Eine gute, grenzüberschreitende Eisenbahn als Idealbild
19.09.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
In den letzten Jahren gelang es immer wieder erfolgreich, die Eisenbahn grenzüberschreitend zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden auszubauen. War es vor einigen Jahren noch eine Besonderheit, dass durchgehend bis Venlo gefahren wurde (wenn auch bis vor ein paar Jahren nur gegen Zusatzticket), ist es heute selbstverständlich, dass man von der Landeshauptstadt Düsseldorf aus sowohl nach Arnhem als auch demnächst bis Eindhoven fahren kann.
Im Münsterland sieht es Richtung Enschede ähnlich aus, die Zusammenarbeit funktioniert seit einigen Jahren sehr gut. Diesen Weg gilt es fortzuschreiben. Man kann mit dem Auto problemlos aus dem Ruhrgebiet sonntags nach Venlo zum einkaufen fahren, aber auch die Fahrt auf der Schiene wird immer einfacher. Dabei gilt es, die Eisenbahn insgesamt auszuweiten und zu verbessern.
Aus gutem Grund hat NWL-Geschäftsführer Joachim Künzel darauf hingewiesen, dass man die Linie RE 13 gerne von Hamm aus nach Münster verlängert hätte, aber das scheiterte sowohl an der fehlenden Infrastruktur als auch an offenen Finanzierungsfragen. Tatsächlich ist das ein Thema: Noch haben wir nicht verausgabte Regionalisierungsgelder in den Ländern, aber die Preise für die Zugkilometer werden auch wieder ansteigen.
Vor allen Dingen ist das Thema Energiekosten auch auf der Schiene relevant: Was passiert denn, wenn sich die Preise für den Fahrstrom aufgrund der allgemeinen Brennstoffknappheit vervielfachen? Entweder, die Verkehrsverträge sind so strukturiert, dass diese Mehrkosten 1:1 an die Aufgabenträger weitergeleitet werden, deren Budgets davon bis Anschlag belastet zu werden drohen oder aber wir erleben eine Situation, in der die Verkehrsbetreiber selbst in Schieflage geraten.
Hier gibt es so massive Risiken, das wird auch den Eisenbahnverkehr erheblich betreffen. Nicht nur den, auch die kommunalen Verkehrsbetreiber drohen hier vor unkalkulierbaren Risiken zu stehen. Selbst wenn die Stadtwerke Musterdorf momentan noch ein Dieselpreissicherungsgeschäft oder langfristige Lieferverträge haben, aber wenn die Energiekosten so massiv durch die Decke gehen wie zuletzt, dann drohen hier erhebliche Probleme, die zu lösen wiederum der Hilfe von Bund und Ländern bedarf.
Der Landesverkehrsminister Oliver Krischer hat am Mittwoch in Mönchengladbach ein paar schöne Worte gesagt, aber bei einer ernsthaften Verbesserung der Eisenbahn, wohl wissend, dass man unmittelbar aus einer aktuell laufenden schweren Eisenbahnkrise heraus steuern muss, kann man sich nicht darauf beschränken, Bundesgelder zu fordern.
Natürlich muss der Bund bei manchen Kostenfaktoren politische Weichenstellungen vornehmen. Da geht es etwa um die Frage nach der Laufzeit von Kern- oder Kohlekraftwerken oder der Förderung von Brennstoffen direkt in Deutschland. Aber bei der praktischen eisenbahnpolitischen Umsetzung, da braucht man auch die Länder. Sie alle sind gefordert, die Eisenbahn aus der Krise in bessere Zeiten zu führen.
Siehe auch: RE 13 bis Eindhoven ist fixiert
Foto: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR