vor. Mehr als 1.700 Menschen aus Nordhessen haben sich an der im Online-Verfahren durchgeführten Studie beteiligt. Ein Drittel der Befragten erhielten das Ticket durch Rabattierung eines bestehenden Abonnements bzw. Jobtickets im NVV-Tarif.

Zwei Drittel der Teilnehmer hatten das Neun-Euro-Ticket explizit gekauft – davon haben es mehr als drei Viertel (rund 850 Personen) für alle drei Monate (Juni, Juli und August 2022) erworben. Die Mehrheit der Neun-Euro-Ticket-Käufe (sechzig Prozent) fand über die bekannten analogen Vertriebskanäle von NVV und KVG statt (Automaten, Kundenzentren, Verkaufsstellen sowie Busfahrerinnen und -fahrer). Ein Grund dafür könnte sein, dass es bei personalbedienten Verkaufsstellen die Möglichkeit zur direkten Beantwortung von Fragen zur Ticketnutzung gab.

Demgegenüber erfolgten vierzig Prozent der Ticketkäufe digital. Die Befragten haben das Neun-Euro-Ticket für alltägliche Fahrten wie Einkäufe und Erledigungen, für Wege zur Arbeit oder zur Schule sowie für Freizeitfahrten genutzt. Für die Befragten war der günstige Preis das Hauptargument für den Kauf des Neun -Euro-Tickets. Immerhin an zweiter Stelle der genannten Kaufgründe stehen „Verzicht auf den PKW“ und „Umwelt schützen“.

Dazu passt die Angabe, dass Verkehrsmittel wie Auto und Motorrad im Neun-Euro-Ticket-Zeitraum deutlich seltener genutzt wurden als vorher. Gleichzeitig gaben die Befragten an, häufiger mit Bussen und Bahnen gefahren zu sein als vor dem Aktionszeitraum. Die Nutzung von Fahrrad bzw. Fernzügen blieb hingegen unverändert.

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich Menschen, die schon vor dem Neun-Euro-Ticket regelmäßig häufiger den ÖPNV genutzt haben, deutlich mehr an vollen Zügen und Bahnhöfen während des Aktionszeitraums gestört haben als Menschen, die erst durch das Neun-Euro-Ticket zu ÖPNV-Nutzern wurden. Entsprechend braucht es neben einem günstigen Fahrpreis auch eine qualitative und quantitative Angebotsausweitung. Eine Mehrheit der Befragten (58 Prozent) fand den Preis des Neun-Euro-Tickets „angemessen“.

Immerhin 38 Prozent der Befragten bewerteten den Preis als „zu günstig“. Auf die Frage „Mal in die Zukunft gedacht: Wie viel dürfte ein Monatsticket mit dem gleichen Leistungsumfang wie das Neun-Euro-Ticket (d. h. deutschlandweite Gültigkeit im gesamten ÖPNV) Ihrer Meinung nach maximal kosten?“ nannten 28 Prozent einen Betrag von weniger als 26 Euro; zwanzig Prozent der Befragten hielten einen Preis zwischen 26 und 30 Euro für angemessen. Demgegenüber nannten beispielsweise nur zwölf Prozent der Befragten eine Preisspanne von 41 bis 50 Euro – in der sich das nun vom Bund angekündigte 49-Euro-Ticket bewegt. Einen Preis über 50 Euro konnten sich elf Prozent der Befragten vorstellen.

Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

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