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Wettbewerberbericht 2021 vorgestellt

28.10.21 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Wettbewerber im Güter- und Personenverkehr auf der Schiene sind auch seit der Vorstellung ihres letzten Wettbewerber-Reports vor zwei Jahren im Eisenbahnmarkt vorangekommen. Im Güterverkehr erreichte ihr Marktanteil im Jahr 2020 57 Prozent der Schienenverkehrsleistung in Deutschland; Tendenz weiter steigend. Im Schienenpersonennahverkehr stieg der Marktanteil der Wettbewerber auf knapp 41 Prozent des Angebots.

Die Wettbewerber fordern, jetzt der Schiene Priorität zu geben. Beim Rückblick auf die gesamte letzte Legislaturperiode stellen NEE und mofair fest, dass es eine hohe verbale Aufgeschlossenheit und auch zusätzliche Mittel für die Schiene gab. „Die große Koalition hat allerdings die grundsätzlichen Wettbewerbsprobleme im Verkehr überhaupt nicht angetastet und ist dementsprechend an ihren verkehrspolitischen Zielen gescheitert“, sagte NEE-Vorstandsvorsitzender Ludolf Kerkeling bei der Vorstellung des Reports in Berlin.

Kerkeling: „Die nicht zum DB-Konzern gehörenden Eisenbahnen setzen nun große Hoffnung in den angekündigten Aufbruch unter einer Ampelkoalition und erwarten eine konsistente Politik, die der Schiene Priorität einräumt und sich dabei nicht auf die bundeseigene DB verlässt. Die Wettbewerbsfähigkeit vor allem zwischen Schiene und Straße muss übergreifend ins Visier genommen werden – nur so kann künftig eine kluge Strategie zur Verkehrswende eingeleitet werden.“

Mofair-Präsident Tobias Heinemann ergänzt: „Die Reform der Deutschen Bahn AG ist keineswegs der einzige, aber ein unerlässlicher Baustein für eine erfolgreiche klimafreundliche Verkehrspolitik mit deutlich mehr Schiene.“ Für die Bahnunternehmen sind der jahrelange Stillstand beim Schienenneubau und die anhaltend schlechte Performance samt hoher Kosten der DB-Infrastrukturbetreiber zur Wachstumsbremse Nummer 1 geworden.

Trotz deutlich mehr Haushaltsmitteln für die bestehende Infrastruktur ist die Überalterung des Netzes nicht gebremst worden. Neu- und Ausbau sind weiterhin unterfinanziert. Die Elektrifizierung des Netzes ist statt um zehn nur um eineinhalb Prozentpunkte vorangekommen, in den vergangenen drei Jahren wurden nicht einmal zehn Kilometer Schienenstrecke neu gebaut, und die Zahl der ausgewiesenen „überlasteten Schienenwege“ ist auf über zwanzig gestiegen.

Der Deutschlandtakt ist bisher nur Kommunikation und Marke für den DB-Fernverkehr, hat aber noch nicht den zusätzlichen Schienenausbau ausgelöst, der Reise- und Transportzeiten verkürzt und mehr Verkehr auf die Schiene holt. Die Verbände fordern von der neuen Bundesregierung, beim Schienenausbau endlich an den tatsächlichen Stellschrauben, nämlich den Prozessabläufen, eine Beschleunigung herbeizuführen und angemessene finanzielle und personelle Ressourcen bereitzustellen, beispielsweise durch Verschiebungen aus dem Straßenneubau. So soll die Eisenbahn insgesamt gefördert werden und zwar als Verkehrsträger, unabhängig vom Konzern DB AG.

Foto: Netzwerk Europäischer Eisenbahnen e.V.

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