Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

PwC: Zahl der E-Busse verdoppelt

19.05.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Zahl der Linienbusse in elektrischer Traktion im Bundesgebiet hat sich im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 verdoppelt. Waren es 2020 noch 683 Fahrzeuge, stieg die Zahl im Jahr 2022 auf 1.269, 586 kamen neu hinzu. Damit ist die Zahl der Neuzulassungen gegenüber 2020 um fast sechzig Prozent gewachsen und die Marke von tausend Fahrzeugen wurde erstmals überschritten.

Das sind zwei der Kernergebnisse des fünften E-Bus-Radars der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Die Analyse betrachtet ausschließlich Busse mit mehr als acht Passagierplätzen (Fahrzeugklasse M3) mit elektrifizierten Antrieben und externer Energiezufuhr, die im Sinne der „Clean Vehicles Directive“ (CVD) der Europäischen Union als „sauber“ oder „emissionsfrei“ gelten.

Mit jeweils mehr als achtzig Fahrzeugen sind sieben Bundesländer Vorreiter beim Betrieb elektrifizierter Busse. Mehr als jeder zweite Bus mit elektrifiziertem Antrieb ist in Nordrhein-Westfalen (297), Hessen (186) oder Hamburg (162) im Einsatz. In Berlin sind wie im Vorjahr 137 E-Busse im Einsatz, die Hauptstadt rangiert somit auf Platz vier, gefolgt von Niedersachsen (117), Baden-Württemberg (94) und Bayern (88).

Die übrigen Länder betreiben insgesamt 188 Busse mit elektrifiziertem Antrieb. Im Jahr 2021 beförderten in 116 Städten insgesamt 1.269 Busse ohne konventionellen Dieselantrieb die Fahrgäste. Die überwiegende Mehrheit davon sind Batteriebusse (1.066). Die anderen Antriebsarten machen nur wenige Prozent aus: So fahren aktuell 88 Busse mit Brennstoffzellenantrieb und achtzig Oberleitungsbusse sowie 35 Plug-In-Hybrid-Busse im deutschen ÖPNV.

Hansjörg Arnold, Partner Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland, sagt: „Viele Verkehrsunternehmen stellen die Busflotte bereits auf umweltfreundliche Antriebe um, viele weitere beabsichtigen, dies in den kommenden Jahren zu tun. So wird ein ohnehin umweltfreundliches Verkehrsmittel – der Bus – zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz.“

Zehn Städte planen derzeit besonders umfangreiche Anschaffungen von E-Bussen. Dazu zählen Berlin (+1.530), Hamburg (+1.066), Kiel (+224), Essen (+217) und Wiesbaden (+208). Seit 2017 wächst die Anzahl jährlich neu angeschaffter Busse exponentiell: Nach 14 neuen Bussen im Jahr 2017 waren es 2018 schon 51 Neuzugänge; 2020 kamen 367 neue Fahrzeuge hinzu, 2021 waren es 586. Aktuell entfallen auf fünf Fahrzeughersteller rund 85 Prozent des Marktes.

Sie produzierten insgesamt 1.071 der eingesetzten E-Busse. Diese stammen aus den Werken von Mercedes Benz (428), Solaris (287), VDL (239), van Hool (64) und Ebusco (53). Batteriebusse sind aktuell die mit Abstand am weitesten verbreitete E-Bus-Variante (1.066). 2021 nahmen die Verkehrsunternehmen 553 neue Batteriebusse in Betrieb, 2020 waren es 313 Fahrzeuge. Beide Zahlen übertreffen die Neuanschaffungen der vorangegangenen Jahre 2019 (100) und 2018 (36) sehr deutlich. Mit 88 Fahrzeugen sind Elektrobusse mit Brennstoffzellenantrieb aktuell weniger stark verbreitet.

Bei diesem Antrieb erzeugt eine Brennstoffzelle elektrische Energie aus Wasserstoff. Führend ist hier die Region Köln mit derzeit 52 Brennstoffzellenbussen. Wuppertal betreibt elf, Höchst acht solcher Fahrzeuge. Bis 2025 wollen die Verkehrsunternehmen nach aktuellen Planungen knapp 3.400 rein elektrisch angetriebene Busse anschaffen, davon auch 513 mit Brennstoffzellenantrieb.

Bis zum Jahr 2030 gibt es bereits heute Planungen für mehr als 5.500 weitere elektrisch angetriebene Busse. Und diese Zahl steigt nahezu täglich, da immer mehr Kommunen und Verkehrsunternehmen ihre Planungen konkretisieren. Aufgrund der starken Zuwächse gewinnt die Umstellung auf elektrische Antriebe im öffentlichen Nahverkehr zunehmend an Fahrt. Aktuell machen Elektrobusse erst rund 2,4 Prozent der gesamten ÖPNV-Busflotte von rund 54.000 Fahrzeugen aus, bezogen auf die rund 35.000 Stadtbusse in Deutschland liegt der Wert bei 3,6 Prozent.

Entsprechend steigt der Finanzbedarf: So kostet allein das Fahrzeug deutlich mehr als das doppelte eines vergleichbaren Dieselbusses – Infrastruktur noch nicht eingerechnet. „Um die Transformation erfolgreich umsetzen zu können benötigen Kommunen und Betreiber umfassende finanzielle Unterstützung, sowohl für die Anschaffung als auch für den Betrieb.“ sagt Maximilian Rohs von PwC. Die PwC-Experten rechnen mit Impulsen durch die Clean Vehicles Directive der Europäischen Union, die verpflichtende Mindestquoten vorsieht.

Siehe auch: Die Schattenseiten einer Wundertechnologie

Kommentare sind geschlossen.