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Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Das war 2021

17.12.21 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Es ist das zweite Jahr der Corona-Krise und als es begann befand sich Deutschland mitten in einem kurzen Wellenbrecher-Lockdown, der im November anfing und im Mai aufhörte. Viele haben gehofft, das öffentliche Leben würde mit den Massenimpfungen wieder hochgefahren werden. Tatsächlich haben sich Millionen Menschen ihre Impfung geholt, die öffentlichen Verkehrsunternehmen waren durch die Bereitstellung von Bussen und Fahrpersonal oft aktiv an den mobilen Impfkampagnen beteiligt.

Sonderbuslinien sind zudem zwischen Bahnhöfen und Impfzentren gefahren, sodass man auch hier gesehen hat, wie wichtig ein funktionierender öffentlicher Verkehr auch in dieser Notlage ist. Überhaupt kann nicht jeder von Zuhause arbeiten und diejenigen, die gerade jetzt wichtig sind, brauchen funktionierende öffentliche Verkehrsmittel, um zur Arbeit zu kommen: Die Apotheker, Pflegekräfte, Verkäufer und viele mehr müssen sich darauf verlassen, dass der Bus oder der Zug fährt, denn wir alle verlassen uns auf genau diese Berufsgruppen.

Öffentliche Verkehrsmittel sind daher nicht nur für eine wie auch immer geplante Verkehrswende wichtig, sondern ganz konkret im Alltag. Deshalb ist auch so wichtig, dass man über auskömmliche Finanzierung spricht. Überall heißt es, dies sei eine gesamtstaatliche Aufgabe. Das ist auch richtig und noch vor ein paar Jahren hat man branchenweit immer an den Bund appelliert und dabei die Verweigerungshaltung der meisten Landesregierungen direkt oder indirekt unterstützt.

Inzwischen aber haben wir Milliardenbeträge nicht verausgabter Regionalisierungsgelder auf der einen und notleidende Eisenbahnunternehmen auf der anderen Seite. Abellio, einst ein bundesweiter Big Player, wird am Ende seines Schutzschirmverfahrens auf das Niveau eines soliden Mittelständlers geschrumpft sein. Raus aus großen Teilen Nordrhein-Westfalens, raus aus Baden-Württemberg. Die Eurobahn wird weiterexistieren, muss aber ohne den französischen Keolis-Konzern zurechtkommen, der das Interesse am deutschen Eisenbahnmarkt verloren hat.

Bei allem Respekt vor reinen Kapitalinvestoren, die oft wirklich besser sind als ihr Ruf: Aber keiner kann das Know-How eines internationalen Verkehrskonzerns und der hinter Keolis stehenden französischen Staatseisenbahn SNCF ersetzen. Hier hat man Akteure aus dem Markt gedrängt, die man langfristig gebraucht hätte. Aber zumindest für Abellio kann es ja mit der Westfalenbahn eines Tages auch ein Zurück ins Ruhrgebiet geben.

In Baden-Württemberg haben wir gesehen, dass es auch einen Weg der Reverstaatlichung gibt. Diese aber findet ohne die Bundes-Bahn AG statt, sondern mit einem landeseigenen Unternehmen. Ein Zurück ins Gestern wird es aus gutem Grund nicht geben. Schauen wir also ins neue Jahr, in dem die Diskussion über die künftige Konzernstruktur der DB AG wieder Fahrt aufnehmen wird. Nur eins wird es ganz sicher nicht werden: Langweilig. Denn was wäre das Leben ohne die Eisenbahn, diese einmalige Einrichtung menschlichen Wahnsinns?

Foto: jorono

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