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Die Seilbahn kann sinnvoll sein

22.08.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Das fällt auf: Unabhängig von der Frage nach dem konkreten Nutzen einer kommunalen Seilbahn spielt vor allem die seit 2020 mögliche Bundesförderung eine Rolle. Soll also die Frage, ob eine Neubauanlage was auch immer für einer Konstruktion sinnvoll ist oder nicht davon abhängen, ob man als Kommune Gelder vom Bund oder vom Land abgreifen kann? Sprechen wir nicht mehr vom konkreten Nutzen, sondern nur darum, wie man möglichst viel Geld mitnehmen kann?

Das klingt auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig, aber vergessen wir nicht: Kein großes kommunales Infrastrukturprojekt kann von einer Kommune allein finanziert werden. Wenn man in Köln einen neuen U-Bahntunnel unter der Innenstadt graben möchte, dann kann die Stadt Köln diesen nicht aus dem eigenen Haushalt finanzieren. Hierfür braucht man selbstverständlich Bundes- und Landesgelder. Wir sprechen beim Neubau gigantischer Infrastrukturprojekte, die ihren Nutzen über Generationen entfalten in der Tat auch nicht von einer kommunalen, sondern von einer gesamtstaatlichen Aufgabe.

Dass das Bundesverkehrsministerium noch unter unter Andreas Scheuer (CSU) die Förderung solcher Anlagen ermöglicht hat, ist daher nur folgerichtig. Wir sprechen dabei nicht nur über die Kabinenbahn auf die Zugspitze und auch nicht nur über eine touristische Attraktion wie die Kölner Seilbahn, sondern über ein Hochleistungsverkehrsmittel in den Innenstädten. Der Blick auf andere Kontinente zeigt, dass es sehr wohl sinnvoll sein kann, diese auch in den Verkehrsverbund zu integrieren und zum Teil der öffentlichen Verkehrsmittel zu machen.

Dabei kann man natürlich nicht pauschal sagen, dass sowas immer gut und wirtschaftlich ist, sondern es braucht stets eine konkrete Kosten-Nutzen-Berechnung, um die Förderfähigkeit zu ermöglichen. Doch bleiben wir einen Moment in Köln: Was spricht denn dagegen, neben der bereits vorhandenen Seilbahn auch einen Seilbahn-Pendelverkehr zwischen dem Hauptbahnhof am Dom und dem Messebahnhof in Deutz parallel zur Hohenzollernbrücke aufzubauen?

Könnte das nicht dazu führen, dass gerade Fernverkehrszüge einfacher aus Düsseldorf kommend über den Tiefbahnhof in Köln-Deutz auf die Westerwaldachterbahn fahren, während Eis- und Aussteiger die Innenstadt problemlos mit der Seilbahn erreichen? Schon vor über zehn Jahren gab es Pläne, die unter dem Titel „Eine Stadt, ein Bahnhof“ einen großen neuen Hauptbahnhof vorgesehen haben: Mit dem Terminal Dom am jetzigen Hauptbahnhof und dem Terminal Messe auf jetzigen Bahnhof in Deutz.

Genau dieses Projekt könnte mit einer Seilbahn neuen Schwung kriegen. Auch die Verbindungen an einem Flughafen kann deutlich attraktiver werden, wenn man dort verschiedene Terminals mit einer Seilbahn erreicht. Der Skytrain am Düsseldorfer Flughafen zeigt schon lange seinen Nutzen, zukünftige Modelle dieser Art könnten sich als Seilbahn realisieren lassen. Das Potential ist also da und die Seilbahn kann einiges an ernsthaftem Nutzen bieten.

Siehe auch: PwC-Analyse zu kommunalen Seilbahnen
Foto: Kölner Verkehrsbetriebe AG

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