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Allianz pro Schiene fordert Vereinfachung

11.01.22 (Europa, Fernverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Europäischen Jahr der Schiene 2021 ist die Zugbranche in der EU ein Stück weit zusammengewachsen ohne das Trennende wirklich zu überwinden. Dieses gemischte Fazit zieht das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene zum Europäischen Jahr der Schiene. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene: „Das Europäische Jahr geht mit Fortschritten bei Schnellverbindungen, Nachtzügen und Investitionen in die Netze zu Ende.

Doch noch bilden die nationalen Grenzen in der EU auf den Gleisen große Hindernisse. Das Zugfahren über Grenzen hinweg müsste und könnte deutlich einfacher sein – und zwar sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr“, betonte Flege. „Ein Europäisches Jahr der Schiene reicht nicht, um den Flickenteppich zu beseitigen. Wenn die Zukunft der klimafreundlichen Schiene gehören soll, muss die EU ein Jahrzehnt der Schiene ausrufen.“

Als positiv im Europäischen Jahr der Schiene bewertet die Allianz pro Schiene die große Aufmerksamkeit und breite Unterstützung in Öffentlichkeit und Politik für den europäischen Bahnverkehr. Im Güterverkehr spielen grenzüberschreitende Verbindungen eine immer größere Rolle. Im Personenverkehr verstärkten führende nationale Eisenbahnverkehrsunternehmen wie die Deutsche Bahn, die französische SNCF, die österreichische ÖBB und die Schweizer Bundesbahnen die Zusammenarbeit.

Auch private Unternehmen wie Transdev erweiterten ihr grenzüberschreitendes Angebot. Erste konkrete Ergebnisse für umweltbewusste Reisende zeigen sich in neuen Nachtzugverbindungen etwa von Berlin nach Stockholm, ab Dezember von Zürich über Köln nach Amsterdam und von Wien über München nach Karlsruhe und Paris. In Vorbereitung sind Nachtzüge beispielsweise von Berlin nach Paris, die im Dezember 2023 starten sollen.

Die EU-Kommission stellte kürzlich einen ambitionierten Aktionsplan vor, mit dem sie den Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Schiene bis 2030 verdoppeln und bis 2050 verdreifachen will. Auch sollen in diesem Jahrzehnt Reisen bis 500 Kilometer komplett CO2-neutral werden. Dies ist ein wichtiger Schritt, um auf diesen Strecken das Flugzeug durch Züge zu ersetzen.

Zu den Fortschritten zählt darüber hinaus, dass große EU-Länder wie Deutschland der Schiene künftig Priorität bei den Verkehrsinvestitionen einräumen wollen. Die politische Unterstützung für zentrale Zukunftsprojekte wie die Digitale Automatische Kupplung (DAK) im Güterverkehr nimmt zu. Die DAK ist das Schlüsselprojekt, um den Schienengüterverkehr zu digitalisieren und seine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Nach wie vor steht aber die finanzielle Unterstützung der EU und der Mitgliedsstaaten für die Umstellung aus. Andere Beispiele verdeutlichen, wie groß der Handlungsbedarf weiterhin ist. Beim Buchen internationaler Zugtickets stoßen Verbraucher noch immer schnell an Grenzen. Nötig ist ein niedrigschwelliges Angebot, das den Kauf von durchgehenden Bahntickets in der ganzen EU ermöglicht.

Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

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