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RMV: Positive Neun-Euro-Ticket-Bilanz

25.08.22 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Rund eine Woche vor dem Ende der Sonderaktion mit dem Neun-Euro-Ticket zieht der hessische Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) eine positive Bilanz. „Das Neun-Euro-Ticket gehört zu den am heißesten diskutierten Themen des Sommers 2022. Alleine dadurch, dass der ÖPNV und seine Potenziale bei Politik und Bevölkerung im Gespräch sind, war das Neun-Euro-Ticket ein großer Erfolg“, so RMV-Geschäftsführer Knut Ringat.

Neben mehr als einer Million Zeitkarten-Kunden, deren Fahrkarte automatisch zum Neun-Euro-Ticket wurde, wurden in der dreimonatigen Gültigkeitsdauer 2,3 Millionen Neun-Euro-Tickets im RMV verkauft. Die während Corona zeitweise auf rund dreißig Prozent des üblichen Niveaus zurückgegangene Fahrgastnachfrage erreichte im Sommer wieder Vor-Corona-Niveau, im Durchschnitt also wieder etwa 2,5 Millionen Fahrgäste täglich.

Und das, obwohl durch mobiles Arbeiten weiterhin viele Pendlerwege entfallen. Marktforschungen ergaben, dass rund dreißig Prozent der Fahrten durch Neukunden erfolgten. Eine spürbar höhere Nachfrage bestand vor allem im Freizeitverkehr auf schnellen Regionalexpress-Verbindungen sowie in touristisch besonders attraktiven Regionen. Da das Ticket sehr kurzfristig eingeführt wurde und weder die Anzahl der Mitarbeitenden noch die Zahl der verfügbaren Fahrzeuge in einer solchen Vorlaufzeit signifikant hochgefahren werden konnten, waren im Freizeitverkehr viele Fahrten hoch ausgelastet.

„Der absolut überwiegende Teil der Fahrgäste hatte Verständnis, dass bei so einem extrem günstigen Angebot Engpässe auftreten können“, so Knut Ringat. „Mein Dank gilt dem Personal, das mitten in der Corona-Sommerwelle einer besonderen Belastung ausgesetzt war.“ Das Neun-Euro-Ticket hat gezeigt, welche Potenziale der öffentliche Nahverkehr besonders im Freizeitverkehr hat.

Zugleich wurde aber auch deutlich, dass es mehr Schienen, mehr Mitarbeiter und zusätzliche Fahrzeuge braucht, damit mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen können. Es liegt nun an der Politik, attraktive Nachfolgeangebote – wie das vom RMV und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vorgeschlagene 69-Euro-Ticket – einzuführen, das Streckennetz auszubauen und die Finanzierung eines leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehrs dauerhaft zu sichern. Ab dem 1. September gelten im RMV die regulären Tarife.

Bis zum Jahr 2030 hat der RMV per Gutachten von Roland Berger eine Verdopplung des Finanzierungsbedarfs errechnet, wobei mehr als neunzig Prozent der erwarteten Kosten zur Finanzierung des Bestandsangebots inklusive zu erwartender Kostensteigerungen benötigt werden und nur zu einem kleinen Teil zum Ausbau des Fahrtenangebots vorgesehen ist. Die Gesamtkosten für den Verkehr im RMV betragen knapp zwei Milliarden Euro. Gut jeder zweite Euro stammt aus Fahrgeldeinnahmen, der Rest aus öffentlichen Mitteln, wobei dieser Anteil mit Angeboten wie dem 69-Euro-Ticket zurückgehen würde.

Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

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