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ZVV plant Verbesserungen

02.08.21 (Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die vierte Verbandsversammlung des Zweckverbandes Öffentlicher Personennahverkehr Vogtland (ZVV) hat während einer fast dreistündigen Sitzung einen Grundsatzbeschluss gefasst. Demnach beteiligt sich das Vogtland auch an der Ausschreibung für das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz (MDSB 2025+). Die mehrheitliche Entscheidung kam nach einer intensiv geführten Debatte zustande.

Erörtert wurde vor allem die Frage, in wie weit der ÖPNV sich für die Entwicklung eines attraktiveren Fernverkehrs verantwortlich fühlen muss. Die Diskussion hat ihren Ursprung vor allem in der gesellschaftlich angestrebten Verkehrswende. Landrat Rolf Keil (CDU) bat als Vorsitzender des Zweckverbandes alle Verbandsräte vor der Abstimmung um ihre Meinung.

Ziel ist eine umsteigefreie Zugverbindung zwischen Plauen und Leipzig. Dazu müssen jedoch am Bahnhof in Werdau erst noch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Erst nach erfolgter Modernisierung wird es möglich sein, die Triebwagen, die im Zwei-Stunden-Takt zwischen Leipzig und Plauen sowie Zwickau verkehren, in Werdau zu teilen.

Beim ZVV ist man sich darüber im Klaren, dass die infrastrukturelle Verbesserung am Werdauer Bahnhof nur kommt, wenn sich das Vogtland am Ausschreibeverfahren beteiligt. Eine Nichtteilnahme würde bedeuten, dass die Netzbetreiber keinen Grund hätten, das Trennen und Koppeln der Züge in Werdau zu ermöglichen. Mangels eines SPFV-Angebotes will der ZVV durch die Neuvergabe des S-Bahnverkehrs ab 2025 dem Fahrgast entgegenkommen. Doch bei Verlängerung der S-Bahn bis Plauen kämen auch den Vogtlandkreis Mehrkosten von rund zwei Millionen Euro zu.

„Wirklich belastbare Zahlen bekommen wir erst mit der Ausschreibung“, fügte Verbandsgeschäftsführer Michael Barth hinzu. Landrat Rolf Keil ist sich dem Risiko für die Gebietskörperschaften bewusst: „Betriebswirtschaftlich ist die Entscheidung keineswegs unumstritten. Aber es ist auch keine Option, gerade jetzt Bahnverbindungen abzubestellen. Das wäre gegenüber den zukünftigen Generationen die völlig falsche Botschaft.“

Vielmehr hofft man im Vogtland, dass für die von der Bundesregierung eingeleitete Mobilitätswende im Umkehrschluss künftig noch weitere finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um diesen inneren Konflikt zu beenden. Der scheidende Plauener Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer (FDP) sah sich gezwungen, gegen den Grundsatzbeschluss zur Teilnahme am Vergabeverfahren zu stimmen.

„Als Stadt finanzieren wir durch die Plauener Straßenbahn bereits überdurchschnittlich viel Verkehrsleistung im ÖPNV. Der Fernverkehr ist nicht die Aufgabe unseres Zweckverbandes“, begründete der stellvertretende Zweckverbandsvorsitzende seine Gegenstimme. Er befürchtet, dass der Freistaat Sachsen die Kommunen mit den Mehrausgaben allein lassen wird. „Dann müsste unter Umständen bei der Plauener Straßenbahn oder bei den Bussen im ländlichen Raum gespart werden“, so Ralf Oberdorfers Befürchtung.

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