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150 Jahre Straßenbahn in FFM

27.05.22 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Als im Mai 1872 die erste Straßenbahn durch Frankfurt am Main rollte, tickten die Uhren noch anders. Die Genehmigungsbehörde war damals der königliche Polizeipräsident in der zu Preußen gehörenden Reichsstadt Frankfurt. Die neu gegründete Frankfurter Trambahn Gesellschaft (FTG) eröffnete ihre erste Strecke von Schönhof durch Bockenheim bis zum Schillerplatz, heute Hauptwache.

Waren anfänglich zwanzig Pferde im Einsatz, stieg ihre Zahl bis zum Jahr 1900 auf mehr als 900. Die für die Pferdebahnen eingesetzten Kaltblüter und stammten aus den Ardennen, später aus Dänemark, und waren zum Teil bei der Kavallerie oder Artillerie geschult worden. Nach der Erfindung der Dynamomaschine durch Werner Siemens begann der Elektromotor seinen Vormarsch und die neue Technik machte auch vor der Frankfurter Pferdebahn nicht Halt.

Zunächst fuhr, ins Leben gerufen von der neu gegründeten „Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft (FOTG)“, vom 18. Februar 1884 an eine elektrische Straßenbahn zwischen der Alten Brücke in Sachsenhausen und dem Buchrainplatz in Oberrad. Die Linie, die noch im selben Jahr bis in die Nachbarstadt Offenbach verlängert wurde, war die einzige Meterspur in Frankfurt. Das und die Tatsache, dass die Wagen nur einen kurzen Radstand hatten, brachten ihr den wenig schmeichelhaften, aber einprägsamen Spitznamen „Knochenmiehl“ ein.

So hat die Frankfurter Straßenbahn viel mitgemacht: Zwei Weltkriege und die Wirren der Zwischenkriegszeit. Es folgten die autogerechten Städte der Bonner Republik, die Versuche, öffentliche Verkehrsmittel als Finanzsteinbruch für öffentliche Haushalte zu nutzen nach Mauerfall und Einheit, aber auch die Verkehrswende seit den 2010er Jahren. Heute besitzt Frankfurt ein gut ausgebautes Nahverkehrssystem und das moderne Mobilitätangebot bietet den Frankfurtern schnelle Verbindungen und umweltfreundliche Verkehrswege.

Die Entwicklung der Fahrgastzahlen macht das Wachstum des städtischen ÖPNV deutlich: Der Zahlenspiegel 1997 weist 136,9 Millionen Fahrgäste in U- und Straßenbahnen aus. 1997 ist insofern von Bedeutung, als es das erste volle Geschäftsjahr der zum 31. Dezember 1996 gegründeten Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH ist. Hinzu kamen 35,3 Millionen Fahrgäste in den damals noch von der VGF betriebenen Bussen. 2019, dem letzten „Normaljahr“ vor Corona, wies die VGF in U- und Straßenbahnen 202,5 Millionen Fahrgäste aus.

Und noch einmal ein Vergleich, diesmal zwischen 1997 und 2020: Die Betriebsstreckenlänge betrug 1997 56,12 U-Bahnkilometer, 59,46 km bei der Tram. 2020: 64,85 km bzw. 68,67 km. Im Fuhrpark waren 1997 224 U-Bahnen und 110 Straßenbahnen, 2020 waren es 261 bzw. 112. Auch hier hat die VGF kräftig investiert: in 23 neue Mittelteile der „U5“-Wagen und in 58 neue Straßenbahnen des Typs „T“, die die älteren „R“-Wagen nicht nur ersetzen, sondern den Fuhrpark auch erweitern werden.

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