BaWü: Abellio Rail BW geht in SWEG über
24.02.22 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld
Seit Jahresbeginn ist es amtlich, nun auch offiziell: Abellio existiert in Baden-Württemberg nicht mehr. Die ehemalige Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH wurde bereits seit dem 1. Januar als hundertprozentige Tochtergesellschaft der landeseigenen Südwestdeutschen Landesverkehrsgesellschaft mbH (SWEG) geführt und gehörte nicht mehr dem Berliner Abellio-Konzern an. Seit letztem Freitag, den 18. Februar, heißt sie nun auch offiziell SWEG Bahn Stuttgart GmbH.
Damit ist das Unternehmen vollständig im Landesbesitz und Teil der SWEG, die durch das Land Baden-Württemberg wie eine eigene Staatseisenbahn behandelt werden kann. Die bisherige Geschäftsführung der Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH wurde bei diesem Anlass abberufen und die SWEG-Chefs Tobias Harms sowie Thilo Grabo wurden als neue Geschäftsführer bestellt.
Der Unternehmensübergang verlief trotz engem Zeitplan und umfangreicher Systemumstellungen reibungslos. Die Verkehrsleistungen im Stuttgarter Netz/Neckartal konnten auch während des Integrationsprozesses uneingeschränkt und in guter Betriebsqualität fortgeführt werden. In den vergangenen Wochen, so vermeldet es die SWEG, sei ein „Aufwärtstrend spürbar“ – allerdings ohne diese Worthülsen näher zu erläutern.
Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) „Wir haben es geschafft, dass der Bahnbetrieb dank der Übernahme von Abellio durch die SWEG stabil weiterläuft. Ich bin erleichtert, dass der Übergang reibungslos geklappt hat. Dass das Land Baden-Württemberg mit der SWEG ein kompetentes und leistungsfähiges landeseigenes Eisenbahnunternehmen hat, war ein Glücksfall für die Fahrgäste und das Land.“
„Mit viel Einsatzbereitschaft haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der SWEG und der SWEG Bahn Stuttgart gemeinsam für einen störungsfreien Unternehmensübergang gesorgt. Unter gigantischem Zeitdruck, der uns durch die äußeren Umstände vorgegeben war, und in Zeiten, in denen uns die Corona-Pandemie immer wieder vor Herausforderungen stellt, haben sie Großes geleistet. Dafür gebührt ihnen unser Dank“, sagt Tobias Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung der SWEG.
„Wir freuen uns darauf, die Zukunft gemeinsam mit dem hochmotivierten Team der SWEG Bahn Stuttgart zu gestalten und sehen hier eine Chance für die SWEG, dauerhaft Engagement zu zeigen“, so Tobias Harms weiter.
Dem Gesellschafterwechsel vorausgegangen war ein Schutzschirmverfahren im Rahmen des Insolvenzrechts für alle Abellio-Gesellschaften in Deutschland. Um den Verkehr auf den Strecken im Stuttgarter Netz/Neckartal für die Fahrgäste und die Arbeitsplätze von insgesamt 350 Mitarbeitern zu sichern, hatte sich die SWEG als Landesgesellschaft für den Kauf der Unternehmenseinheit in Baden-Württemberg entschieden.
Dadurch blieb der Standort in seiner Gesamtheit erhalten und das Insolvenzverfahren für die ehemalige ABRB konnte abgeschlossen werden. Eine Zerschlagung wurde abgewendet. Während die Abellio Rail NRW GmbH sich in der Liquidation befindet und als Marktakteur vollständig ausgeschieden ist, wurde in Baden-Württemberg – anders als in Nordrhein-Westfalen – die unternehmerische Substanz erhalten und wird mit neuem Gesellschafter und unter neuem Namen weitergeführt.
Die SWEG Bahn Stuttgart GmbH fährt zunächst für zwei Jahre als eigenständige Tochter unter dem Dach der SWEG. Dafür erhielt das Unternehmen im Zuge einer Notmaßnahme nach europäischem Vergaberecht für zwei Jahre einen neuen Verkehrsvertrag. Mit Ablauf dieser Frist werden die Zugverkehre im Stuttgarter Netz/Neckartal sowie die die Gesellschaft selbst neu ausgeschrieben. Die SWEG wird sich bei dieser Ausschreibung ebenfalls bewerben. „Wir wollen die SWEG Bahn Stuttgart GmbH im Konzern halten und werden uns dem Wettbewerb stellen. Wir sind gekommen, um zu bleiben“, bekundet Tobias Harms.
Fahrgäste und Interessierte können sich künftig online unter sweg.de/sbs über das Verkehrsangebot der SWEG Bahn Stuttgart GmbH im Netz Neckartal sowie über das Unternehmen selbst informieren. Kundenanfragen werden per E-Mail an oder telefonisch unter der Rufnummer 0800 223 5546 (24/7 h; kostenfrei) entgegengenommen. Die genaue Ausgestaltung der Ausschreibung bleibt abzuwarten – auch, ob es für andere Akteure eine ernsthafte Chance geben wird oder ob die SWEG als landeseigener Akteur die Alternative zum Wettbewerb und die neue Staatseisenbahn wird.
Siehe auch: Sachorientierte Politik statt Geisterdebatten