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GDL bestreikt DB AG in dieser Woche

12.08.21 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Ergebnis der Urabstimmung war eindeutig: 97 Prozent der abgegebenen Stimmen waren für Streikaufrufe der GDL gegen die DB AG. Seit dem letzten Dienstag 19 Uhr wird im Güterverkehr der DB AG gestreikt, seit dem gestrigen Mittwoch, 2 Uhr auf im Personenverkehr sowie in den Infrastruktursparten. Das Ende der Ausstände ist für den morgigen Freitag, 2 Uhr angekündigt. Mit weiteren Streikaufrufen ist in den nächsten Wochen und Monaten zu rechnen.

„Die Eisenbahner sind wütend auf einen Arbeitgeber, der ihnen eine Minusrunde verordnet und gleichzeitig sich und seinen Führungskräften im Homeoffice ungerührt die Taschen mit Boni füllt. Die Eisenbahner haben selbst in der größten Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen den Kopf hingehalten und den Verkehr rund um die Uhr sicher und zuverlässig aufrechterhalten. Sie haben Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit verdient und keine öffentlichen Angriffe des DB-Personalvorstands Martin Seiler“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.

Die GDL wirft der DB AG vor, mit ihrem Angebot „massive Reallohnverluste“ zu verursachen, dies sei inakzeptabel. Im Vorfeld war bereits ein Schlichtungsverfahren unter der Leitung des früheren SPD-Politikers Matthias Platzeck gescheitert. Die GDL fordert für das direkte Personal den Abschluss des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes mit einem Entgeltplus von 1,4 Prozent zum 1. April 2021, mindestens aber 50 Euro mehr, sowie einer Corona-Beilhilfe von 600 Euro im Jahr 2021. Zum 1. April 2022 muss dann eine weitere lineare Erhöhung von 1,8 Prozent für die Mitglieder erfolgen.

Bei der DB AG reagiert man zunächst mit einem Ersatzfahrplan im Fern- und Regionalverkehr. Im Fernverkehr wird das bundesweite Angebot für Mittwoch und Donnerstag auf rund ein Viertel reduziert. Priorität haben die besonders stark genutzten Verbindungen, so zwischen Berlin und der Rhein-/Ruhr-Region, zwischen Hamburg und Frankfurt (Main) sowie die Anbindung wichtiger Bahnhöfe und Flughäfen.

Ziel ist es, während des Streiks auf ausgewählten Hauptachsen ein zweistündliches Angebot zuverlässig aufrechtzuerhalten. Dabei setzt die DB Züge mit der größtmöglichen Sitzplatzkapazität ein, unter anderem XXL-ICE mit 918 Sitzplätzen. Trotz des Ersatzfahrplans kann die DB nicht garantieren, dass alle Reisenden wie gewünscht an ihr Ziel kommen. Die DB bittet Fahrgäste, die nicht zwingend fahren müssen, ihre Reise, sofern es möglich ist, zu verschieben.

„Die GDL-Spitze eskaliert zur Unzeit. Gerade in einem systemrelevanten Bereich wie der Mobilität gilt es jetzt, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und nicht unsere Kunden zu belasten“, erklärt DB-Personalvorstand Martin Seiler. Seiler verweist auch auf die Folgen für Fahrgäste und den durch die Pandemie getroffenen Konzern. „Gerade jetzt, wenn die Menschen wieder mehr reisen und die Bahn nutzen, macht die GDL-Spitze den Aufschwung zunichte, den wir in Anbetracht der massiven Corona-Schäden dringend brauchen.“

Die Wettbewerbsbahnen wie etwa Abellio, National Express oder die Eurobahn fahren derweil weiter, können aber von blockierten Gleisen oder bestreikten Stellwerken betroffen sein. Sie selbst sind nicht Gegenstand von Streikaufrufen. „Falls Sie es noch nicht sicher wissen: Vergewissern Sie sich vor Ihrer geplanten Fahrt, ob die gewählte Verbindung tatsächlich von der Deutschen Bahn betrieben wird. Dann, und nur dann, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie an den angekündigten Streiktagen tatsächlich ausfällt“, rät Mofair-Präsident Tobias Heinemann.

Mit rund vierzig Prozent Marktanteil im bundesweiten Durchschnitt sichern die Wettbewerbsbahnen, dass der Eisenbahnverkehr selbst bei hoher Streikbeteiligung nicht dauerhaft zum Erliegen kommt. Auch bei Fernverkehrsverbindungen kann es Alternativen durch langlaufende und womöglich von „bunten Bahnen“ betriebenen Regionalzügen geben.

Verlässliche Ersatzfahrpläne fordert derweil der Fahrgastverband Pro Bahn. „Für Fahrgäste ist es wichtig zu wissen, auf welches Angebot sie sich verlassen können“, so der stellvertretende Bundesvorsitzende Lukas Iffländer. „Wir Fahrgäste unterstützen gute Arbeitsbedinungen der Eisenbahner. Die Fahrgäste müssen verstärkt als Partner des Personals, auch in Tarifkonflikten, wahrgenommen werden.“ Trotz der gescheiterten Schlichtung ruft er beide Parteien auf, in ein erneutes Schlichtungsverfahren einzutreten. „Ob beide Seiten ohne externe Hilfe wieder zusammenfinden können, ist aus unserer Sicht fraglich.“

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