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VDV mit Jahresbilanz 2021

07.03.22 (Güterverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wollte in der letzten Woche seine Jahrespressekonferenz in Berlin abhalten, hat dies jedoch aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine abgesagt. Den Rückblick auf das zweite Coronajahr 2021 hat man dennoch gewagt und hofft auf deutliche Verbesserungen der Situation bereits im März. Nach aktuellen Berechnungen des Branchenverbands liegen die Einnahmeverluste bei rund vier Milliarden Euro für 2021. Ursprünglich hatte man mit 3,6 Milliarden Euro Verlusten kalkuliert.

Durch die im Herbst stark gestiegenen Inzidenzen und wieder zunehmenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens im Rahmen der Omikronwelle sind die Fahrgeldeinnahmen allerdings nochmal um etwa 400 Millionen mehr zurückgegangen als ursprünglich prognostiziert. Und auch das Jahr 2022 bleibt wirtschaftlich schwierig für die Branche, wenn auch wieder deutlich besser als 2021: Nach aktueller Prognose des VDV fehlen dieses Jahr voraussichtlich weitere 3,1 Milliarden Euro an Fahrgeldinnahmen. Ab dem Frühjahr rechnet die Branche wieder mit Fahrgast- und Einnahmezuwächsen.

VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Die wirtschaftliche Lage bleibt für die Nahverkehrsunternehmen auch in diesem Jahr deutlich angespannt. Aber wir haben nach aktueller Prognose die Talsohle weitgehend durchschritten und rechnen damit, dass ab April die Fahrgastzahlen und Einnahmen wieder steigen werden. Wenn die von Bund und Ländern beschlossenen, weitreichenden Lockerungen ab 20. März greifen, dann wird auch ein Großteil der Fahrgäste nach und nach in den ÖPNV zurückkehren.“

Die Fahrgastzahlen im deutschen ÖPNV liegen aktuell weit hinter dem Niveau von 2019 zurück. Durch die inzwischen mehr als zweijährige Pandemie und die damit einhergehenden Beschränkungen und fehlenden Fahrtanlässe im Tourismus, im Berufsalltag und bei Schulen und Universitäten liegt die Nachfrage etwa 22 bis 40 Prozent unter der von Ende 2019.

„Aktuell liegen wir aufgrund der Omikronwelle weit hinter den Fahrgastzahlen, die wir vor der Pandemie hatten. Wir haben aber in den vergangenen zwei Jahren festgestellt, dass die Nachfrage nach Ende der jeweiligen Infektionswelle wieder relativ schnell auf 70 bis teilweise 90 Prozent des früheren Niveaus gestiegen ist. Damit rechnen wir auch in diesem Jahr. Bis Ende 2022 sollten wir, je nach Entwicklung der Pandemie, bundesweit wieder bei etwa 85 Prozent der Fahrgastzahlen liegen, die wir 2019 hatten. Dann fehlen allerdings immer noch rund 15 Prozent der Kundinnen und Kunden, um das Niveau zu erreichen von dem aus wir eigentlich jährlich deutlich wachsen wollten. Hier arbeiten wir bereits an geeigneten Lösungen und Maßnahmen, um Fahrgäste wieder dauerhaft zurückzugewinnen“, so Wortmann.

Anders sieht es beim Schienengüterverkehr aus. Dieser ist, so VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff, unter dem Strich bis jetzt glimpflich durch die Corona-Krise gekommen. Die Branche hat gegenwärtig bessere Zahlen als noch vor der Pandemie. Gleichwohl sind diese für den notwendigen Aufwuchs und das Erreichen der Klimaschutzziele 2030 noch zu wenig. Es gibt zahlreiche Stellschrauben beim Netzausbau, bei der Energiepreisentwicklung, wie auch beim Fachkräftemangel, an denen wir arbeiten müssen um in eine deutlich verbesserte Entwicklung zu kommen – sowohl die Branche selbst als auch die Politik sind dabei gefordert.“

Doch mit dem aktuellen und zukünftig gewollten Zuwachs im Schienengüterverkehr steigt auch die Sorge der Güterbahnen um die Leistungsfähigkeit. Vor allem die zunehmenden Baumaßnahmen im deutschen Schienennetz belasten die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Transporte unter Umständen massiv. Dies erfordere Einsicht und Abstimmung auf allen Seiten. Man brauche einen strukturellen Wandel bei Bauvorhaben im Schulterschluss mit der Politik. Hierzu etwa solle die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund und DB AG nachgebessert werden.

„Die vermehrten Baustellen sind zunächst einmal ein hervorragendes Zeichen, dass es im Land vorangeht, dass wir Strecken modernisieren, ausbauen, digitalisieren. Gleichwohl brauchen wir stabilere Netze auch in Bauphasen, selbst wenn dies den finanziellen Aufwand steigert. Denn auch während der Bautätigkeiten muss die Schiene ein verlässlicher Verkehrsträger sein. Und das geht nur, wenn trotz Baumaßnahmen Trassen genutzt und Fahrpläne eingehalten werden“, so Wolff.

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