Hilfe für die ukrainische Eisenbahn
14.07.22 (Europa) Autor:Stefan Hennigfeld
Am Rande des Gipfels der Gemeinschaft Europäischer Bahnen (CER) in Wien haben die Vorsitzenden führender europäischer Eisenbahnunternehmen ihre Solidarität mit der Ukraine erklärt und Unterstützung für die ukrainische Eisenbahn in Aussicht gestellt. Die Unterzeichner, darunter DB-Chef Richard Lutz, verpflichten sich darin zur Lieferung von technischer Ausrüstung und Ersatzteilen sowie zur Unterstützung der ukrainischen Eisenbahnen beim Wiederaufbau.
Richard Lutz: „Die ukrainischen Eisenbahner:innen leisten gerade Beeindruckendes. Sie halten das Land am Laufen. Trotz der wiederholten Anschläge auf Strecken und Bahnhöfe geht der Betrieb weiter. Weil nur ein funktionierendes Eisenbahnsystem der Schlüssel für den zukünftigen Wiederaufbau des Landes sein wird, benötigt die Ukraine ausreichend Finanzmittel und parallel zum Aufnahmeprozess in die EU-Mitgliedschaft eine Integration in das transeuropäische Verkehrsnetz.“
Die Deutsche Bahn unterstützt die ukrainische Staatseisenbahn (Ukrzaliznytsia/ UZ) mit Arbeitsschutzkleidung im Umfang von bis zu 500.000 Euro. Daneben soll es auch einen Austausch zu Know-how und technischem Fachwissen geben. Geprüft wird derzeit auch die Lieferung von Personenwagen, die allerdings auf die in früheren Sowjetrepubliken auch heute noch übliche Breitspur umgerüstet werden müssten.
Die vom Krieg geschwächte Eisenbahninfrastruktur der Ukraine soll schnellstmöglich wiederaufgebaut werden. Die DB und andere europäische Bahnen appellieren an die EU, dafür ausreichende Finanzmittel bereitzustellen. Die ukrainische Eisenbahninfrastruktur sollte stärker in das transeuropäische Verkehrsnetz integriert werden, insbesondere durch die Entwicklung neuer Korridore. Auf diesem Wege wären die Ukraine und Moldawien mit dem EU-Eisenbahnnetz verbunden.
Von Bedeutung sind die Korridore für den Export von Agrarrohstoffen und die Ausfuhr von Erzen, Stahl und Maschinen. Seit Kriegsbeginn hat die Deutsche Bahn hunderttausenden Menschen bei der sicheren Ausreise nach Deutschland geholfen. Rund 450.000 Menschen reisten bislang mit dem #helpukraine-Ticket kostenlos mit Bahnen und Bussen. Das Ticket gibt es jetzt auch digital.
Seit gut drei Monaten rollen Hilfsgüter direkt in die vom Krieg betroffenen Gebiete. Ganze Containerzüge – beladen mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Generatoren, Erste-Hilfe-Sets und Powerbanks – bringen dringend benötigte Güter über Krakau direkt zu Terminals in der Nähe von Kiew. 400 Containerladungen sind bislang über die Schiene gerollt; weitere 400 auf Lastwagen.
Für den Transport von Rohstoffen aus der Ukraine hat die DB AG gemeinsam mit der Ukrainischen Eisenbahn neue Transportlösungen für Getreide, Eisenerz und Sonnenblumenöl gefunden. Seit Mitte Mai rollen Containerladungen über Häfen am Schwarzen Meer und Polen in die Europäische Union. Darüber hinaus hat die DB AG bislang etwa dreißig ukrainische Staatsbürger in Deutschland eingestellt.
Foto: Deutsche Bahn AG / Pablo Castagnola