Start gewinnt Taunus-Wasserstoffnetz
14.03.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Die DB-Tochter Regionalverkehre Start Deutschland GmbH (start) wird ab 11. Dezember 2022 das Teilnetz Taunus des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) betreiben, auf dem die größte Wasserstoffzug-Flotte der Welt zum Einsatz kommt. Das Unternehmen setzte sich in einer europaweiten Ausschreibung durch und löst die bisherige Betreiberin, die Hessische Landesbahn GmbH, ab.
Das Teilnetz Taunus besteht aus den Linien RB11 (Bad Soden – Sulzbach – Frankfurt-Höchst (– Kelkheim)), RB12 (Königstein – Kelkheim – Frankfurt-Höchst – Frankfurt am Main Hbf), RB15 (Brandoberndorf – Usingen (– Friedrichsdorf – Bad Homburg – Frankfurt Hbf)) sowie RB16 (Friedberg – Friedrichsdorf – Bad Homburg). Die wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge vom Typ iLint des Herstellers Alstom werden eigens für das Tanusnetz durch die RMV-Tochter fahma angeschafft und dem Verkehrsunternehmen zur Verfügung gestellt. Der Verkehrsvertrag läuft über zwölf Jahre.
„Mit Beginn des neuen Verkehrsvertrags fährt künftig die weltweit größte Flotte an lokal emissionsfreien Wasserstoffzügen durch Hessen“, so RMV-Geschäftsführer Knut Ringat. „Ich gratuliere der DB-Tochter Start, bei diesem zukunftsweisenden Projekt dabei zu sein. Unser Ziel ist es, den Umweltvorteil von Bus und Bahn auszubauen und lokal emissionsfreie Mobilität anzubieten. Unsere Fahrgäste profitieren von der innovativen Fahrzeuggeneration ebenfalls. Die Wasserstoffzüge bieten mehr Sitzplätze als die bisher eingesetzten Züge, sind leiser und bieten gratis WLAN.“
„Wir wollen als Deutsche Bahn bis 2040 klimaneutral sein. Alternative Antriebe spielen dabei eine zentrale Rolle. Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie, mit der wir die Emissionen im Regionalverkehr weiter senken und den Klimaschutz deutlich voranbringen“, sagt Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG. „Die Instandhaltung von Wasserstoffzügen in unserem Werk in Frankfurt Griesheim ist schon ein toller, wegweisender Auftrag. Dass wir die weltweit größte Flotte an Wasserstoffzügen mit unserer Tochter start künftig auch betreiben, macht uns sehr stolz.“
„Bei den Wasserstoffzügen handelt es sich wirklich um ein ganz besonderes Netz, das hervorragend zu uns als innovationstreibendes „Start-up“ der Nahverkehrsbranche passt“, sagt Dirk Bartels, Vorsitzender der Geschäftsführung von start. „Wir betreiben derzeit zwei Netze in Norddeutschland, ab 2026 kommt ein drittes in NRW hinzu. Und mit dem Taunusnetz im Rhein-Main-Gebiet können wir unseren erfolgreichen Wachstumskurs nachhaltig fortsetzen.“
Auf den vier Regionalbahn-Linien im Taunus werden 27 fabrikneue Brennstoffzellenzüge vom Typ iLint des Herstellers Alstom eingesetzt. Sie bieten jeweils 160 Sitzplätze je Fahrzeug und damit rund 30 Prozent mehr als heute teilweise eingesetzte Fahrzeuge. In der Hauptverkehrszeit fahren die Züge in Doppeltraktion. Spitzenzüge bieten 320 Sitzplätze. Die Züge werden mit umfangreichen Fahrgastinformationssystemen, wie Monitoren mit Echtzeitinformationen ausgestattet sein, über Platz für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen verfügen und den Fahrgästen während der Fahrt kostenfreies WLAN bieten.
Derzeit plant der zuständige Verkehrsverband Hochtaunus die Elektrifizierung der Strecke zwischen Friedrichsdorf und Usingen, so dass diese von der S5 befahren werden kann. Bis zur Inbetriebnahme der S5 bleiben die Fahrpläne der vier Taunus-Linien weitgehend unverändert. Nach Inbetriebnahme der Verlängerung der S5 soll die Taunusbahn zwischen Usingen und Brandoberndorf fahren. In der Hauptverkehrszeit gibt es auch dann weiterhin umsteigefreie Verbindungen von und nach Frankfurt.
Der Fahrplan der RB16 wird sich dann zu einem einheitlichen Taktverkehr ändern und die Linie nach Bad Homburg verlängert werden. Auch auf der RB12 sind in der Hauptverkehrszeit zusätzliche Fahrten geplant. Das im Teilnetz Taunus eingesetzte Zugpersonal der bisherigen Betreiberin Hessische Landesbahn, wie Lokführer und Zugbegleitpersonal, kann unter Wahrung der bisherigen Beschäftigungsstandards zu start wechseln.
Start wird entsprechend der RMV-Vorgaben die Beschäftigten auf Grundlage des Hessischen Vergabe- und Tariftreuegesetzes entlohnen. Unbekannt ist allerdings, inwieweit das Personal auch bei der Hessischen Landesbahn für deren künftige Projekte gebraucht wird. Gerade im Großraum Frankfurt am Main ist das Personal knapp, sodass die Mitarbeiter sich aussuchen können, ob sie bei ihrem bisherigen Arbeitgeber oder in ihrem bisherigen Verkehrsnetz verbleiben.