Dresden testet Straßenbahn-Vorrang
28.11.22 (Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld
In dieser Woche erhält der Gleisbereich auf der Tolkewitzer Straße zwischen Reinhold-Becker-Straße und Kretschmerstraße in Dresden auf rund 150 Metern eine Sperrmarkierung. Dieser Bereich darf dann nur noch von Straßenbahnen befahren werden, während dem Autoverkehr der Fahrstreifen rechts neben den Gleisen zur Verfügung steht. So kommen die Bahnen schneller voran, stehen weniger im Stau und fahren pünktlicher.
Der Auftrag zur Markierung des Gleisbereiches basiert auf einer verkehrsrechtlichen Anordnung der Stadt Dresden. Zusammen mit einem Katalog weiterer so genannter Beschleunigungsmaßnahmen lassen sich im Dresdner ÖPNV kürzere Reisezeiten erzielen und jährlich Kosten in Millionenhöhe sparen. Die Einsparungen sind in der ÖPNV-Finanzierungsvorlage der Stadt Dresden bereits eingepreist und wurden bereits Ende Oktober vorgestellt.
„Die vergleichsweise kleine Fahrbahnmarkierung zugunsten der Straßenbahn hat für tausende unserer Fahrgäste eine richtig große Wirkung: Sie kommen spürbar schneller und vor allem pünktlicher ans Ziel. Das wird sich besonders in der bevorstehenden Adventszeit positiv auswirken. Je attraktiver eine Fahrt mit der Straßenbahn ist, desto leichter fällt letztlich der Umstieg vom Auto“, sagt Verkehrsbetriebe-Vorstand Andreas Hemmersbach.
Der Schillerplatz ist in seiner heutigen Form ein hochbelasteter Verkehrsknoten. Seit Jahren verlieren hier auch die Straßenbahnen viel wertvolle Zeit. Wenn wir Menschen für eine umweltfreundliche Mobilität gewinnen wollen – und das ist angesichts der längst sichtbaren Klimaveränderungen notwendig -, muss der ÖPNV gegenüber dem Auto bei der Reisegeschwindigkeit aufholen. Natürlich behalten wir das Verkehrsaufkommen am Schillerplatz weiter im Blick und können, wenn nötig, Korrekturen vornehmen“, begründet Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) die Veränderung.
Täglich knapp 32.000 Fahrgäste sind vom Zeitverlust am Schillerplatz betroffen. Sei es, weil sie in einer der wartenden Bahnen sitzen oder weil der Anschluss wegen Verspätung an einer der nachfolgenden Haltestellen nicht mehr klappt. Manchmal ist es eine Minute, in Spitzenzeiten mussten sich die Straßenbahnen der 6 und 12 aber auch schon mal zwanzig Minuten anstellen. Das Verkehrsaufkommen verändert sich laufend. Und das bringt jeden noch so gut justierten Fahrplan durcheinander.
Die eigentliche Ursache für die Verspätung ist der Rückstau vor dem Verkehrsknoten Schillerplatz. Dort müssen sich Straßenbahnen hinter wartenden Autos anstellen, die den Gleisbereich als zweite Spur benutzen. Mit der neuen Markierung der Verkehrsfläche bekommen sie nach der Haltestelle „Jüngststraße“ freie Fahrt. Dieser Abschnitt des Gleisbereiches steht dann nur mehr dem Verkehrsmittel Schiene zur Verfügung. An Kreuzungen und Einmündungen können Autofahrer weiterhin den Gleisbereich kreuzen. Dort wird die Markierung unterbrochen.