Sabotageakt in Norddeutschland
13.10.22 (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Norddeutschland, Schleswig-Holstein) Autor:Stefan Hennigfeld
Aufgrund eines Sabotageaktes kam es am vergangenen Samstag im gesamten nord- und nordwestdeutschen Raum zu einem vollständigen Ausfall des Eisenbahnverkehrs. Wie man inzwischen weiß, gab es zwei einzelne Orte, von denen aus bislang unbekannte Täter sich an Kabeln zu schaffen gemacht haben: Einmal in Berlin und einmal in Herne im Ruhrgebiet. Das hat zu einem vollständigen Zusammenbruch es Personen- und Güterverkehrs geführt – und zwar unternehmensübergreifend.
In den Medien war fälschlicherweise zeitweise nur vom SPFV die Rede, das ist jedoch nicht der Fall. In den Ländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen ist wegen eines vollständig ausgefallenen Zugfunks keinerlei Verkehr mehr möglich gewesen. Reisenden im Fernverkehr hat man angeboten, gebuchte Tickets bis kommenden Samstag ohne Aufpreis zu nutzen, Sitzplatzreservierungen waren kostenfrei stornierbar.
Bislang liegt kein Bekennerschreiben vor, außerdem kann über einen Zusammenhang mit den Sabotageakten auf die Ostsee-Pipelines Nordstream 1 und 2 derzeit nur sabotiert werden. Der Staatsschutz in Nordrhein-Westfalen und Berlin hat die Ermittlungen aufgenommen. Michael Wiesner, Sprecher der Arbeitsgruppe kritische Infrastruktur sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Montag, „es könnte nur ein Testdurchlauf gewesen sein, um die Auswirkungen einer solchen Sabotage zu sehen.“
Die zwei unabhängig voneinander ausgeübten Sabotageakte in Berlin und Herne zeigten, „dass es sich um koordiniertes Vorgehen handelt.“ Die Täter hätten detaillierte Informationen über die Trassenführungen und das Funksystem der DB AG gehabt. „Dies lässt auf jeden Fall auf ein hohes Maß an krimineller Energie und umfangreiche Vorbereitung schließen“, so Wiesner.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bestätigte dem ZDF Deutschland ebenfalls, dass es sich um einen vorsätzlichen Sabotageakt gehandelt habe: „Der Grund für die Ausfälle sind Sabotagehandlungen am Kabelnetz. Es wurden Kabel mutwillig und vorsätzlich durchtrennt.“ Er bedankte sich ausdrücklich beim Bundesunternehmen DB AG für das „schnelle Krisenmanagement.“
Wer nun tatsächlich hinter diesem Anschlag steckt, bleibt abzuwarten ist dies herauszufinden ist nun Aufgabe der Ermittlungsbehörden. Nach jetzigem Stand lassen sich technische Defekte jedoch ausschließen, sodass ein solch großflächiger Ausfall nicht auf Pech oder schlechte Instandhaltung zurückzuführen ist. Welche Auswirkungen ein solcher Sabotageakt in Zukunft haben könnte, lässt sich dieser Tage noch nicht absehen.
Fest steht allerdings, dass Eisenbahnlinien ein fast schon traditionelles Ziel von Sabotageakten sind – sowohl durch eingeschleuste Saboteure anderer Staaten als auch durch politische Kriminelle im Inland. Allerdings ist der Eisenbahnverkehr so aufgebaut, dass er stets zur sicheren Seite hin ausfällt – im Zweifel rollt kein Rad, bevor man durch fehlerhafte Zugsicherungen etwas riskiert.
Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben