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Wasserstoffzüge in Süddeutschland präsentiert

19.07.21 (Baden-Württemberg, Bayern, Süddeutschland) Autor:Stefan Hennigfeld

In Bayern und Baden-Württemberg sind in den letzten Wochen erstmals Wasserstoffzüge vorgestellt worden: Von den Herstellern Siemens und Alstom, die bei der Bayrischen Regiobahn und bei der SWEG zum Einsatz kommen sollen. In Bayern wurde eine Absichtserklärung zur Weiterentwicklung der Technologie durch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) und Siemens Mobility sowie der BRB unterzeichnet. Der Wasserstoffzug wird auf Basis der Mireo Plus H-Plattform von Siemens Mobility entwickelt.

Er soll auf oberleitungsfreien Strecken fahren und hat eine Reichweite von bis zu 800 Kilometer. Die Hauptkomponenten der Wasserstofftraktion sind zwei auf dem Dach montierte Brennstoffzellen. Komplettiert wird das System von Unterflurbatterien neuester Generation der Firma Saft. Das Fahrzeug wird im Frühjahr 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt. Erste Sonderfahrten in Bayern sind für das Jahr 2023 geplant, bevor das Fahrzeug im Januar 2024 den offiziellen Passagierbetrieb aufnimmt.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger freut sich über die Entwicklungspartnerschaft. „Der Zug ist ein weiterer wichtiger Baustein der bayerischen Wasserstoff-Strategie. Mein Ministerium treibt die Forschung, Entwicklung und Anwendung im Bereich der H2-Technologie voran. Wir setzen das Projekt gemeinsam mit den Partnern auf das Gleis, weil wir überzeugt sind, mit Wasserstoff einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs leisten zu können.“

Die Entwicklung von alternativen Antrieben im Schienenverkehr ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der Siemens Mobility. Das Unternehmen ist Vorreiter in Sachen nachhaltiger Mobilität und wird den erfolgreichen Regionalzug Mireo sowohl als Wasserstoff- als auch als batteriebetriebenen Zug anbieten. Zum Einsatz kommt das bekannte Fahrzeug Mireo Plus H, jedoch ausgestattet mit einer neuen Generation von Batterien zur Steigerung der Fahrleistungen und damit des Kundenkomforts.

Arnulf Schuchmann, technischer Geschäftsführer der Bayerischen Regiobahn, sagte: „Wir haben uns dazu bereiterklärt, die Wasserstofftechnologie zu testen und den Zug der Firma Siemens Mobility im Fahrgastbetrieb zu erproben, weil wir neugierig und offen für alternative Antriebsformen auch im Eisenbahnbereich sind.“

Es sei aber bei Weitem nicht damit getan, den Wasserstoffzug aufs Gleis zu setzen, vielmehr müssten im laufenden Betrieb viele Aspekte beachtet werden. Sicherheitsauflagen müssen umgesetzt werden, Schulung der Mitarbeiter, die Betankung des Fahrzeugs, die Strecken, auf denen es unterwegs sein soll und viele weitere Aktivitäten haben bereits begonnen.

Erstmals kommt in Baden-Württemberg ein mit Wasserstoff betriebener Zug im regulären Betrieb zum Einsatz – und zwar von Mitte Juli 2021 an auf den Zollern-Alb-Bahnen. Verantwortlich dafür sind das baden-württembergische Verkehrsministerium, der Fahrzeughersteller Alstom und die Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG).

Das Brennstoffzellenfahrzeug vom Typ Alstom Coradia iLint wird für die Dauer des Probebetriebs bis voraussichtlich Ende Februar 2022 einen Zug aus der derzeitigen Dieselflotte der SWEG ersetzen. Fahren wird er vor allem auf den Strecken Eyach – Hechingen beziehungsweise Hechingen – Gammertingen – Sigmaringen. Eigentlich war der Start des Probebetriebes bereits am 1. Mai geplant.

Die Verschiebung auf Mitte Juli lag an Verzögerungen seitens des ursprünglich geplanten Lieferanten des Wasserstoffs. Mit Air Liquide wurde inzwischen aber ein alternativer Lieferant gefunden, der für das Projekt die Versorgung und die mobile Wasserstofftankstelle am Bahnhof Hechingen Landesbahn bereitstellt.

„Aufgrund seiner Vielseitigkeit ist Wasserstoff ein Schlüsselelement für die Energie- und Verkehrswende“, sagt Frédéric Minaud, Direktor Wasserstoffenergie für Zentraleuropa bei Air Liquide. „Wir sind stolz, mit unserem Know-how maßgeblich dazu beizutragen, dass Wasserstoffmobilität auf der Schiene Wirklichkeit wird.“

Der SWEG-Vorstandsvorsitzende Tobias Harms sagte: „Die SWEG steht nicht nur für Qualität, sondern auch für Innovation. Insofern ist es folgerichtig, die SWEG als Landesgesellschaft mit der Durchführung dieses spannenden Projekts zu beauftragen. Wir stehen vor der Frage, wie künftig in Regionalnetzen lokal emissionsfreier Zugverkehr angeboten werden kann. Uns ist es wichtig zu erfahren, ob es fahrzeugseitige Alternativen zur klassischen Elektrifizierung des Schienenwegs gibt.“

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