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VVS plant umfassende Marktoffensive

06.07.21 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Verkehrsunternehmen im VVS streben für 2022 eine Tarifanpassung von 2,5 Prozent an. Diesem Vorschlag hat der Aufsichtsrat der Stuttgarter Straßenbahnen AG in seiner Sitzung am 25. Juni zugestimmt. Die endgültige Entscheidung wird in der Gesellschafterversammlung des VVS durch die Gruppe der Verkehrsunternehmen am 20. Juli gefasst. Der VVS ist nun aufgerufen, einen Entwurf für die Umsetzung auf die einzelnen Ticketarten auszuarbeiten.

Die Tarifanpassung soll erst zum 1. April 2022 umgesetzt werden. Um das Fahrgastaufkommen, das durch geschlossene Schulen, Restaurants und Geschäfte, durch Home-Office und die Absage von Veranstaltungen zurückgegangen ist, wieder zu steigern, soll eine Marktoffensive gestartet werden. Dafür wollen die Verkehrsunternehmen in Abstimmung mit der öffentlichen Hand im Sommer ein Aktionspaket festlegen.

Die Tarifanpassung wird mit den steigenden Kosten für Personal, Energie, Fahrzeugbeschaffung und Baumaßnahmen begründet. Hinzu kommt ein auch in Folge der Corona-Pandemie noch nicht erwirtschafteter Fehlbetrag von rund elf Millionen Euro aus der Tarifzonenreform, der durch die Zuschüsse der öffentlichen Hand nicht abgedeckt ist. Die Tarifzonenreform im Jahr 2019 hatte für viele Fahrgäste zu erheblichen Preissenkungen geführt.

Die Anpassung von 2,5 Prozent bewegt sich im Rahmen der aktuellen allgemeinen Inflationsrate in Deutschland. Die Bundesbank geht in ihrer Prognose davon aus, dass die Inflationsrate zum Jahresende sogar auf über drei Prozent steigen wird. Benzin und Diesel sind in den letzten Monaten noch deutlich stärker gestiegen. Durch die CO2-Steuer und deren bereits feststehenden Erhöhungen ist auch künftig mit erheblich höheren Kraftstoffpreisen zu rechnen.

Bundesweit haben inzwischen zahlreiche Verkehrsverbünde Tariferhöhungen für dieses und nächstes Jahr angekündigt oder beschlossen. Nachdem die Schulen, Geschäfte und Restaurants wieder geöffnet wurden, steigt das Fahrgastaufkommen in den Bahnen und Bussen erfreulicherweise an. Dennoch wird es noch einige Zeit dauern, bis das ursprüngliche Nachfrageniveau wieder erreicht ist.

„Daher soll ein kurzfristiges Maßnahmenpaket geschnürt werden, um Abonnenten zu halten und ‚verlorene‘ Fahrgäste zurückzugewinnen“, betonen Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) und die Landräte der Verbundlandkreise. Einzelne Maßnahmen sind bereits in Umsetzung wie die landesweite Einsteigeraktion für neue Abonnenten, die auf eine intensive Mitwirkung und Koordination des VVS zurückging.

Jeder Fahrgast, der ein neues Abonnement abschließt, erhält einen Freimonat. In den Sommerferien wird die Aktion „bwAboSommer“ wiederholt, die sich im letzten Jahr bei den Stammkunden großer Beliebtheit erfreute. Alle VVS-Abonnenten können sechs Wochen lang mit ihrem Ticket den gesamten Nahverkehr in Baden-Württemberg nutzen. Weitere Aktionen sollen in den nächsten Wochen vereinbart werden.

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