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Vergabeverfahren Berlin-Stettin ist gestartet

09.09.21 (Berlin, Brandenburg, Polen) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat das europaweite Wettbewerbsverfahren „Netz Berlin-Stettin“ gestartet. Es handelt sich um ein Verhandlungsverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb. Das europaweite Vergabeverfahren wird im Auftrag der Länder Berlin und Brandenburg durchgeführt. Im zukünftigen Netz Berlin-Stettin wird das Angebot für die Fahrgäste auf der Schiene durch den zweigleisigen Ausbau und den Einsatz von mehr Zügen und Taktverdichtungen deutlich erhöht.

Darüber hinaus wird die Strecke von Angermünde nach Stettin vollständig elektrifiziert und ermöglicht so den Einsatz von umweltfreundlichen Elektrofahrzeugen. Die Betriebsaufnahme ist für Ende 2026 vorgesehen. Mit dem eingeleiteten Vergabeverfahren beabsichtigen die Länder Berlin und Brandenburg als Aufgabenträger eine verbesserte Anbindung des grenzüberschreitenden SPNV nach Polen.

Die Vergabe umfasst die neue Linie RE 9 (heute RE 66) Berlin – Angermünde – Bundesgrenze (- Stettin) sowie die bisherige Linie RB 66 Angermünde – Bundesgrenze (–Stettin). Die Elektrifizierung und der Ausbau der bestehenden, überwiegend eingleisigen Strecke zwischen Angermünde und der Bundesgrenze ist ein Projekt des Bundesverkehrswegeplans.

Die Länder Berlin und Brandenburg haben sich in den vergangenen Jahren darüber hinaus sehr stark für den durchgehenden zweigleisigen Ausbau sowie für die Elektrifizierung der Strecke nach Stettin eingesetzt und fördern dies mit in Summe hundert Millionen Euro. Mit der Elektrifizierung des Streckenabschnitts zwischen Passow und Stettin können die heute genutzten Dieseltriebwagen ersetzt werden und erstmals elektrische Züge durchgehend von Berlin nach Stettin zum Einsatz kommen.

Damit setzen die Länder Berlin und Brandenburg ihren Kurs fort, mittelfristig sämtliche Dieselfahrzeuge durch moderne und umweltfreundlichere Züge zu ersetzen. Auf dem Weg zur Verkehrswende bereitet der VBB mit dem Vergabeverfahren Netz Berlin-Stettin die Stärkung der Schiene offensiv vor. Dabei sind etliche Erweiterungen des bestehenden Angebotes geplant.

Mit der Elektrifizierung und dem zweigleisigen Ausbau zwischen Angermünde und Stettin wird das SPNV-Angebot zwischen Berlin und Stettin deutlich ausgeweitet, aufgewertet und erheblich beschleunigt. Auf der Verbindung zwischen Berlin und Stettin wird es erstmalig einen strukturierten Zweistundentakt geben. Diese Züge fahren dann neu unter der Linienbezeichnung RE 9 statt den heutigen einzelnen Fahrten der RE 66.

In Kombination mit den übrigen Zugangeboten zwischen Berlin und Angermünde sowie ergänzenden Pendelzügen der RE 9 zwischen Angermünde und Stettin gibt es dann insgesamt ein stündliches, schnelles Angebot zwischen Berlin und Stettin, wechselseitig mit und ohne Umstieg in Angermünde. Die Fahrzeit zwischen Berlin und Stettin verkürzt sich in beiden Fällen um rund zwanzig Minuten auf etwa neunzig Minuten.

Zwischen Angermünde und Berlin trägt die Linie RE 9 zudem zu einer Angebotsverdichtung bei. Sie fährt zusätzlich zu den bestehenden Zügen des RE 3 (Stralsund/Schwedt (Oder) – Angermünde – Berlin) sowie den Fernverkehrszügen zwischen Berlin und Stralsund und ergänzt somit den Fahrtenumfang auf der Strecke auf ein etwa halbstündliches Angebot zwischen Berlin, Eberswalde und Angermünde.

Ergänzt wird das Angebot zwischen Angermünde und Stettin durch die RB 66, die an allen Zwischenbahnhöfen halten wird und regelmäßig alle zwei Stunden fährt. In den Hauptverkehrszeiten von Montag bis Freitag ergänzen einzelne Zwischenzüge das Angebot zu einem stündlichen Fahrtabstand der RB 66. Gemeinsam mit der Linie RE 9 werden zu diesen Zeiten dann zwei Züge pro Stunde und Richtung angeboten. ${DATE}Die Länder Berlin und Brandenburg stehen mit ihrem polnischen Partner, der Wojewodschaft Westpommern, in Kontakt, wie das Angebot auf polnischer Seite weiterentwickelt werden kann. Erwünscht sind weitere Durchbindungen z.B. nach Swinemünde oder nach Kolberg.

Die auch schon in vorherigen Ausschreibungen gesetzten Qualitätsstandards im VBB gelten auch für das Netz Berlin-Stettin, z.B. kostenloses WLAN, zuzüglich eines für mobile Endgeräte nutzbaren dynamischen Informationsportals, eines Service- oder Hilferufs. Weitere Qualitätsverbesserungen werden angestrebt, speziell breitere Wagenkästen, durchlässigere Fensterscheiben für den Mobilfunk, angenehmere Beleuchtung und bessere Klimatisierung in den Sommermonaten.

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