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Auch der Vertrieb ist vielfältig

25.04.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn ich eine Flugreise am heimischen Computer buchen möchte, dann gehe ich entweder direkt auf die Homepage einer Fluggesellschaft wie Eurowings, Ryanair und andere oder aber ich habe die Wahl zwischen verschiedenen unabhängigen Anbietern. Ich kann auch einfach in das nächste niedergelassene Reisebüro gehen oder mich auf den Homepages der jeweiligen Flughäfen informieren, wenn ich weiß, von wo aus ich starten möchte.

Es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten, die es so bei der Eisenbahn nicht gibt. Hier gibt es das Portal Bahn.de, das, wie man bei Mofair zurecht anmerkt, zwar einem einzelnen Marktakteur gehört, jedoch den Namen des Verkehrsmittels selbst trägt. Das ist natürlich im Hinblick auf alternative Vertriebsformen ein Problem, gerade in einer Zeit, in der die Digitalisierung auch beim Fahrscheinverkauf eine Rolle spielt.

Natürlich kommt die Eisenbahn aus ihrer Struktur heraus von einer Monopolsituation. Tatsächlich sagen nicht wenige Leute nach wie vor „die Bundesbahn“, weil ihnen die Eisenbahnreform der letzten dreißig Jahre entgangen ist. Man fährt halt mit der Bundesbahn und die Bundesbahn betreibt die Bimmelbahn vor Ort, die S-Bahn in der Großstadt aber auch den InterCity oder ICE.

Doch was ist, wenn ich mit dem Zug zum Flughafen möchte um von dort nach Mallorca oder auf die Kanaren zu fliegen? Eventuell hat mir der Reiseanbieter gar ein Angebot herausgesucht, das mich zum Flughafen in ein anderes Bundesland schickt, dafür aber deutlich billiger ist? Wie kriege ich dann meine Echtzeitauskunft zum Zug, mit dem ich vielleicht länger zum Flughafen fahren muss als dann der Flug dauert? Beim Urlaub achtet man nicht so sehr auf die Zeit und da stört man sich eben nicht an einer längeren Anreise.

Aber muss die DB AG hier nicht allen anderen Anbietern die gleichen Möglichkeiten bieten wie sich selbst? Natürlich muss sie das. Gerade wenn man sich ansieht, dass der DB Navigator nicht nur bei den Reise-Applikationen ganz oben steht, sondern dass dieser grundsätzlich eine der beliebtesten Smartphone-Apps in Deutschland ist, muss man auch anderen, vielleicht besseren Anbietern die Chancengleichheit einräumen.

So wie die DB AG über ihren Navigator ja auch in immer mehr Verkehrsverbünden die Fahrscheine verkauft, obwohl sie mit dem Produkt gar nichts weiter zu tun hat und bestenfalls über die Tochtergesellschaft DB Regio als nachgeordneter Lohnkutscher in Erscheinung tritt – falls überhaupt. Wer den Verbundfahrschein über den DB Navigator kauft, dem ist auch egal, ob sein Regionalzug von DB Regio oder wem anders gefahren wird.

Umgekehrt möchte jemand, der über eine unabhängige Vertriebsplattform eine Reise bucht, die vielleicht Zug und Flug oder auch nur die Anreise zum Fernbus mit der S-Bahn beinhaltet, auch von seinem Anbieter alle Fahrgastinformationen haben, die verfügbar sind. Hier soll nicht über die Datenqualität debattiert werden; das wäre ein anderes Thema. Aber die Daten, die in den Auskunftsmedien der DB AG abrufbar sind, die müssen auch allen anderen fair verfügbar gemacht werden.

Siehe auch: Bundeskartellamt mahnt DB AG ab
Foto: Flixmobility

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