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DB AG: Schwarze Zahlen im ersten Halbjahr

01.08.22 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat der DB-Konzern ein positives operatives Ergebnis erwirtschaftet und ist damit auf seinen profitablen Wachstumspfad zurückgekehrt. Die DB schließt das erste Halbjahr 2022 mit einem operativen Gewinn (EBIT bereinigt) in Höhe von 876 Millionen Euro ab. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2021 um 28,4 Prozent auf rund 28,0 Milliarden Euro. Deutlich mehr Reisende nutzten den Nah- und Fernverkehr.

Auch die internationale Logistik war so gefragt wie nie: „Die Trendwende ist gelungen: Die Nachfrage boomt und wir schreiben wieder schwarze Zahlen“, sagte Richard Lutz, DB-Vorstandsvorsitzender, in Berlin. Das operative Konzernergebnis verbesserte sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 um rund 1,9 Milliarden Euro. Damals hatte die DB pandemiebedingt noch einen Verlust in Höhe von knapp einer Milliarde Euro zu verzeichnen.

Insgesamt summieren sich seit Beginn der weltweiten Erkrankungs-Wellen die Corona-Schäden im Kerngeschäft der DB auf mehr als zehn Milliarden Euro. Den mit Abstand größten Beitrag zum aktuellen Konzernerfolg leistete die Logistik-Tochter DB Schenker. Sie konnte ihren operativen Gewinn im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2021 auf rund 1,2 Milliarden Euro fast verdoppeln. Auch im Kerngeschäft der DB stiegen Ergebnis, Umsatz und Leistung insgesamt erheblich.

59,1 Millionen Fahrgäste nutzten in den ersten sechs Monaten 2022 die Fernverkehrszüge der DB. Das sind 117 Prozent mehr als in der gleichen Zeitspanne des Vorjahres. Rund 725 Millionen Reisende fuhren mit den DB-Nahverkehrszügen – ein Plus von sechzig Prozent. Die Verkehrsleistung des DB-Personenverkehrs auf der Schiene wuchs im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 109 Prozent auf 36,4 Milliarden Personenkilometer. DB Cargo legte bei Umsatz (plus 5,6 Prozent) und Verkehrsleistung (plus 1,2 Prozent) leicht zu, litt aber unter den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und den baubedingten Kapazitätseinschränkungen.

„Die schnelle Rückkehr unserer Reisenden zeigt: Es war goldrichtig, auch in schwierigen Zeiten Kurs zu halten und uns mit neuen Zügen, besseren Angeboten und mehr Personal für kräftiges Wachstum aufzustellen“, so Lutz. Die DB habe seit 2019 etwa 90.000 neue Mitarbeitende in Deutschland eingestellt und 2022 bereits rund 19.500 Jobzusagen gemacht. „Um den Nachfrage-Boom zu bewältigen, haben wir schon viel bewegt. Noch nie waren so viele ICE in Deutschland und Europa unterwegs wie heute“, sagte Lutz.

Trotz oder gerade wegen des hohen Bauaufkommens nahm der Stau auf der Schiene jedoch zu. Im ersten Halbjahr 2022 kamen 69,6 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich ans Ziel. In den ersten sechs Monaten des Vorjahres waren es noch 79,5 Prozent. Insgesamt erreichte die Pünktlichkeit im DB-Schienenpersonenverkehr in Deutschland im ersten Halbjahr 92,5 Prozent.

Die Betriebsleistung auf dem Streckennetz stieg um 2,7 Prozent auf über 563 Millionen Trassenkilometer – rund zwanzig Millionen mehr als vor der Pandemie. Qualität und Pünktlichkeit seien derzeit „nicht akzeptabel“, betonte Lutz. Deshalb bauen Bahn und Bund das hoch belastete Netz nun zum Hochleistungsnetz aus und beginnen mit einer Generalsanierung der am stärksten befahrenen Korridore ab 2024.

Für das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen reicht das aber nicht. Dessen Geschäftsführer Peter Westenberger sagt: „Die Zahlen sprechen bei der DB eine andere Sprache als die Kommunikationsabteilung. Statt im Personen- und Güterverkehr wie in der rosarot gemalten Werbung Kundenorientierung, ein erstklassiges Schienennetz und damit ein überzeugendes Eisenbahnerlebnis zu bieten, wirft der Konzern Gewinne aus und fokussiert sich auf eisenbahnferne Geschäftsfelder, statt sich um das Schienennetz zu kümmern. Die Gesamtperformance der DB ist genauso bereit für die Generalsanierung wie es die DB-Infrastruktur nach den Worten des DB-Chefs ist.“

Im Bereich Infrastruktur wurde bei nahezu stagnierendem Umsatz das Betriebsergebnis um 64 Prozent gegenüber dem Vorjahreshalbjahr auf fast eine halbe Milliarde Euro gesteigert, während die Kunden von DB Netz auf einen Hochleistungskorridor in der Zukunft vertröstet werden: Westenberger: „Der Schienengüterverkehr kaufte sich Ladung durch immer größere Defizite und verschlechterte sein Halbjahres-Betriebsergebnis um knapp die Hälfte auf minus 299 Millionen Euro bei minimal gewachsener Verkehrsleistung.“

Siehe auch: Ordnungspolitische Weichen stellen

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