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Licht und Schatten im bayrischen Nahverkehr

16.09.21 (Bayern, München) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Freistaat Bayern ist durch seine Metropolen ebenso geprägt wie durch den ländlichen Raum und entsprechend unterschiedlich ist die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Während die S- und U-Bahnen in Nürnberg und München bundesweite Vorbilder sind, sieht es auf dem Land deutlich schlechter aus. Dabei soll es gerade in der Landeshauptstadt künftig noch besser werden.

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) hat im Rahmen des Programms „Bahnausbau Region München“ eine entsprechende Planungsvereinbarung mit der DB auf den Weg gebracht. Die nun anlaufenden ersten Planungsschritte bilden eine wichtige Grundlage für weitere technische Planungen im betroffenen Streckenabschnitt der S7. „Der Freistaat hat jetzt die Weichen gestellt, damit die S7 Ost eine klare Perspektive für Angebotsverbesserungen bekommt“, freut sich die Ministerin, die sich seit langem für den Ausbau des Streckenabschnitts einsetzt.

Auf dem fast durchgängig eingleisigen Streckenabschnitt der S7 Ost zwischen Giesing und Kreuzstraße erreicht die S7 derzeit keine zufriedenstellenden Pünktlichkeitswerte. Zudem können auf Basis der bestehenden Infrastruktur keine Angebotsverbesserungen realisiert werden. Ein zweigleisiger Ausbau soll die Betriebsqualität und Pünktlichkeit auf der S7 und damit im gesamten Münchner S-Bahn-Netz erhöhen sowie die Grundlagen für Angebotsausweitungen und mögliche neue Angebotskonzepte schaffen.

In dem jetzt zwischen Freistaat Bayern und DB vereinbarten ersten Planungsschritt soll die sogenannte betriebliche Aufgabenstellung (BAST) erstellt werden. Die BAST liefert Aussagen über das prognostizierte Fahrgastaufkommen, das Betriebsprogramm und die sich daraus ergebenden Infrastrukturmaßnahmen. Die Ergebnisse sind wichtige Grundlagen für die anschließende vertiefte technische Planung.

Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für Bayern: „Wir investieren heuer für die Bahninfrastruktur im Freistaat 2,35 Mrd. Euro. Denn: Bayern braucht eine starke Schiene, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein – und darum sind wir dankbar für den finanziellen Rückenwind von Freistaat und Bund, der auch in diesen Zeiten Investitionen ermöglicht. Ausbauprojekte wie auf der S7 im Abschnitt zwischen Giesing und Kreuzstraße sind dabei von zentraler Bedeutung. Wir bauen aus, damit unsere Kunden bequemer und besser in den Zug kommen – und Züge am Ende pünktlicher und häufiger verkehren können.“

Die erforderlichen Gesamtkosten für die Erstellung der betrieblichen Aufgabenstellung zum zweigleisigen Ausbau der S7 Ost im Bereich Giesing – Kreuzstraße betragen rund 160.000 Euro. Der Freistaat trägt diese Kosten in voller Höhe. „Jeder einzelne Euro hiervon ist gut angelegtes Geld. Wir schaffen damit wichtige Grundlagen dafür, den ÖPNV in München noch leistungsfähiger und attraktiver zu machen“, so Ministerin Schreyer.

Ganz anders sieht es auf dem Land aus. Gleich fünf bayerische Landkreise schneiden bei der Erreichbarkeit von Bus und Bahn im Deutschland-Vergleich am schlechtesten ab. Mit großem Rückstand ist das ostbayerische Dingolfing-Landau bundesweites Schlusslicht bei dem Ranking, das die Wege zum Nahverkehr in den deutschen Landkreisen vergleicht.

Nur wenig dichter ist das Netz von Haltestellen und Bahnhöfen mit einem Minimal-Angebot an täglichen Fahrten in Straubing-Bogen, Cham, Rottal-Inn sowie Kronach. Erst auf dem sechstletzten Platz rangiert mit dem Eifelkreis Bitburg-Prüm (Rheinland-Pfalz) ein Landkreis außerhalb Bayerns.

„In vielen Bundesländern haben wir Gegenden mit einer geringen Bevölkerungsdichte“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Nirgends aber ist der Nahverkehr so weit weg von den Menschen wie in Ostbayern.“ Das Erreichbarkeits-Ranking basiert auf offiziellen Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das dem Bundesinnenministerium unterstellt ist.

Das Institut berechnet den Anteil der Bevölkerung, der innerhalb eines Radius von 600 Metern Luftlinie bis zu einer Bushaltestelle oder 1200 Metern bis zu einem Bahnhof lebt, wobei die Stationen werktags mindestens zehn Fahrten pro Richtung anbieten müssen. 600 Meter entsprechen einem Fußweg von etwa acht bis zehn Minuten, was das BBSR als noch zumutbar bewertet. Bei Bahnhöfen stuft es sogar noch größere Distanzen als hinnehmbar ein. Die Allianz pro Schiene fordert eine Rückkehr der öffentlichen Verkehrsmittel in die Fläche

Siehe auch: Sich ehrlich machen

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