49-Euro-Ticket soll kommen
20.10.22 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Ende letzter Woche hat die Verkehrsministerkonferenz dem 49-Euro-Ticket grundsätzlich zugestimmt. Nach einigen noch zu tätigenden Feinabstimmungen soll es vom 1. Januar an ein bundesweit gültiges Monatsticket im Regionalverkehr geben, das 49 Euro kostet. Vorschläge, zwischen einer landes- und bundesweiten Gültigkeit zu unterscheiden, wurden verworfen. Das Angebot soll zeitlich unbefristet gelten. Alle bisherigen Monats- und Zeitkarten, die teurer sind, würden durch das neue 49-Euro-Ticket ersetzt – und zwar dauerhaft.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) unterstützt die aktuellen Beschlüsse der Verkehrsministerkonferenz zum Klimaticket Deutschland. Der VDV erwartet nun von der Ministerpräsidentenkonferenz und der Bundesregierung, dass sie für die weiterhin offenen Finanzierungsfragen im ÖPNV die entsprechenden Beschlüsse fasst.
Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des VDV: „Bevor das Klimaticket Deutschland umgesetzt werden kann, braucht die Branche dringend die nötige Finanzierungssicherheit bei den Regionalisierungsmitteln und bei der Kompensation für die gestiegenen Energiekosten. Die VMK hat dazu heute entsprechende Vereinbarungen getroffen, die wir ausdrücklich unterstützen. Nun liegt es an der Bundesregierung und an den Ministerpräsidenten, die nötigen finanziellen Zusagen zu treffen.“
Dem schließt man sich grundsätzlich auch beim Wettbewerberverband Mofair an. Hinzukommen müsse aber eine deutliche Anhebung der Regionalisierungsmittel durch den Bund. Andernfalls drohen sehr bald Leistungskürzungen, weil die Produktionskosten der Verkehrsunternehmen bei Energie, Material und Personal so stark gestiegen sind.
Verbandspräsident Tobias Heinemann: „Die VMK hat mit dem 49-Euro-Ticket den zweiten Schritt gemacht. Die Ministerpräsidentenkonferenz und der Bund müssen nun in der kommenden Woche den ersten Schritt nachholen. Das bedeutet: Die Regionalisierungsmittel so weit anheben, dass mindestens das bisherige Verkehrsangebot dauerhaft gesichert werden kann. Sonst wird das Ticket zu einem klimapolitischen Fehlschlag.“
Wie viel mehr Mittel notwendig sind, hängt unter anderem davon ab, wie genau vor allem die geplante Strompreisbremse ausgestaltet wird. Wenn durch sie auch die Bahnen in Stadt und Land entlastet würden, fiele der notwendige Aufwuchs kleiner aus. Zudem würden so auch der Fern- und der Güterverkehr auf der Schiene entlastet.
Ohne gestiegene Regionalisierungsgelder wären die Aufgabenträger gezwungen, Leistungen in der Größenordnung von bis zu dreißig Prozent abzubestellen. Wo heute der Zug in einem dichten Takt verkehrt, könnten künftig nur noch vereinzelte Verbindungen möglich sein. Anderen Linien würden womöglich in Gänze eingestellt – trotz des 49-Euro-Tickets.
Dieser Forderung schließt sich auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) an. In einer Stellungnahme heißt es: „Wichtig ist, und da ist sich die gesamte Branche einig: Bund und Länder müssen die Finanzierung der Einnahmeausfälle und der gestiegenen Kosten bei der Energie, die den Verkehrsunternehmen durch dieses dauerhafte Angebot entstehen, vollständig sicherstellen, sodass es zu keinen Angebotskürzungen kommt. Die finalen Beschlüsse von Bundestag und Bundesrat werden jetzt zeitnah folgen müssen. Darüber hinaus müssen jetzt schnell Rand- und Rahmenbedingungen geschaffen werden, die zusätzlich die Finanzierung der Nahverkehrsleistungen dauerhaft sichern und im erforderlichen Maße, Mittel für eine Verkehrswende zur Verfügung stellen.“
Für den Verkehrsclub Deutschland (VCD) indes ist der angepeilte Preis noch immer zu teuer. Man fordert auch ein Sozialticket und ein Junge-Leute-Ticket für höchstens 29 Euro im Monat. „Die Einigung auf ein deutschlandweit gültiges Ticket für 49 Euro im Monat ist ein großer Fortschritt – sowohl für die Fahrgäste, als auch für die Verkehrswende insgesamt. Endlich wird der undurchsichtige Tarifdschungel durch ein deutschlandweit gültiges Ticket ersetzt“, so die Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann.
Ähnlich sieht man es auch beim Sozialverband VdK. „Das 49-Euro-Klimaticket leistet einen Beitrag zur Mobilitätswende, aber nicht zur sozialen Teilhabe. Aus Sicht des VdK wäre eine 29-Euro-Lösung eine gute Nachfolge für das 9-Euro-Ticket gewesen. So hätten auch Menschen mit wenig Einkommen weiterhin die Möglichkeit, kostengünstig den ÖPNV zu nutzen – sei es, um Familie und Freunde zu besuchen oder wichtige Arzttermine wahrzunehmen“, so Verbandspräsidentin Verena Bentele.
Siehe auch: Wir erleben eine historische Veränderung