München: Gutachten zum Angebotsausbau
07.02.22 (München) Autor:Stefan Hennigfeld
Ein gemeinsames Gutachten der bajuwarischen Landeshauptstadt München, der Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) sowie des Münchener Verkehrsverbundes (MVV) hat sich mit der Frage befasst, wie man bis zum Jahr 2030 die Fahrgastzahlen verdoppeln und die Schadstoffbelastungen im Vergleich zu 1990 um die Hälfte reduzieren kann. Wenn der bisherige Trend anhält, steigt die Zahl der Einwohner sowie die Zahl der Erwerbstätigen im MVV-Raum bis 2030 weiter an.
Ohne Gegenmaßnahmen würde auch das Verkehrsaufkommen im motorisierten Individualverkehr weiter zunehmen. Dies würde zu mehr Staus, mehr Lärm und mehr Emissionen von Treibhausgasen führen. Abhilfe versprechen Verkehrsvermeidung und eine klimafreundliche Abwicklung des Verkehrs – sowie die Verlagerung auf den ÖPNV. Um konkrete Handlungsempfehlungen zu erhalten, gaben Mobilitätsreferat, MVG und MVV bei der Beratungsgesellschaft Intraplan Consult GmbH ein Gutachten in Auftrag zur Frage „Wie muss der ÖPNV im Großraum München ertüchtigt und welche verkehrspolitischen Maßnahmen müssen getroffen und umgesetzt werden, um seinen optimalen Beitrag zur Zielerreichung leisten zu können?“.
Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos): „Die Ergebnisse der Studie bestärken uns ganz klar in unserem Vorgehen. Um die Klimaschutzziele erreichen zu können, brauchen wir mehr ÖPNV, den Ausbau der Radwege, neue Sharing-Angebote. Doch das allein reicht nicht aus. Wir benötigen als Kommune auch mehr Möglichkeiten, um selbständig zu handeln, zum Beispiel beim Thema Parkgebühren. Die Stadt München ist dabei auf die Unterstützung von Freistaat und Bund angewiesen. Ohne die rechtlichen Rahmenbedingungen und eine angemessene finanzielle Förderung kann ein Umsteuern nicht gelingen.“
Zum Maßnahmenpaket gehören laut Gutachten Infrastruktur- und Angebotsmaßnahmen im ÖPNV sowie verkehrspolitische Ansätze, die insbesondere den Autoverkehr betreffen. In die Untersuchung flossen einerseits Projekte ein, die bereits konkret in der Planung oder in der Umsetzung sind, wie beispielsweise die zweite S-Bahn-Stammstrecke, die Verlängerung der U5 nach Pasing, die Tram-Westtangente oder die Schaffung neuer Expressbus-Verbindungen. Daneben wirken auch Verhaltensänderungen, wie etwa die zukünftig vermehrte Nutzung von Homeoffice, positiv auf die CO2-Bilanz.
Auch die Ausweitung von Shared-Mobility-Angeboten sowie Verbesserungen im Radverkehr, wie etwa der Radschnellweg zwischen München und Garching, leisten einen Beitrag zur CO2-Reduktion. Andererseits zeigt das Gutachten, dass die Elektrifizierung des bestehenden Verkehrs – sowohl im Bus- und Regionalzugbereich als auch von Pkw und Taxis – weiter vorangetrieben werden muss. Darüber hinaus sind Maßnahmen erforderlich, die sich direkt auf den Autoverkehr auswirken und die unabdingbar sind, um eine Reduktion des CO2-Ausstoßes zu erreichen.
Das Gutachten schlägt vor, die Pkw-Nutzung vor allem in der Stadt, unter anderem finanziell, weniger attraktiv zu machen und so zusätzlich zum Umstieg auf den klimafreundlichen ÖPNV zu animieren. In der Studie unterstellt wurde unter anderem die Ausweitung von Parklizenzgebieten, die Verknappung von Parkplätzen oder eine erweiterte autofreie Altstadt.
„Das Gutachten zeigt uns, dass wir die Weichen richtig gestellt haben“, ist sich MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch sicher. „Aber es liegen noch erhebliche Anstrengungen vor uns. Das gemeinsame Gutachten zeigt deutlich, dass nur die Kombination aus einem attraktiveren ÖPNV und einem gleichzeitig stärker regulierten Autoverkehr eine nachhaltige Verkehrswende ermöglicht. Zudem wird klar, dass für das gesteckte Ziel der Klimaneutralität noch weitreichendere Maßnahmen folgen müssen.“
Ingo Wortmann, Vorsitzender der Geschäftsführung MVG: „Interessanterweise helfen uns laut der Studie genau die Maßnahmen, die wir teilweise seit vielen Jahren vorbereiten, um das bisherige Ziel von 51 Prozent zu erreichen. Wir waren in den vergangenen Jahren also nicht tatenlos und haben kein Erkenntnis- sondern eher ein Umsetzungsdefizit. Damit wir die ambitionierten Klimaziele erreichen, müssen wir den öffentlichen Verkehr attraktiver machen. Dafür benötigen wir aber bedeutend mehr Fördermittel für die Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge sowie weitere Geldmittel, um die erheblichen Mehrleistungen auf dem Bestandsnetz und den Neubaustrecken überhaupt finanzieren zu können.“
Siehe auch: Think big!