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Go-Ahead verkauft SPFV-Fahrscheine

11.10.22 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Dezember wird Go-Ahead Bayern mehrere Regionalverkehrslinien im Freistaat übernehmen. Dabei wird der Betreiber auch für den Vertrieb an den Stationen verantwortlich sein. Lange Zeit war vor diesem Hintergrund unklar, wie es mit Fahrscheinen für den SPFV aussieht – DB Fernverkehr hält zwar an den Stationen, hat jedoch keine eigene Vertriebsinfrastruktur.

Reisebüros oder Bahnunternehmen wie Go-Ahead können bei der DB eine Lizenz zum Verkauf von Fernverkehrsfahrkarten beantragen, müssen dafür aber etliche aufwändige Anforderungen erfüllen und bekommen dafür nur einen geringen Anteil am erzielten Umsatz. Dennoch kam es zwischen Go-Ahead Bayern und der DB Fernverkehr AG nun zu einer Einigung.

„Wir freuen uns, dass wir den Bürgern der Region diesen Service anbieten können,“ so Fabian Amini, Geschäftsführer von Go-Ahead Bayern. „Wir werden uns aber jedes Jahr die Zahlen ansehen müssen und hoffen, dass dieses Angebot für uns zumindest kostendeckend bleibt. Falls nicht, werden wir das nicht aufrechterhalten können. Wir werden nicht draufzahlen, nur weil sich die DB immer mehr aus der Fläche zurückzieht und auf den Online-Verkauf setzt.“

Den Verkauf vor Ort übernimmt die Firma Transdev Vertrieb, die im Auftrag von Go-Ahead u.a. Verkaufsstellen in den Bahnhöfen in Donauwörth und Günzburg eröffnen wird. Dort werden dann neben Fahrkarten für den Regional- und Nahverkehr auch Fernverkehrsfahrkarten für die Züge der DB AG verkauft. In Donauwörth ist geplant, dass die Verkaufsstelle täglich für insgesamt fünfzig Stunden pro Woche geöffnet sein wird, die Verkaufsstelle in Günzburg wird von Montag bis Freitag jeweils für vierzig Stunden pro Woche öffnen.

Go-Ahead sieht sich als Dienstleister für die Region, aber damit auch in Zukunft an vielen Stationen der Kauf von Fernverkehrsfahrkarten vor Ort noch möglich ist, bedarf es der politischen Unterstützung, um einen Kurswechsel des DB-Konzerns in dieser Frage zu erreichen. Derzeit gibt es für solche Fahrkartenverkäufe noch bis zu zehn Prozent Provision, ab dem Jahreswechsel werde die DB dies auf fünf Prozent halbieren – das ist sehr wenig, wenn man die hohen Aufwände berücksichtigt, die damit verbunden sind.

So muss man dafür zum Beispiel gesonderte Vertriebstechnik anschaffen, ein getrenntes Kassensystem vorhalten, und die Mitarbeiter regelmäßig zu Fortbildungen und Schulungen schicken. Auch weitere Senkungen der Provisionen sind in naher Zukunft nicht ausgeschlossen. Nicht alle Fahrgäste können mit Handy und Computer umgehen und benötigen daher vor Ort einen Fernverkehrsfahrschein.

„Wenn es dann nur noch in den allergrößten Städten Fahrkartenschalter mit Fernverkehrsticketverkauf gibt, schließt man auf diese Weise einen deutlichen Teil der Bevölkerung von der Benutzung der Fernverkehrszüge aus – und das macht ein Unternehmen, das der Bundesrepublik und damit allen Bürgerinnen und Bürgern gehört“ kritisiert Amini das Bundesunternehmen DB Fernverkehr.

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