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DB AG legt Halbjahresbilanz 2021 vor

02.08.21 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit dem zweiten Quartal 2021 verzeichnet die Deutsche Bahn einen Aufwärtstrend. Mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen in Deutschland zieht seit April auch die Nachfrage im Fernverkehr wieder an. Gleichwohl hat der mehrfach verlängerte Lockdown in den ersten Monaten des Jahres tiefe Spuren in der Halbjahresbilanz hinterlassen. Für mehr Wachstum investierte die DB trotz Pandemie weiter auf Rekordniveau – bei der Eisenbahn in Deutschland sogar stärker als zuvor.

Der DB-Konzern schließt die ersten sechs Monate 2021 pandemiebedingt mit einem operativen Verlust (EBIT bereinigt) in Höhe von 975 Millionen Euro ab. Zusammen mit außerordentlichen Effekten, Zinsaufwand und Ertragssteuern führt dies zu einem Ergebnis nach Steuern von minus 1,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 konnten die Verluste damit insgesamt verringert werden. Beim Umsatz verbesserte sich die DB in den ersten sechs Monaten 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,2 Prozent auf 21,8 Milliarden Euro.

Positiv wirkte sich die sehr gute Entwicklung der Logistik-Tochter DB Schenker aus. Trotz Pandemie schlossen unter anderem auch die Geschäftsfelder DB Regio, DB Netze Fahrweg und DB Cargo bei den Umsätzen besser ab als im Vorjahreshalbjahr. So gebe es substanzielle Verbesserungen bei Flotte und Netz, etwa durch neue XXL-ICE und fast 2000 Kilometer erneuerte Gleise allein in 2021.

Bahnchef Richard Lutz betonte die Bedeutung der DB für das Erreichen der Klimaziele in Deutschland und Europa: „Das verheerende Hochwasser hat uns einmal mehr bewusst gemacht, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits sind. Deshalb ist die Schiene wichtiger denn je für eine nachhaltige Entwicklung. Der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen bestätigt uns: Die Menschen wollen wieder Bahn fahren.“

Mit rund 5,6 Milliarden Euro Brutto- und rund 2,7 Milliarden Euro Netto-Investitionen knüpfte die DB in den ersten sechs Monaten 2021 an die höchsten Halbjahreswerte ihrer Geschichte in 2020 an. Die Mittel fließen in moderne Infrastruktur, aber auch in neue Züge. Die Rekord-Investitionen vor allem in die Eisenbahn in Deutschland tragen dazu bei, die Qualität künftig weiter zu steigern.

Im ersten Halbjahr 2021 lag die Pünktlichkeit im Fernverkehr bei 79,5 (Vorjahreszeitraum 83,5) Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr wirken deutlich mehr Betriebsleistungen auf der Infrastruktur, der seit Jahren heftigste Kälteeinbruchund extreme Regenfälle. Für das Gesamtjahr 2021 rechnet die DB erneut mit einem negativen operativen Ergebnis, auch weil die Lockdown-Monate zu Jahresbeginn nicht mehr voll aufzuholen sind.

Etwas anders interpretiert der Wettbewerberverband Mofair die aktuelle Situation bei der DB AG. Pünktlich zur ersten Halbjahresbilanz 2021 ist die im Dezember letzten Jahres erhöhte Schuldenobergrenze schon wieder fast ausgereizt: Auf über 32 Milliarden Euro beliefen sich die Nettofinanzschulden der DB AG zum Stichtag 30.06.2021. Das absolut abhandengekommene Kostenbewusstsein des integrierten Konzerns muss also in immer stärkeren Maße durch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gedeckt werden. Für Mofair ist eindeutig: Eine neue Bahnreform wird dringender denn je gebraucht!“, sagt Verandspräsident Tobias Heinemann. „Corona darf zudem nicht immer und überall als Entschuldigung für das stete Ansteigen der Verschuldung hergenommen werden.“

Dass das Ergebnis nicht noch viel schlechter ausfällt, liegt insbesondere an den regulierten Netzbereichen der DB (Schienennetz, Stationen, Bahnstromnetz). Und da alle Eisenbahnverkehrsunternehmen, also auch die Wettbewerbsbahnen, diese nutzen müssen, zahlt die Konkurrenz direkt in die positiven Posten der DB-Bilanz ein. Währenddessen sorgt insbesondere der DB-Fernverkehr für enorme Verluste (1,144 Milliarden Euro).

Diese kommen vorrangig dadurch zustande, dass die ICE und IC fernab jeglicher wirtschaftlicher Vernunft auch auf dem Höhepunkt der Corona-Krise – offenbar auf Zuruf der Bundespolitik – leer durch die Gegend fuhren. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn auch in Krisenzeiten im Schienenpersonenfernverkehr ein Grundangebot aufrechterhalten wird.

Dann aber im Wege eines fairen, transparenten und EU-Rechts-konformen Verfahrens, wie es die Republik Österreich mit der Notvergabe an die ÖBB und die parallel verkehrende Westbahn getan hat. Oder mittels einer Branchenlösung wie dem ÖV-Rettungsschirm im Schienenpersonennahverkehr – mit dem auch die DB Regio gut leben kann.

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