DB AG: Erneut rote Zahlen 2021
04.04.22 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
In der letzten Woche hat die Deutsche Bahn ihre Bilanz für das zweite Coronajahr 2021 vorgelegt. Der Konzern steckt erneut in den roten Zahlen, hofft allerdings im laufenden Jahr wieder Gewinne machen zu können. Der Konzernumsatz stieg im Geschäftsjahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 18,4 Prozent auf 47,3 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr will die DB operativ wieder schwarze Zahlen schreiben.
Die Bilanz des Jahres 2021 weist dagegen pandemiebedingt mit 1,6 Milliarden Euro noch einen operativen Verlust (EBIT bereinigt) aus. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich das Minus aber erheblich (2020: minus 2,9 Milliarden Euro). Das Jahresergebnis inklusive außerordentlicher Effekte, Zinsen und Steuern verbesserte sich noch deutlicher um fast fünf Milliarden Euro auf minus 900 Millionen Euro (2020: minus 5,7 Milliarden Euro).
In den Fernverkehrszügen der DB reisten 2021 mehr Fahrgäste als im Vorjahr. Im Kerngeschäft stieg der Umsatz insgesamt an, dabei legte auch DB Cargo wieder zu. Den größten Aufwärtstrend zeigte die DB Schenker. Sie erreichte mit plus 1,2 Milliarden Euro das beste operative Ergebnis ihrer Geschichte. „Jeder Fahrgast und jeder Güterzug hilft dem Klimaschutz“, sagte DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz in Berlin.
Das zweite Pandemie-Jahr habe gezeigt: „Die Menschen wollen Bahn fahren. Die Unternehmen wollen mehr Verkehr auf die Schiene verlagern und die Politik will diesen Weg weiter konsequent unterstützen. Das alles bestätigt unsere Strategie der Starken Schiene“, so Lutz. Zu Jahresbeginn 2022 beförderte die DB mehr Fahrgäste und Güter als im Vorjahreszeitraum. Die DB setzte 2021 die Erweiterung ihrer Flotte fort und baute das Fernverkehrsangebot weiter aus – unter anderem mit einem Halbstundentakt zwischen Hamburg und Berlin.
Rund 82 Millionen Reisende nutzten 2021 die Fernverkehrszüge der DB (2020: rund 81 Millionen). DB Regio lieferte eine stabile Betriebsleistung. Der DB-Nahverkehr verzeichnet zudem volle Auftragsbücher: Der Auftragsbestand lag zum Jahreswechsel mit einem Volumen von rund 93,6 Milliarden Euro 10,5 Prozent über Vorjahr und ist höher als vor der Pandemie. Die europäische Nahverkehrstochter DB Arriva beförderte 2021 fast elf Prozent mehr Reisende und konnte ihren operativen Verlust deutlich verringern.
DB Cargo legte 2021 gegenüber dem Vorjahr bei den beförderten Mengen um 6,3 Prozent zu und bei der Verkehrsleistung um 7,9 Prozent. Die Betriebsleistung auf dem Schienennetz der DB stieg um rund vier Prozent auf 1,1 Milliarden Trassenkilometer. Trotz Pandemie steigerte die DB ihre Investitionen erneut. Die Bruttoinvestitionen wuchsen im vergangenen Jahr um 6,8 Prozent auf rund 15,4 Milliarden Euro – eine neue Höchstmarke. Die Netto-Investitionen kletterten um 7,7 Prozent auf etwa 6,3 Milliarden Euro. Die Nettofinanzverschuldung blieb mit 29,1 Milliarden Euro leicht unter Vorjahr.
Weniger positiv sieht man die Sache beim Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE). Verbandsgeschäftsführer Peter Westenberger: „Die DB AG in ihrer jetzigen Verfassung ist nicht zukunftsfähig, mangelnde Effizienz ist nicht pandemiebedingt. Die unnötig hohen Defizite der DB AG belasten den Bundeshaushalt und den Ruf des Systems Schiene, das aus weit mehr Unternehmen als der DB AG besteht. Wirtschaftlich werden die Schmerzen durch die glänzenden Geschäfte mit umweltproblematischen Güterverkehren von DB Schenker, Monopolgewinne der DB Netz und einen starken Gewinnanstieg bei DB Energie gelindert.“
Für den Konzern würden Einnahmen aus Fördermitteln und konsumtive Bundeszuschüsse immer wichtiger. Ausgerechnet auf der Schiene läuft es bei der DB nicht rund, Fern- Nah- und Güterverkehr weisen zusammen ein negatives EBIT von 2,7 Milliarden Euro aus. Die Monopoltochter DB Netz dagegen weist wie vorab gemeldet ein EBIT von plus 334 Millionen Euro aus, so dass nach den geltenden konzerninternen Verträgen die Wettbewerber der DB AG über Trassenpreise die Defizite der DB-Verkehrsunternehmen mitfinanzieren.
Westenberger: „Das ist ein Fall für die Wettbewerbsbehörden der EU. Während Investitionsmittel des Bundes für die Infrastruktur weiterhin nicht vollständig abgerufen werden, feiert sich die DB für gestiegene Investitionen, doch die nutzbare Netzlänge wurde 2020 um nur zwei Kilometer erweitert und die Zahl der für effizienten Betrieb notwendigen Weichen wurde erneut um 178 vermindert. Die DB Netz ist offenbar nicht in der Lage, die eklatanten Kapazitätsmängel auf der Schiene wirksam zu beheben.“
Siehe auch: Schwere Zeiten