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Keolis: Vier Jugendliche schließen ihre Ausbildung ab

12.07.21 (NWL, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Mitte Juni war es endlich soweit als die vier jungen Auszubildenden zum Eisenbahner im Betriebsdienst mit Fachrichtung Lokführer und Transport von der Industrie- und Handelskammer in Hamm ihr Prüfungszeugnis mit Bestnoten empfangen durften. „Wir sind sehr stolz auf unsere jungen Kollegen und Kollegin, die mit den Bestnoten „sehr gut“ und „gut“ ihre Abschlussprüfung absolviert haben. Während der Pandemie eine derart erfolgreiche Prüfung abzulegen, ist eine besondere Leistung. Wir freuen uns, unseren jungen Kolleg*in in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis aufzunehmen“, sagt Anne Mathieu, Chief Executive Officer, Keolis Deutschland.

Im August 2018 startete Keolis Deutschland am Standort Hamm erstmalig mit dem Angebot einer Berufsausbildung für Schulabsolventen und konnte vier jungen Menschen somit eine Zukunftsperspektive in einem krisensicheren Beruf bieten. Nach drei Jahren intensiver Theorie- und Praxislehrzeit stehen drei junge Männer und eine junge Frau unmittelbar davor, Verantwortung für über tausende PS zu übernehmen. Mit den modernen Eurobahn-Triebfahrzeugen werden bis zu 100.000 Fahrgäste täglich (Zahl vor Corona) an ihr Reiseziel befördert.

Insbesondere das letzte Ausbildungsjahr war von der Pandemie geprägt, weshalb die Ausbildungskonzepte angepasst werden mussten. Voller Stolz blicken die jungen Eisenbahner auf ihr Prüfungszeugnis und ihrem Lokführerschein. Anders als bei einem Kfz-Führerschein geht es jedoch noch nicht direkt unbegleitet und eigenständig auf den Führerstand. Die jungen Nachwuchsfachkräfte werden sukzessive in den nächsten zwei Wochen die Führerstände übernehmen.

Man könnte fast sagen, man lässt sie ans Steuer, was bei der Eisenbahn jedoch nicht der Fall ist, da ein Triebfahrzeugführer vieles machen muss, aber nicht lenken. Jetzt gilt für die „ehemaligen Azubis“ noch die interne Prüfung gemäß der Anlage 6 und 7 der offiziellen Triebfahrzeugführerscheinverordnung (TFV) zu meistern. Dabei werden die fahrzeugspezifischen Kenntnisse der bei Keolis eingesetzten Züge vermittelt, Strecken erkundet und Sicherheitsprüfungen absolviert.

Nach erfolgreichem Abschluss gibt es die erforderliche Zusatzbescheinigung zum Führerschein, welche dann die eigenständigen Fahrten erlauben. Das Ausbildungsprogramm für Eisenbahner im Betriebsdienst beweist in drei Jahren im dualen System zwischen Berufsschule und Eisenbahnverkehrsunternehmen, dass Züge steuern weit mehr ist, als den Schalthebel umzulegen. Die theoretische Ausbildung vermittelt die technischen Grundlagen des Fahrbetriebs, die vielfältigen Regelwerke für Fahren und Rangieren von Zügen, die Signalsprache der Eisenbahn sowie Bedeutung und Funktionsweisen der Sicherheitssysteme.

In der Praxis lernen die EiBler – wie sie in Kurzform im Bahnjargon heißen, wie Triebfahrzeuge bedient und geprüft, Fahrten durchgeführt werden und was bei Betriebsstörungen zu tun ist. Um das komplexe System Bahn nicht nur aus Führerstandperspektive zu erlernen, sieht die Berufsausbildung beispielsweise auch die Begleitung von Diensten der Kundenbetreuer im Fahrplanbetrieb vor.

Ein guter Ausbildungsbetrieb lebt laut der Erfahrung der Ausbilder bei Keolis Deutschland von engmaschiger Begleitung, festen Strukturen und flachen Hierarchien. Die Pandemie stellte das Team hierbei vor Herausforderungen, doch mit neuen, flexiblen Strukturen und Modellen konnte der Ausbildungsplan neu abgebildet und die Ausbildung ohne Zeitverzug beendet werden.

Neben dem Abschlusszeugnis erhalten alle Azubis bei Keolis gemäß tariflich fixiertem Ausbildungsvertrag einen unbefristeten Arbeitsvertrag, ab Tag eins nach erfolgreicher Abschlussprüfung. Darüber hinaus können sich die jungen Absolventen im Anschluss intern weiterentwickeln. So steht einer Karriere vom Azubi bis hin zum Teamleiter mit Personalverantwortung nichts im Wege. Die Eisenbahnverkehrsbranche bietet gerade in Krisenzeiten einen zukunftssicheren Arbeitsplatz mit attraktivem Gehalt.

Insgesamt bildet Keolis aktuell elf Auszubildende aus. Sieben Eisenbahner im Betriebsdienst befinden sich im ersten und zweiten Ausbildungsjahr. Seit 2020 werden drei Mechatroniker und ein Fachinformatiker für Systemintegration zudem ausgebildet. Auch für Quereinsteiger gibt es Einstiegsmöglichkeiten bei Keolis Deutschland. In einer rund elfmonatigen Qualifizierung bietet das Unternehmen allen Interessierten ab dem 21. Lebensjahr die Möglichkeit zum Triebfahrzeugführer umzuschulen. Der nächste Kurs startet im Herbst in Hamm.

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