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NWL und VRR beschaffen 63 CAF-Triebzüge

11.04.22 (NWL, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Letzte Woche ist der Vertrag für die Produktion, Lieferung und die langfristige Instandhaltung von 63 lokal emissionsfreien Triebfahrzeugen unterzeichnet worden. Vertragspartner sind der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der spanische Fahrzeughersteller Contrucciones y Auxiliar de Ferrocarriles, S.A. (CAF). Die beiden Aufgabenträger haben vorab in einem regulären Vergabeverfahren nach potentiellen Auftragnehmern gesucht, bei dem sich CAF durchgesetzt hat.

Ab Dezember 2025 stellen die beiden Aufgabenträger den Verkehr im Rahmen der Neuvergabe des Niederrhein-Münsterland-Netzes auf Batterietriebzüge um, die auf elektrifizierten Abschnitten aus der Oberleitung nachladen können. Im Rahmen dessen wird das Sitzplatzangebot erweitert. Der Fachbegriff ist BEMU und steht für Battery Electric Multiple Unit. Damit kommt man dem Ziel näher, ab 2030 rund neunzig Prozent des SPNV jenseits konventioneller Dieseltraktion zu betreiben.

VRR-Geschäftsführer Ronald Lünser: „Es ist uns mit dem NRW-RRX-Modell erneut gelungen, die Fahrzeughersteller zu motivieren, instandhaltungsfreundliche und energieeffiziente Fahrzeuge zu konstruieren bzw. weiterzuentwickeln.“ Um in die neuen Fahrzeuge investieren zu können haben sich der Zweckverband VRR Eigenbetrieb Fahrzeuge und Infrastruktur und der NWL Eigenbetrieb Infrastruktur und Fahrzeuge (EBINFA) günstige Kreditkonditionen gesichert. Für die Finanzierung der CAF-Neufahrzeuge erhielten die Europäische Investitionsbank und die NRW-Bank den Zuschlag.

„Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen unterstützen wir die notwendige Transformation des Landes hin zu einer klimaresilienten Mobilität – zum Beispiel mit langfristigen Investitionsfinanzierungen für emissionsarme kommunale Infrastruktur“, erklärt NRW-Bank-Vorstandsmitglied Michael Stölting. „Mit den gewährten Annuitätendarlehen bleiben die zu zahlenden Raten für VRR und NWL über die gesamte Laufzeit der Kreditverträge konstant und sind damit über den vollständigen Lebenszyklus der Fahrzeuge fest kalkulierbar.“

Die Lieferung der Fahrzeuge von Typ „Civity BEMU“ erfolgt in zwei Größen mit einem Sitzplatzangebot von je 120 beziehungsweise 160 Sitzplätzen, was deutliche Kapazitätssteigerungen auf vielen Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes ermöglicht. Es handelt sich bei den Fahrzeugen um batterieelektrische Fahrzeuge.

„Diese sind state-of-the-art elektrische Fahrzeuge, die zusätzlich mit Batterien ausgestattet sind, um die nicht elektrifizierten Streckenabschnitte zu überbrücken und unter der Oberleitung die Batterien wieder aufzuladen zu können.“, erklärt Javier Martinez Ojinaga, CEO von CAF.

Bevor die Fahrzeuge ihren Betrieb aufnehmen können, muss die Eisenbahninfrastruktur entsprechend ausgebaut werden: So müssen beispielsweise die Stellwerkstechnik erneuert, Bahnsteige verlängert und für einen niveaugleichen Ein- und Ausstieg erhöht, der Bahnhof Coesfeld elektrifiziert, in Geldern eine Wendeanlage für die neue RB 37 errichtet sowie Abstellanlagen erweitert und ertüchtigt werden. In Kleve baut die DB Netz AG eine Oberleitungsinselanlage (OLIA) an der die BEMU-Fahrzeuge aufgeladen werden können. Darüber hinaus wird die ehemalige Zechenbahn nach Kamp-Lintfort reaktiviert und verlängert, so dass der Hochschulstandort künftig an das SPNV-Netz angeschlossen wird.

Das Niederrhein-Münsterland-Netz umfasst sieben Linien mit über sechs Millionen Zugkilometern Verkehrsleistung pro Jahr: Den Niersexpress (RE 10) von Kleve über Krefeld nach Düsseldorf, den Emscher-Münsterland-Express (RE 14) von Essen über Bottrop nach Borken oder Coesfeld, den Fossa-Emscher-Express (RE 44) von Kamp-Lintfort über Duisburg und Oberhausen nach Bottrop sowie den Niederrheiner (RB 31) von Xanten nach Duisburg, die Ruhrortbahn (RB 36) von Oberhausen nach Duisburg-Ruhrort, die Niers-Erft-Bahn (RB 37) von Geldern nach Neuss und die Emschertalbahn (RB 43) von Dortmund über Herne nach Dorsten.

Hendrik Schulte (parteilos), Staatssekretär im Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, erklärte anlässlich der Vertragsunterzeichnung: „Wir wollen mehr Menschen dazu bewegen, mit Bus und Bahn zu fahren. Dafür brauchen wir ein verlässliches und flexibles Angebot auf der Schiene. Saubere und moderne Elektrozüge werden in Zukunft die Mobilität und damit die Lebensqualität der Menschen in der Region deutlich verbessern. Außerdem sinken die Feinstaub- und Stickoxid-Belastungen und der Lärm wird reduziert.“

Siehe auch: Die nächsten Jahrzehnte vorbereiten

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