GDL-Streik bei der SWEG
15.09.22 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld
Kurzfristig rief die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihre Mitglieder letzte Woche Donnerstag (8. September) zwischen 3 und 11 Uhr zu Arbeitsniederlegungen bei der SWEG auf. Die Beschreibung der Auswirkungen durch Gewerkschaft und Arbeitgeber könnten unterschiedlicher kaum sein. Die SWEG spricht von einer „geringen Streikbereitschaft“ und nur vereinzelten betrieblichen Auswirkungen.
Die GDL attestiert ihren Mitgliedern hingegen eine „hohe Streikbereitschaft“, spricht von zahlreichen Zugausfällen und einem „gereizten Arbeitgeber“. „Uns per Streik unter Druck setzen zu wollen – dieser Schuss ging nach hinten los“, resümiert Tobias Harms, Vorsitzender der SWEG-Geschäftsführung. „Die SWEG-Beschäftigten haben offenbar verstanden, dass bei ihnen über den mit der Gewerkschaft Verdi abgeschlossenen Vertrag genauso ein nach Landestariftreue anerkannter Tarifvertrag angewendet wird.“
Der von der GDL erhobene Vorwurf der Schaffung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft entbehrt somit jeglicher Grundlage. „Die geringe Streikbereitschaft bei der SWEG GmbH ist ein Zeichen für die Grundakzeptanz mit dem aktuell gültigen Tarifvertrag, insofern haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die GDL selbst entlarvt“, so Harms.
Um den Streik dennoch nicht völlig verpuffen zu lassen, hab die GDL, so der Vorwurf, teilweise Mitarbeiter von SWEG und SBS, die trotz des Streikaufrufs gearbeitet haben, massiv psychisch unter Druck gesetzt, sich ad hoc am Streik zu beteiligen. Der Druck sei sogar auf einige Mitarbeiter ausgeübt worden, die nicht Mitglied der GDL sind. Die Geschäftsführung und der Eigentümer der SWEG danken ausdrücklich allen Beschäftigten, die sich trotz des aufgebauten Drucks nicht am Streik beteiligt haben.
„Die Beschäftigen lassen sich nicht vorführen“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Mit der erfolgreichen Streikmaßnahme haben sie dem Arbeitgeber die passende Antwort auf seine schäbigen Machtspiele gegeben“. Darüber hinaus erhebt man schwere Vorwürfe gegen die SWEG-Geschäftsführung. In einem Aushang heißt es: „Im Bestreben, den überlegenen GDL-Tarifvertrag – bundesweit angewendet bei sechzig GDL-Tarifpartnern, darunter der SBS – im eigenen Unternehmen zu verhindern, war der SWEG-Geschäftsführung und ihrer bisher konkurrenzlosen Gewerkschaft im Verlauf der Auseinandersetzung fast jedes Mittel recht – von Falschbehauptungen über die GDL, Spaltungsversuchen der Belegschaft bis hin zu die Tarifautonomie verletzenden Wortmeldungen des Aufsichtsrates.“
Die SWEG wiederum unterstellt der GDL, Druck auf Mitglieder und auch Nicht-Mitglieder auszuüben. „Das weisen wir entschieden zurück“, so Weselsky. „Unsere Mitglieder wissen, wofür sie eintreten. Sie kämpfen für die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen, die ihnen ein offensichtlich überforderter Arbeitgeber vorenthält. Wenn jemand Druck ausübt, dann ist es die SWEG-Geschäftsführung.“
Foto: SWEG