SSB AG legt Bilanz für 2021 vor
14.07.22 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) schließt 2021 mit einem Verlust von rund 25 Millionen Euro ab und verbessert sich damit gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Millionen Euro. Das Ergebnis ist um 27,9 Millionen Euro besser als geplant. Die Fortführung des ÖPNV-Rettungsschirms für 2021 war noch nicht beschlossen, als der Planungsprozess 2021 bei der SSB beendet wurde. Der Plan für 2021 wies daher noch das erwartete, durch die Pandemie verursachte Delta aus. Dies ist der Hauptgrund für die große Abweichung.
„Am Ergebnis 2021 können wir also drastisch sehen, dass der ÖPNV-Rettungsschirm des Landes und des Bundes der SSB als ÖPNV-Unternehmen die Existenz gesichert hat“, sagt der Kaufmännische Vorstand und amtierende Arbeitsdirektor der SSB, Mario Laube. „Für diese grundlegende Unterstützung sind wir daher sehr dankbar. Ohne diese Hilfe könnten wir unseren Fahrgästen jetzt in der auslaufenden Pandemie sicher keinen so starken ÖPNV mehr bieten“, bekräftigt der Technische Vorstand und Vorstandssprecher der SSB Thomas Moser.
2021 hat die SSB 242,9 Millionen Euro Umsatzerlöse erwirtschaftet. Im Jahr zuvor waren es noch 6,3 Prozent mehr. Das Jahr war gekennzeichnet von der Inbetriebnahme der U6-Verlängerung zum Flughafen und zur Messe, der Anlieferung des ersten neuen Zahnradbahnfahrzeugs, der Corona-Pandemie, dem Starkregenereignis, dem Brand im Busbetriebshof Gaisburg und der kontinuierlichen Weiterführung der Instandhaltung bei Fuhrpark und Infrastruktur.
Den Unterschied zwischen den Kosten für ein gleichbleibendes Fahrplanangebot und geringeren Fahrgeldeinnahmen galt es auch im zweiten Coronajahr 2021 abzudecken. 2021 waren bei der SSB rund 115,6 Millionen Fahrgäste unterwegs, das sind rund 3,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dennoch haben 33,9 Prozent weniger Menschen rund um Stuttgart Bus und Bahn genutzt als vor der Pandemie.
Der VDV-Landesgruppe Baden-Württemberg geht für 2021 landesweit von 430 Millionen Euro Einnahmenverlusten im ÖPNV aus. Im November 2021 hat die SSB für das Jahr 2021 59 Millionen Euro an Einnahmenverlusten geltend gemacht. 52,8 Millionen Euro dieser Rettungsschirmmittel wurden bereits 2021 ertragswirksam gebucht. Die restlichen Gelder für 2021 werden 2023 erwartet. Es ist aus Sicht der SSB sehr zu begrüßen, dass Bund und Länder auch für 2022 einen Rettungsschirm angekündigt haben.
Trotz des Pandemieverlaufs 2020 und 2021 zeigen Marktstudien der SSB, dass die Fahrgäste mit dem ÖPNV der SSB nach wie vor sehr zufrieden sind. Die SSB engagiert sich gemeinsam mit ihren Partnern seit dem Sommer 2021 in einer Marktoffensive, um die Fahrgäste in der abklingenden Pandemie wieder zurückzugewinnen. Mit der Ausnahme des Nachtbus- und Veranstaltungsverkehres hat die SSB 2021 trotz gesunkener Fahrgastzahlen ihr gesamtes Mobilitätsangebot stabil geleistet.
Das haben nicht zuletzt auch die Krankenquoten im Unternehmen erlaubt, was wiederum eine Leistung der SSB-Mitarbeiter ist. Ihre Disziplin und ihre Verantwortungsbereitschaft haben gemeinsam mit den unternehmensweiten Schutzmaßnahmen innerbetriebliche Ansteckungsketten erfolgreich vermieden. Und dies, obwohl viele wichtige Berufe im ÖPNV in Präsenz und im Team ausgeübt werden müssen. Der Personalaufwand lag 2021 bei 218,4 Millionen Euro, 7,6 Millionen Euro über dem Vorjahr. 126 Nachwuchskräfte ließen sich 2021 bei der SSB ausbilden.
2021 arbeiteten bei der SSB 3.281 Menschen für den Stuttgarter Nahverkehr, nahezu die Hälfte davon im Fahrdienst. Der Personalzuwachs von 2,02 Prozent auf 3.281 Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr ist fast ausschließlich im Fahrdienst zu verzeichnen. „Wir bemühen uns zurzeit aktiv darum, unterschiedliche Fachkräfte von der SSB als einer zeitgemäßen, soliden und sinnstiftenden Arbeitgeberin und Ausbilderin zu überzeugen“ ergänzt Mario Laube.
Die finanziellen Auswirkungen des Brandes in der Bus-Abstellanlage in Gaisburg im Jahr 2021 stellen sich für das Ergebnis des Jahres selbst neutral dar: Sechs Millionen Euro an Versicherungsentschädigungen wurden bereits 2021 an die SSB gezahlt. Sie stehen Ausbuchungen der zerstörten Abstellanlage und der zerstörten Fahrzeuge in etwa gleicher Höhe gegenüber. Der Wiederaufbau der Abstellanlage und die Erneuerung der Busflotte stehen noch aus. Allerdings sind die neuen Omnibusse bereits bestellt. Insgesamt hat das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 110 Millionen Euro Fördergelder erhalten.
Siehe auch: Auf Sicht fahren