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VRR übernimmt Abellio-Werkstätten

20.01.22 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR) übernimmt die Werkstätten der Abellio Rail NRW GmbH an den Standorten Duisburg und Hagen sowie weitere Betriebsanlagen in Remscheid und Iserlohn im Märkischen Kreis. Die Gremien des VRR haben dieser Entscheidung am Montag offiziell zugestimmt. Neben den Bahnbetriebswerken in Duisburg und Hagen, die in exponierter Lage jeweils direkt an den beiden Hauptbahnhöfen angeschlossen sind, sicherte sich der VRR auch die Betriebsgrundstücke in Iserlohn und in Remscheid zu denen neben einer modernen AdBlue- und Diesel-Tankstelle für Triebfahrzeuge auch das Kundencenter am Bahnhof Remscheid gehört.

Im Erwerb der Werkstätten inbegriffen sind nicht nur diverse technische Großanlagen wie bspw. Zugwaschanlagen oder Zughebeanlagen, sondern auch Spezialwerkzeuge, Messinstrumente und Prüfstände für die Instandhaltung und Reparatur von den im SPNV eingesetzten Diesel- und Elektrotriebzügen, einschließlich der zugehörigen Ersatzteile und Betriebsstoffe.

Neben der Instandhaltung der Triebzüge ist aber auch deren Innenreinigung sowie deren Versorgung mit Frischwasser notwendig, sodass der VRR auch sämtliche Servicestationen vom Niederrhein bis Südwestfalen erwirbt, in denen die Triebzüge in der Nachtabstellung für den nächsten Einsatz vorbereitet werden. Mit diesem Erwerb schafft der VRR für sich und die beiden übrigen Aufgabenträger eine solide Basis, um den durchgängigen Betrieb auf den Linien des nordrhein-westfälischen SPNV langfristig zu sichern.

Mehr noch: „Die modernen und technisch hochwertig ausgerüsteten Werkstätten wären selbstverständlich auch für potentielle andere Käufer interessant gewesen“, erläutert VRR-Vorstandssprecher Ronald Lünser. „Durch unsere zügige Einigung mit der Abellio Rail GmbH und den vom Gericht bestellten Sachwalter haben wir den Verkauf an Dritte verhindert und uns die Möglichkeit eröffnet, die auch weiterhin eingesetzten Fahrzeugflotten fachgerecht und betriebsnah instand halten sowie vollumfänglich versorgen zu können.“

Mit der Übernahme der Werkstätten werden auch die dortigen Arbeitsplätze langfristig abgesichert. Die fachlich speziell ausgebildeten Mitarbeiter sind versiert, erfahren und hochqualifiziert, ihre Tätigkeit ist für die Verfügbarkeit der Fahrzeugflotten von hoher Bedeutung. „Deshalb profitieren von dieser Übernahme zwei Seiten: Wir geben den Kolleginnen und Kollegen eine langfristige Perspektive und sichern uns größtmögliche Stabilität und Betriebssicherheit“, so Ronald Lünser.

Die VIAS Rail wird die Werkstätten in Duisburg und Hagen betreiben. Die Instandhaltung der Niederrheinflotte erfolgt in Duisburg und die Fahrzeugflotte der S7 wird in Hagen betreut. Diese Verteilung gilt für die Dauer der Übergangsvergabe. Die Verkehrsleistungen werden jetzt für eine dauerhafte Folgevergabe. Für diese langfristigen Aufträge gilt es, die vorhandenen Infrastruktur des ausscheidenden Unternehmens zu sichern – sowohl die technische Komponente als auch das gewidmete Eisenbahnland, für das im Fall einer Entwidmung sicher sofort auch andere Interessenten bereitstünden.

Dann aber wären die Grundstücke für die Nutzung zu Eisenbahnzwecken dauerhaft verloren. Das soll vermieden werden. DB Regio soll die Linien der S-Bahn Rhein-Ruhr (S 2, S 3, S 9, RB 32, RB 40 und RE 49) sowie das Ruhr-Sieg-Netz mit den Linien RE 16, RB 46 und RB 91 übernehmen. National Express soll ab 1. Februar 2022 die Rhein-Ruhr-Express-Linien RE 1 (RRX) zwischen Aachen und Hamm und RE 11 (RRX) zwischen Düsseldorf und Kassel betreiben.

Das in Köln ansässige britische Eisenbahnverkehrsunternehmen bedient bereits die Linie RE 4 (Aachen – Dortmund), RE 6 (RRX) Flughafen Köln/Bonn – Minden) und RE 5 (RRX) (Wesel – Koblenz) und ist somit zukünftig für den gesamten RRX-Vorlaufbetrieb verantwortlich. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen Vias Rail soll das Niederrhein-Netz mit der grenzüberschreitenden Linie RE 19 zwischen Düsseldorf und Arnhem/Bocholt, die RB 35 zwischen Gelsenkirchen und Mönchengladbach sowie die Linie S 7 zwischen Wuppertal und Solingen übernehmen.

Diese Vergaben sind als Notvergaben im Rahmen einer sogenannten freiwilligen ex-ante-Transparenzbekanntmachung erfolgt. Die hieraus resultierenden Beauftragungen laufen als Direktvergaben bis Dezember 2023. Für die Zeit danach sollen die Verkehre neu ausgeschrieben werden. Der Betriebsstart ist zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember nächsten Jahres.

Siehe auch: Strukturen erhalten

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