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Kosten senken, Effizienzen steigern

24.01.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Als vor einigen Jahren erste kommunale Schienenverkehrsunternehmen in Österreich anfingen, die Hersteller mit der Instandhaltung der eigenen Fahrzeuge zu beauftragen, ist für einige sicherlich ein Weltbild zusammengebrochen: Betrieb und Instandhaltung gehören doch untrennbar zusammen und wenn man hier verscheidene Zuständigkeit hat, dann kann das doch gar nicht anders als im Chaos enden.

Nun muss man natürlich zwei Modelle unterscheiden: Hat man einen Aufgabenträger, der zwei Hauptauftragnehmer hat, die alle ihre eigenen Interessen vertreten oder hat man einen Hersteller, der im Auftrag der Verkehrsunternehmen handelt und keine direkten Vertragsbeziehungen mit dessen Auftraggeber hat. Nichtsdestotrotz zeigt sich, dass das Modell, den Hersteller langfristig in die Verantwortung für die eigenen Fahrzeuge zu nehmen, sehr wohl geeignet ist, um einen wartungsfreundlichen Fuhrpark zu ermöglichen.

Allein die Aussicht, dass der Hersteller keine Chance hat, teure Ersatzteile zu verkaufen, dürfte Anreiz genug sein. Jedes notwendige Ersatzteil kann der Hersteller nicht gewinnbringend verkaufen, sondern muss es kostentreibend selbst anschaffen. Zudem lernt ein Hersteller auch den Umgang mit seinen Fahrzeugen, wenn sie schon Jahre oder gar Jahrzehnte aus der eigenen Werkshalle raus sind. Das sollte man auch nicht vergessen, denn das Neufahrzeuggeschäft ist ein anderes als der große Bereich After-Sales.

Ja, das ist der Sektor, in dem tatsächlich einiges an Wachstumspotential gibt, das ist im Neufahrzeugbereich nicht mehr der Fall. Aber warum auch nicht? Und wir sehen ja, dass damit gerade nicht Massenentlassungen einhergehen, sondern dass natürlich die Mitarbeiter der Verkehrsunternehmen im Boot bleiben und ihre eigenen Erfahrungen mit einbringen können. So kann man dann wirklich was auf die Beine stellen: Die einen kennen das Unternehmen schon lange, die anderen kennen ihre Züge und vor allem dann, wenn man auch die Bestandsflotte in die Wartung mit aufnimmt, kann man gemeinsam an einem deutlich besseren Produkt arbeiten.

Zumal man es hier endlich schafft, mit mehreren gemeinsam ein Produkt zu bestellen, sodass eine gemeinsame Plattform für maximale Wirtschaftlichkeit sorgen kann. Das ist herstellerseitig gar nicht so neu. Schon in den 1970er Jahren hatten die die U-Bahntriebzüge aus Nürnberg und München haben mit den Schwebebahnzügen aus Wuppertal technisch eine Menge gemeinsam, nur dass die Verkehrsunternehmen damals nicht zusammengearbeitet haben, sondern solche baugleichen Plattformen auf den Hersteller zurückgingen.

Jetzt endlich haben auch die kommunalen Monopolunternehmen ein Einsehen, dass man als Einkaufsgenossenschaft deutlich mehr erreichen und wesentlich besser verhandeln kann. Kurz gesagt: Hier wurde eine ganze Menge richtig gemacht. Das gilt es nun in den nächsten Jahrzehnten im betrieblichen Alltag auch umzusetzen: Bei der Instandhaltung und beim Verkehr, denn Millionen von Menschen verlassen sich auf ihren Zug.

Siehe auch: Stadler: Auftrag von sieben Verkehrsunternehmen
Bild: Stadler

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