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Alstom setzt Pilotprojekt im Norden fort

15.06.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Forschungsprojekt „Automatisiert fahrende Regionalzüge in Niedersachsen“ geht in die nächste Phase. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der TU Berlin entwickelt Alstom technische Lösungen, um den Schienenpersonenverkehr in Deutschland schrittweise zu digitalisieren. Das Projekt wird über das Europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS die Möglichkeiten der Automatisierung im Regionalverkehr ausloten. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) unterstützt das Projekt und stellt zwei Regionalzüge für die Tests zur Verfügung.

Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU): „Die Zukunft des Schienenverkehrs ist klimaneutral und digital – das wissen wir gerade in Niedersachsen sehr gut. Nachdem wir hier bereits seit 2018 die weltweit ersten emissionsfreien Wasserstoffzüge einsetzen, erproben wir nun, wie wir durch autonom fahrende Züge eine noch höhere Qualität im Nahverkehr erreichen können. Das Projekt verbindet zwei herausragende Qualitäten des Standortes Niedersachsen: innovative Mobilität und einen hohen Digitalisierungsgrad. Wir schaffen damit die Grundlage für mehr Verkehr auf der Schiene.“

Erprobt wird das automatisierte Fahren auf Strecken in Niedersachsen. Während das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Forschungsprojekt zur Automatisierung unterstützt, finanziert das Niedersächsische Wirtschaftsministerium die notwendige Ausrüstung der beiden Versuchsfahrzeuge mit 5,5 Millionen Euro, maßgeblich aus dem Sondervermögen Digitalisierung.

Für die Versuche in Niedersachsen werden in einer ersten Phase neue Systeme für den automatisierten Betrieb entwickelt. Dazu gehört die Signalerkennung, um die an der Strecke aufgestellten Signale (Verkehrszeichen der Bahn) erkennen und interpretieren zu können. Zudem muss der Zug Hindernisse erkennen können. Im Störungsfall wird der Zug ferngesteuert oder vom Zugbegleiter geführt. Alstom hat bereits mit Versuchszügen in anderen Ländern gezeigt, dass automatisiertes Fahren und die Fernsteuerung von Zügen technisch umgesetzt werden können.

Im Projekt wird ermittelt, ob der vorhandene regulatorische Rahmen für den automatischen Betrieb (ATO) angepasst werden muss. Daraufhin wird geprüft, welche Tests und Ergebnisse benötigt werden, um das automatisierte Fahren und seine Sicherheit für den Fahrgastbetrieb hinreichend unter Beweis zu stellen. In einer zweiten Phase muss das automatisierte Fahren als „Reallabor“ soweit wie möglich unter realen Bedingungen erfolgen.

Die neuen Systeme werden in die zwei mit ETCS vorgerüsteten LNVG-Triebzüge eingebaut und im Betrieb getestet. Die Erkenntnisse sollen dabei helfen, autonome Züge eines Tages regulär zuzulassen. Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung: „Die Förderung technischer Innovationen ist uns ein Kernanliegen. Wir freuen uns, diese Entwicklung mit zwei unserer Fahrzeuge unterstützen zu können.“

Foto: Alstom

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