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Allianz pro Schiene zeichnet fünf Leuchtturmprojekte aus

21.04.22 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Allianz pro Schiene hat letzte Woche auf einer Gala-Veranstaltung in Berlin den „Deutschen Verkehrswendepreis 2022“ vergeben. Ausgezeichnet wurden fünf Projekte, die als Leuchtturm-Beispiele ihre Region schon heute lebenswerter machen und daher deutschlandweit Vorbilder für nachhaltige Mobilität sind. „Diese Projekte bieten entscheidenden Mehrwert auf Basis der bereits vorhandenen Struktur und bringen so Tempo in die Verkehrswende“, lobte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Christian Kühn (Grüne) in seiner Laudatio.

„Klimaschutz im Verkehr ist eine Mammutaufgabe, an der man verzweifeln kann. Deshalb haben wir uns bundesweit auf die Suche nach ermutigenden Praxisbeispielen vor Ort gemacht.“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Sowohl für den Personen-, als auch für den Güterverkehr zeigen die Preisträger Wege auf, wie unser aller Mobilität schnell besser und nachhaltiger werden kann. Und das Beste ist, alle Erfolgsbeispiele sind übertragbar auf andere Regionen.“

Alle fünf Preisträger setzen auf die Verknüpfung der Verkehrsträger und erleichtern den Zugang zum Schienenverkehr. Das Projekt PlusBus, eine Erfindung des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) im Herzen der Metropolregion Halle/Leipzig, schafft Mobilität im ländlichen Raum. Erstmals wurden landkreisübergreifende Buslinien im Stundentakt und mit kurzen Übergangszeiten mit dem SPNV verbunden. Nach einem Fahrgastplus von über fünfzig Prozent fährt der PlusBus mittlerweile deutschlandweit auf 130 Linien in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und dem Saarland.

Eine Einführung in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wird derzeit geprüft. Der Preisträger ioki aus Hamburg setzt für die sogenannte erste und letzte Meile auf On-Demand-Shuttles als Ergänzung des Nahverkehrs. Das Gemeinschaftsangebot der Deutschen Bahn-Tochter für intelligente Online-Mobilität und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein ist in den Hamburger Verkehrsverbund (hvv) integriert.

Die elektrisch angetriebenen Shuttles für bis zu sechs Personen werden individuell per App gebucht und schließen die Lücke zwischen Haltestelle und Haustür am Stadtrand von Hamburg. Wer statt Shuttle das Fahrrad für die letzte Meile nutzt, ist Adressat des Fahrradparkhauses Eberswalde. Es bietet auf zwei Stockwerken über 600 Stellplätze als Einzel- oder Doppelparker, auch für Lastenräder und Anhänger sowie für Eltern-Kind und Senioren. Wer noch geschützter stehen will, kann eine der sechzig Fahrradboxen für fünf Euro monatlich mieten.

Das 1.300 Quadratmeter große Fahrradparkhaus wurde in nahezu reiner Holzbauweise errichtet. Eine Holzstreben-Fassade in freier Anordnung macht das Gebäude zu einem Hingucker. Die Photovoltaikanlage auf dem begrünten Dach erzeugt Strom für Beleuchtung und das Laden der Batterien von E-Bikes.

Ebenfalls ausgezeichnet wurden Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Verkehrsverbund Rhein-Sieg und der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe als Träger des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Das kommunale Unterstützungsnetzwerk berät, begleitet, vernetzt und qualifiziert seine Mitglieder in allen Fragen zur kommunalen Mobilitätswende. Drei regionale Koordinierungsstellen unterstützen mittlerweile mehr als 280 Kommunen und Kreise in ganz Nordrhein-Westfalen auf dem Weg zu einer nachhaltigen und klimagerechten Mobilität.

Dabei nutzt das Netzwerk zwei wesentliche Instrumente: Das Kommunale Mobilitätsmanagement richtet sich nach innen und organisiert den notwendigen strukturellen und prozessualen Rahmen zwischen Kommunalpolitik, Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft neu. Das zielgruppen- und standortbezogene Mobilitätsmanagement richtet sich nach außen. Es beeinflusst das individuelle Mobilitätsverhalten der Bürger im Alltag vor Ort mit zielgerichteten Angeboten und nimmt die Menschen im Transformationsprozess mit.

Eine unkomplizierte Lösung, um rasch mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen, hat der Preisträger VTG in Partnerschaft mit Vega International und Kässbohrer Transporttechnik entwickelt. Neunzig Prozent der Lkw-Trailer in der EU sind nicht kranbar. Die roadrailLink (r2L)-Umschlag- und Transporttechnologie macht es möglich: Der r2L-Korb ist ein vollverzinkter Verladekorb, in den die Trailer hineingefahren werden. Mit einem Terminalkran oder Reach-Staker kann der Korb dann mitsamt Trailer in oder aus einem Doppeltaschenwagen gehoben werden.

Siehe auch: Stadt, Land, Schiene: Es geht eben doch

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