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Pilotprojekt Wilson.Share ist geplant

27.07.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Schienennetz in Deutschland ist an vielen Stellen am Limit. Die Folgen, die unter anderem auf eine Rekordzahl an Baustellen zurückzuführen sind, sind Verspätungen aber auch zwischengeparkte Güterzüge, die kurzfristig umdisponiert das Netz zusätzlich belasten. Ein Projektkonsortium unter Beteiligung der gemeinnützigen Allianz pro Schiene will nun mit finanzieller Unterstützung aus dem Bundesverkehrsministerium herausfinden, ob und wie durch einen unternehmensübergreifenden Einsatz von Lokführern die Lage entschärft werden kann.

„Wir wollen zusammen mit den Güterbahnen und den Beschäftigten der Frage nachgehen, wie im Schienengüterverkehr eine digital unterstützte unternehmensübergreifende Kooperation beim Personaleinsatz auf der Lok gelingen kann“, sagte Bernhard Knierim, Projektleiter der Allianz pro Schiene. Knierim: „Viele Verspätungen werden durch Schwergang im Betrieb und lange Wege zu den Einsatzorten ausgelöst. Wenn Lokführer mehr im Taxi und im ICE als im Führerstand sitzen, ist das für alle Beteiligten unbefriedigend. Wir erhoffen uns durch eine unternehmensübergreifende Kooperation mehr Flexibilität und wollen so auch die Kapazität der Schiene besser nutzen.“

In Deutschland gibt es mehr als 300 Güterbahnen auf dem öffentlichen Schienennetz. „Um eine Einhaltung der maximalen Fahr- und Ruhezeiten zu gewährleisten und gleichzeitig zu verhindern, dass Züge wegen fehlenden Personals stehen bleiben, macht es insbesondere bei großen Verspätungen Sinn, unternehmensübergreifend zu kooperieren“, so Knierim.

Helfen sollen Software-Lösungen, wie sie von Allianz pro Schiene-Fördermitglied Menlo79 GmbH entwickelt werden. In Anlehnung an den Nachnamen des Lokführers der ersten deutschen Eisenbahn trägt sie den Arbeitstitel „Wilson.Share“. „Noch sind ganz viele Fragen zu klären, von der Akzeptanz bis hin zu rechtlichen und technischen Aspekten“, sagt Gerrit Koch to Krax vom StartUp Menlo79, das bei dem Projekt die Konsortialführung übernommen hat. Benötigt werde „eine echte Branchenlösung, die auch für kurzfristige Änderungen funktioniert und eine Kooperation zwischen den Unternehmen im täglichen Betrieb ermöglicht“. Ein erster Pilotversuch soll im nächsten Jahr starten.

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