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Die Aufbruchstimmung nutzen

23.06.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Das erste, woran man dieser Tage denkt, wenn man die Stadt Hamburg und den ÖPNV betrachtet, dürften wohl die überfüllten Bahnsteige am ersten Wochenende mit dem Neun-Euro-Ticket sein. Man hatte den Eindruck, dass das vorhandene System öffentlicher Verkehrsmittel dem Andrang überhaupt nicht gewachsen war. Während man derzeit Diskussionen über eine Nachfolgeregelung für das Neun-Euro-Ticket führt, sieht man allerdings auch in Hamburg, dass es sehr wohl eine Vorbereitung auf die Zukunft und eine Teilnahme am technischen Fortschritt und der allgemeinen Digitalisierung gibt.

Man wird ein steigendes Fahrgastwachstum haben, ganz gleich ob das Neun-Euro-Ticket Ende August einfach ausläuft, oder ob man sich in der Bundespolitik für eine Nachfolgeregelung entscheidet. In jedem Fall steigt die Nachfrage und gerade in einer Großstadt wie Hamburg ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auch ratsam. Wer möchte schon ständig in der Großstadt im Stau stehen, wenn die U-Bahn nebenan vorbeifährt?

Diverse Angebote der „neuen Mobilität“, wie man so schön sagt, spielen schon lange eine Rolle und ergänzen den konventionellen ÖPNV: Die zahlreichen SwitcHH-Punkte gerade an der Waterkant machen es möglich, problemlos für eine Stunde in ein Mietauto zu steigen und sich damit seine Einkäufe nach Hause zu bringen. Auch Fahrräder kann man sich nicht nur innerhalb der Großstadt mieten, sondern man kann damit wunderbare Ausflüge machen. Nirgendwo in Deutschland ist das Leben ohne eigenes Auto so einfach wie in den Millionenstädten der Republik.

Um die tarifliche Integration hinzubekommen ist der hvv seit seiner Gründung in den 1960er Jahren mehrfach Richtung Niedersachsen und Richtung Schleswig-Holstein erweitert worden, weil auch die Ein- und Auspendelbewegungen deutlich zugenommen haben. Man muss aber auch in den umliegenden Klein- und Mittelstädten etwas tun und hier hapert es oftmals noch. Das sind dann die Situationen, dass die Leute entweder mit dem Auto fahren, weil die letzte Meile nicht funktioniert oder wo es sich dann richtig staut, weil mit dem Neun-Euro-Ticket auf einmal eine Nachfrage geschaffen worden ist, mit der nie jemand gerechnet hätte.

Billig nach Sylt reisen ist eben etwas anderes als verlässlich im Alltag zur Arbeit und nach Hause zu fahren. Die Erfolgsgeschichten, die die Hochbahn hier jenseits von Corona und des Neun-Euro-Tickets aber bereits vorweisen kann zeigt, dass es sehr wohl den Bedarf gibt, gute öffentliche Verkehrsmittel auf die Beine zu stellen und dass auch die Bereitschaft zum Umstieg vorhanden ist.

Möglicherweise haben überfüllte Bahnsteige im Zusammenhang mit dem Neun-Euro-Ticket den einen oder anderen potentiellen Umsteiger abgeschreckt, aber hier dürfte im Moment sicherlich der Erfolg überwiegen, der sich im Zusammenhang mit der öffentlichen Aufmerksamkeit eingestellt hat, den das Sommerangebot mit sich bringt. Und wer weiß, was danach kommt. Die Chancen stehen dieser Tage besser als seit vielen Jahren.

Siehe auch: Hochbahn: Fahrt aufnehmen für die Zukunft
Foto: _Leon

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