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Miteinander für ein gutes Produkt

17.03.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Ganz augenscheinlich ist es kein Widerspruch, wenn der Hersteller für die Wartung und Instandhaltung seiner Fahrzeuge verantwortlich ist und bleibt, aber dann gleichzeitig ein Eisenbahnverkehrsunternehmen als Partner mit ins Boot holt. Umgekehrt ist das überhaupt nichts neues, denn selbstverständlich gibt es Eisenbahnverkehrsunternehmen, die für die Instandhaltung ihrer Fahrzeuge entweder einen Hersteller beauftragen (wie Transregio es mit Siemens tut) oder aber auch ein anderes Eisenbahnverkehrsunternehmen, das vielleicht bei der Vergabe des Hauptauftrages noch Konkurrent war.

Einen solchen Fall haben wir bei National Express, deren Fahrzeuge durch den Unterauftragnehmer DB Regio instandgehalten werden. Im Bereich der kommunalen Schiene erleben wir auch immer wieder Fälle, dass die Verkehrsbetriebe einerseits ihre eigenen Werkstätten erhalten möchten, andererseits den Hersteller aber auch als Partner und nicht als Gegenspieler sehen.

Tatsächlich macht es einen Unterschied, ob der Hersteller auf Jahrzehnte für funktionierende Fahrzeuge verantwortlich ist oder ob er nach dem Ablauf einer relativ kurzen Garantiezeit nichts mehr damit zu tun hat und bestenfalls davon profitiert, dass er dem (ehemaligen) Kunden jetzt teure Ersatzteile und Beratungsleistungen verkaufen kann. Es ist also jenseits ideologisch getragener Debatten längst Realität, dass die verschiedenen Akteure hier zusammenarbeiten, um gemeinsam ein besonders gutes Produkt auf die Beine zu stellen.

Gleichzeitig aber muss man sich als öffentlicher Auftraggeber auch fragen, wann eine neue Technologie – hier der Einsatz von Batterietriebzügen, die auf elektrifizierten Abschnitten aus der Oberleitung nachladen – über die Jahrzehnte mit solchen Risiken verbunden ist, dass man Probleme kriegt, Auftragnehmer zu finden. Ist es da nicht sinnvoll, ein eigenes Unternehmen, so vorhanden, mit ins Boot zu holen? Natürlich ist man selbst dann stärker an den Risiken beteiligt, die etwa eintreten können, wenn nach acht oder zehn Jahren die teuren Riesenakkus in den Zügen kaputt sind und ersetzt werden müssen – aber ein externer Auftragnehmer würde diese Risiken von Anfang an mit einpreisen oder aber erst gar kein Angebot abgeben.

Gerade nachdem man in Baden-Württemberg eher weg vom Wettbewerb geht und seine eigene Staatseisenbahn stärken will, ist es nicht verkehrt, wenn man sicherstellt, dass ein Unternehmen wie die SWEG am Kompetenzaufbau in einer solchen bislang nicht praxisbezogenen Technologie einbezogen wird. Man hat also das öffentliche Unternehmen, dessen Rolle im Ländle gerade massiv gestiegen ist, gemeinsam mit einem Hersteller im Boot, der die Züge liefern soll und er idealerweise auch Erfahrungen aus anderen Aufträgen mit einbringen kann. Und so schafft man eine Situation, in der die verschiedenen Akteure nicht gegegeneinander, sondern im besten Sinne miteinander arbeiten. Dabei spielt es zunächst einmal keine Rolle, wer die Leistungen fahren wird, ob DB Regio, die SWEG oder vielleicht doch wieder ganz wer anders.

Siehe auch: SWEG errichtet Werkstatt für Siemens
Foto: Südwestdeutsche Landesverkehrsgesellschaft mbH

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