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Das sieht nicht gut aus

10.01.22 (go.Rheinland, Hessen, Kommentar, Nordrhein-Westfalen, NWL, Verkehrspolitik, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Es könnte ein wenig ruckeln war die Ansage vor Weihnachten und schon jetzt, bevor das Ruckeln richtig losgeht, sieht es schon nach deutlich mehr aus. Für viele Menschen, die verlässlich zur Arbeit, zur Schule, zur Ausbildung oder zur Hochschule kommen müssen, ist es uninteressant, welches Unternehmen fährt und ob sich da jemand aus dem Markt verabschiedet. Die wollen, dass ihre Züge fahren und zwar in einer Qualität, die die Anforderungen des SPNV im 21. Jahrhundert erfüllt.

Nun mag ich gar nicht großartig bewerten, wieso es nicht möglich war, die Unternehmensstruktur von Abellio Rail NRW zu erhalten. Tatsache ist aber, dass Nordrhein-Westfalen den Weg einer Landesbahn nicht gehen kann, wie man es in Baden-Württemberg gemacht hat. Dort wurde die Abellio Rail BaWü einfach durch die landeseigene SWEG übernommen und der Betrieb aufrecht erhalten. Wobei: Wieso hat man im Düsseldorfer Verkehrsministerium nicht versucht, die bestehende Abellio Rail NRW GmbH in den Landesbesitz zu überführen?

Man hätte ein bestehendes Unternehmen mit einem neuen Gesellschafter erhalten können und somit jedwede Unregelmäßigkeit beim Personalübergang, bei der Umbeheimatung von Zügen in andere Werkstätten und vieles mehr einfach nicht gehabt. Und im nächsten Schritt hätte man sich drauf verlassen können, dass es Vergaben mit zu teuren Angeboten, weil zu wenig Bieter dabei sind, nicht passiert wären. Niemand wäre mehr, metaphorisch gesprochen, darauf angewiesen, das teure Wasser in der Wüste zu kaufen, weil man jederzeit mit einem landeseigenen Unternehmen in ein Vergabeverfahren einsteigen könnte.

Diese Chancen hat man verpasst, stattdessen wird jetzt ein mittelständisches Unternehmen mit mehr als tausend Leuten in Windeseile abgewickelt und hört danach auf zu existieren. Ein solches Unternehmen kann man aber nicht in zwei Jahren einfach wieder eröffnen oder neu gründen. Das geht nicht, das Unternehmen ist jetzt für alle Zeiten weg vom Markt. Vielleicht wird Abellio über die Westfalenbahn eines fernen Tages den Weg zurück ins Ruhrgebiet und ins Rheinland wagen, doch das ist im Moment nur Spekulation.

Wir sehen aber, gerade am Fall Baden-Württemberg, noch etwas anderes: Es besteht die Möglichkeit, den Weg der Reverstaatlichung des Eisenbahnverkehrs zu gehen. Dieser läuft aber nicht über die Bundes-Bahn AG, es ist nicht ein bundeseigenes Unternehmen, das als vermeintlich gemeinorientiert im Markt agiert, sondern es ist ein landeseigenes Unternehmen, das im Auftrag des Landes vor Ort den Regionalverkehr erbringt.

In Nordrhein-Westfalen hat man jetzt Abellio verloren und die französische Staatseisenbahn hat die die Eurobahn jüngst an einen reinen Kapitalinvestor verkauft. Diese reinen Investoren sind oft besser als ihr Ruf und weit weg von diversen Vorurteilen. Nichtsdestotrotz kann kein reiner Investor das Know-How einer europäischen Staatseisenbahn zu ersetzen. Da muss man sich schon fragen, wie man den Eisenbahnmarkt wieder attraktiver für internationale Akteure machen kann.

Siehe auch: NRW: Übergangsfahrplan auf Abellio-Linien
Foto: Abellio GmbH

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