Für ein zukunftsfähiges Eisenbahnnetz
24.11.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Ob man wirklich jetzt schon konkret eine Baustelle zwischen Juni und Dezember 2025 planen kann, möchte ich mal offen lassen: Wir wissen nicht, wie sehr sich der Mangel an Bau- und Rohstoffen verschärfen wird und ob Lieferengpässe dafür sorgen, dass sich zukünftige Baumaßnahmen und damit einhergehende Streckensperrungen verlängern werden. Was DB Netz auf jeden Fall sicherstellen sollte ist eine kurzfristige Streckenfreigabe, wenn aus was auch immer für Gründen doch nicht gebaut werden kann.
Wenn ein halbes Jahr kein ICE zwischen Hamburg und Berlin fährt, wird natürlich die Firma Eurowings der große Profiteur sein mit ihren Inlandsflügen. Dennoch lassen sich Baustellen manchmal nicht verhindern, weil sie langfristig die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur sichern. Und genau darum geht es: In den kommenden Jahrzehnten eine Eisenbahn zu haben, die zuverlässige Mobilitätsverfügbarkeit für die Bürger bietet und auch als Verkehrsträger für Gütertransporte funktioniert.
Dazu gehört nicht nur die Strecke von Oberhausen nach Emmerich, sondern insgesamt die Nord-Süd-Verbindungen am Rhein entlang. Hierfür muss die Infrastruktur fit gemacht werden, dass Güterzüge nicht mehr regelmäßig an Abzweigstellen warten müssen und dass es eben auch mal möglich ist, in Regelgeschwindigkeit signalisiert statt auf schriftlichem Befehl durch das Gegengleis zu fahren.
Deshalb ist es richtig, dass man jetzt die Zukunft vorbereitet und auch dass man die Ertüchtigungen bündelt, also nicht über Jahre hinweg immer wieder mal einige Wochen, Monate oder auch nur Wochenenden einzelne Abschnitte sperrt. Wir müssen erkennen, dass wir eine Eisenbahninfrastruktur brauchen, die möglichst leistungsfähig sein muss. Natürlich kann man ein Überholgleis durch das Eisenbahnbundesamt stilllegen, wenn es in einer Fahrplanperiode mal nicht planmäßig genutzt wird.
Man kann es aber auch bestehen lassen, verlängern und ertüchtigen, sodass die Infrastruktur insgesamt mehr Züge aufnehmen kann, dass mehr Kreuzungen und mehr Überholungen möglich sind. Wir haben in Deutschland nun einmal nicht mehrere getrennte Netze aus Regional- Fern- und Güterverkehr, sondern die meisten Strecken werden im Mischbetrieb gefahren.
Da muss es möglich sein, regelmäßig schnellere Züge vorbeizulassen, sodass der Regionalexpress eben nicht riesige Verspätungen aufbaut, weil er hinter dem Güterzug herfährt, aber die nächste Überholmöglichkeit erst in dutzenden Kilometern ist: Alles rausgerissen, alles ausgebaut, man wollte ja börsenfähig werden und die Infrastruktur kostet nur Geld.
Dabei brauchen wir eine gute Infrastruktur, auf der Straße wie auch auf der Schiene. Diese muss auskömmlich finanziert werden, aber der Geldfluss ist auch durch geeignete Mittel und Wege zu kontrollieren, es sind Qualitätsberichte zu erstellen und diese müssen Folgen für den Infrastrukturbetreiber haben. Bei andauernden Defekten müssen z.B. die Aufgabenträger eine Ersatzvornahme durchführen können. Für ein gutes Netz braucht man nicht nur Geld, man braucht auch politisches Engagement.
Siehe auch: DB AG definiert zwei Hochleistungsnetze
Foto: Deutsche Bahn AG / Georg Wagner