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Dritter GDL-Streik läuft

02.09.21 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Der nun dritte Arbeitskampf der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn ist angelaufen. Bereits am gestrigen Mittwoch um 17 Uhr begannen die Ausstände im Güterverkehr, heute Morgen um 2 Uhr folgten der Personenverkehr und die Infrastruktursparten. Die GDL ist inzwischen auch für ortsfeste Eisenbahner geöffnet und ruft daher auch Fahrdienstleiter, Werkstattmitarbeiter, Bahnsteigaufsichten und andere Berufsgruppen zum Streik auf.

Die Ausstände enden am kommenden Dienstag, den 7. September um 2 Uhr. „Mit inhaltsleeren Scheinofferten und fadenscheinigen Desinformationskampagnen willfähriger Politiker wollen die Manager die GDL diskreditieren“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Doch das sind alles alte Hüte. Der wahre Verweigerer ist die DB, darüber können die Tricks aus der Mottenkiste der DB-PR-Maschinerie nicht hinwegtäuschen. Hätten die hochbezahlten Führungskräfte nicht so eine kurze Halbwertzeit im Konzern, wüssten sie, dass der GDL und ihren Mitgliedern damit nicht beizukommen ist.“

Wettbewerbsunternehmen wie Transdev, Netinera und Go-Ahead haben in jüngster Zeit Tarifverträge mit der GDL abgeschlossen. Obwohl ebenfalls von der Corona-Pandemie betroffen, waren für diese Eisenbahnverkehrsunternehmen 1,4 Prozent Entgelterhöhung 2021 und 600 Euro Corona-Prämie sowie 1,8 Prozent Entgelterhöhung 2022 bei einer Laufzeit von 28 Monaten für alle Berufe im Eisenbahnsystem kein Abschlusshindernis.

„Daran sollte sich die DB ein Beispiel nehmen. Es muss Schluss sein mit dem unseligen Feldzug gegen die eigenen Mitarbeiter und deren legitime Interessenvertretung, die GDL,“ so Weselsky. „Das Verhalten der Manager ist eines großen Arbeitgebers absolut unwürdig. Die Eisenbahner haben Anerkennung und Wertschätzung verdient. Sie werden nicht aufhören dies einzufordern, bis man ihnen das zugesteht.“

Das sieht man bei der DB AG komplett anders. Aus Sicht des Konzerns ist der Streik überzogen und ungerechtfertigt. Die GDL mache aus organisationspolitischem Kalkül sowohl Kunden als auch Mitarbeitern zu Opfern ihrer Machtinteressen. Das Unternehmen fordert die GDL erneut auf, unverzüglich ernsthafte Verhandlungen aufzunehmen. Ein verhandlungsfähiges Angebot liege auf dem Tisch.

DB-Personalvorstand Martin Seiler: „Ein Tarifvertrag wird in Verhandlungen erzielt und lässt sich nicht diktieren. Wenn die GDL wirklich eine Lösung will, dann muss sie endlich an den Tisch kommen.“ Die DB habe zuletzt ihr Angebot weiter verbessert, man könne kurzfristig zu Ergebnissen kommen, so Seiler. „Dieser erneute Streik bringt uns einem Tarifabschluss kein Stück näher. Der GDL-Spitze geht es ausschließlich darum, ihre Macht auszuweiten – und das zu Lasten der Reisenden und der Wirtschaft.“

Zugleich warnte er vor dem Schaden des Streiks und forderte die Gewerkschaftsspitze auf: „Hören Sie auf, die Belegschaft zu spalten!“ Auch im dritten GDL-Streik wird die Deutsche Bahn ein verlässliches Mobilitätsangebot sicherstellen. Im Fernverkehr wird zwischen dem 2. und 6. September wieder ein Grundangebot von rund einem Viertel des normalen Fahrplans zur Verfügung stehen.

Im Regional- und S-Bahnverkehr peilt die DB AG wie in den letzten beiden Streikwellen vierzig Prozent des Zugverkehrs an. Die Anzahl der angebotenen Züge wird jedoch je nach Region schwanken. Wer kann, sollte seine Reise auf die Zeit vor oder nach dem Streik verschieben.

Auch Pro Bahn hat sich zu Wort gemeldet. Der Fahrgastverband fordert beide Seiten auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren – was angesichts einer bereits letztes Jahr gescheiterten Schlichtung schwierig sein dürfte. „Viele Fahrgäste sind mit ihrer Geduld am Ende,“ erklärt Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes: „Gerade jetzt, wo viele nach längerer pandemiebedingter Unterbrechung wieder zur Bahn zurückfinden wollen, erzeugt die Auseinandersetzung bei vielen nur noch Unverständnis.“

Durch die lange Dauer des aktuellen Streiks von fünf Tagen ist für viele Fahrgäste ein Ausweichen auf andere Reisetage nicht sinnvoll möglich. „Die GDL erfüllt damit zum zweiten Mal in Folge unsere Forderungen, Streiks mindestens 48 Stunden vorher anzukündigen“ erklärt Iffländer. „Im 21. Jahrhundert sollte es jedoch möglich sein, Streikfahrpläne innerhalb weniger Minuten in die Systeme einzuspielen und diese Frist auch hier einzuhalten, zumal diese bereits vorbereitet sind und zumeist nur geringfügig angepasst werden müssen.“

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