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Symbolische Fernzüge in Chemnitz

10.03.22 (Fernverkehr, Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Ab Juni wird das Oberzentrum Chemnitz im Freistaat Sachsen zumindest symbolisch wieder an den SPFV angeschlossen. Zuletzt war das vor der Einstellung der Zuggattung InterRegio im Jahr 2006 der Fall. Der ZVMS erteilte der DB Fernverkehr AG den Zuschlag für ihr Konzept einer Verlängerung der Intercity-Linie 17 von Warnemünde und Berlin über Dresden bis Chemnitz. Finanziert wird das Vorhaben durch den Freistaat Sachsen, wobei unbekannt ist, ob das Geld aus eigenen Haushaltsmitteln stammt oder ob Regionalisierungsgelder des Bundes eingesetzt werden.

Der Vertrag läuft über sechseinhalb Jahre mit der Option, ihn bis 2032 zu verlängern. Pro Jahr fließen rund 2,5 Millionen Euro. Das Prinzip ist bereits aus anderen Ländern bekannt: Die Aufgabenträger zahlen Geld an die DB Fernverkehr AG, im Gegenzug sind deren Züge mit Regionalverkehrsfahrscheinen nutzbar.

Hier war die rechtliche Erklärung, dass man verschiedene Unternehmen gesucht hat, die ohnehin eigenwirtschaftliche Züge fahren, die diese bereit sind, gegen Bestellerentgelte (oder Tarifausgleiche) bis Chemnitz zu verlängern. Ähnliche Modelle gibt es seit einigen Jahren immer wieder, wurden aber auch mehrfach erfolgreich juristisch bekämpft. Diesmal scheint es allerdings keine rechtlichen Schritte anderer Branchenakteure zu geben. Als Vorgeschmack rollte letzte Woche ein Doppeldecker-InterCity in Chemnitz an.

VMS-Geschäftsführer Mathias Korda: „Mit der wettbewerblichen Vergabe von Verkehrsleistungen für eine überregionale Anbindung von Chemnitz betraten wir Neuland. Ich bin sehr glücklich darüber, dass es uns gelungen ist, Chemnitz nun in einem ersten Schritt wieder ans Fernverkehrsnetz anzuschließen. Danke für das Vertrauen des Freistaates Sachsen in den VMS.“

Verkehrsminister Martin Dulig (FDP): „Die Wiederanbindung der drittgrößten sächsischen Stadt Chemnitz und des gesamten südwestsächsischen Raumes an den Fernverkehr ist seit langer Zeit mein und eines der vorrangigsten verkehrspolitischen Ziele Sachsens – insbesondere mit Blick auf Chemnitz als angehende Kulturhauptstadt 2025. Ich freue mich daher sehr, dass die langersehnte Fernverkehrsverbindung ab Sommer 2022 endlich realisiert wird. Unabhängig davon werden die Planungen zum Ausbau und zur Elektrifizierung der Strecke Leipzig – Chemnitz durch die Deutsche Bahn AG im Auftrag des Freistaates und des Bundes weiterverfolgt. Mit der Finanzierung von Vorplanungsleistungen trägt der Freistaat Sachsen aktiv zur Beschleunigung bei der Umsetzung des Gesamtvorhabens bei. Es ist wichtig und für die Zukunft entscheidend, dass Chemnitz endlich wieder an das Fernverkehrsnetz der Bahn angeschlossen wird.“

„Wir freuen uns über den Zuschlag im Vergabeverfahren zur überregionalen Verkehrsanbindung von Chemnitz“, erklärte Stefanie Berk, Marketing-Vorstand von DB Fernverkehr. „Mit attraktiven Angeboten wie diesem wollen wir noch mehr Reisende für die klimafreundliche Bahn begeistern. Hier entsteht ein integriertes Angebot von Nah- und Fernverkehrszügen zwischen Chemnitz und Dresden, von dem Fern- und Nahverkehrsreisende gleichermaßen profitieren. Für Fernreisende werden mit den neuen Verbindungen und modernen Fahrzeugen gute Direktverbindungen zwischen Sachsen, Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern möglich. Auch Kurzstreckenreisende zwischen Chemnitz- und Dresden Hbf können mit den günstigen Tarifen des Nahverkehrs die komfortablen Fernverkehrszüge nutzen.“

Die Verbindung startet offiziell am 12. Juni 2022: Jeden Morgen (6.26 Uhr, 8.26 Uhr) rollen die vierteiligen Doppelstock-Intercitys täglich von Chemnitz über Dresden nach Berlin (Flughafen BER, Hauptbahnhof) sowie nach Warnemünde. Die Züge machen nach zweieinhalb Stunden Halt am neuen Berliner Airport. Von da dauert es noch rund drei Stunden bis Warnemünde (Zwischenhalt: Rostock). In der Gegenrichtung verkehren die Züge täglich ab Warnemünde 13.52 Uhr und 15.52 Uhr über Rostock, ab Berlin 16.26 Uhr und 18.26 Uhr, über Flughafen BER sowie Dresden und erreichen Chemnitz gegen 19.30 bzw. 21.30 Uhr.

Dass die neue Fernverbindung für ihn nur ein erster Schritt ist, verdeutlichte der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD): „Trotz der Bedeutung kann dies nur ein erster Schritt sein. Wer die Bahn als attraktives und ökologisches Verkehrsmittel etablieren möchte, braucht weitere Verbindungen über Leipzig in den Westen und auch in den Süden Deutschlands. Das zu erreichen, ist mein Ziel.“

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