Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Erkenntnisse für die Zukunft mitnehmen

22.07.21 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Wir haben Tote und Verletzte zu beklagen, Menschen verloren ihr Hab und Gut, zum Teil auch ihr Zuhause. Allen Flut- und Unwetteropfern gilt mein aufrichtiges Mitgefühl. Wir haben kaputte Eisenbahnstrecke erlebt und Triebzüge, die über Tage im Dreckwasser standen. Stellwerke sind vollgelaufen, ja auch im Hagener Hauptbahnhof war zeitweise Land unter. Die Folgen werden, zumindest auf einigen Strecken, noch für Jahre hinaus ein Problem sein.

Etwa ein Drittel der Züge des Kölner Dieselnetzes standen (oder stehen aktuell) noch unter Wasser. Ob sie reparabel sind, wie teuer das wird und welche Zeitspanne hier anzunehmen ist, kann man im Moment noch nicht sagen. Nachdem auf der Ahrtalbahn mehrere Brücken irreparabel zerstört worden sind, muss man sich bei Teilen ebenjenes Netzes wohl mit einem mehrjährigen Busverkehr auseinandersetzen.

Betreiber ist diesmal DB Regio, ein Bundesunternehmen, das sich drauf verlassen kann, im Notfall durch Bundesgelder am Leben gehalten zu werden. Doch es gibt diese Katastrophenszenarien für die Eisenbahnbranche, wenn durch einen Unfall, ein Unwetter oder was auch immer ein nicht unerheblicher Teil der Flotte innerhalb kürzester Zeit nicht mehr nutzbar ist. Oder wenn ganze Strecken langfristig gesperrt werden müssen.

Auch das ist ein klassischer Fall, bei dem die Eisenbahnverkehrsunternehmen allein gelassen werden, in diesem Fall auch DB Regio. Man hat investiert und sich drauf verlassen, für die gesamte Vertragslaufzeit eine bestimmte Anzahl an Zugkilometern zu erbringen. Risiken, die mit höherer Gewalt einhergehen, kann man dort nicht mit einkalkulieren, aber sie sind dennoch da.

Was macht denn ein Eisenbahnverkehrsunternehmen, wenn ein erheblicher Teil eines Netzes auf einmal für Jahre hinaus nicht befahrbar ist, weil ein einzelnes Unwetter mehrere Brücken zerstört hat? Oder wenn Züge nicht mehr da sind, weil sie im Wasser stehen? Auch hier zeigt sich, wie dringend man ein gemeinsames Krisenmanagement in der Eisenbahnbranche braucht.

Anstatt jeden Betreiber mit solchen Risiken alleine zu lassen, muss es Ausfallversicherungen geben. Anbieten würde sich, dass die Aufgabenträger solche Versicherungen zentral ausschreiben, alternativ müsste man sich in künftigen Vergaben zur Vorschrift machen, diese würden dann aber vom Betreiber eingepreist werden.

Wenn ein zentraler Eisenbahnknoten wie der Hagener Hauptbahnhof für mehrere Tage im Wasser steht, dann werden die Geldflüsse an die Betreiber der dort verkehrenden Linien gestoppt, deren Kosten laufen aber weiter. Gleichzeitig fallen auch die Fahrgelderträge zumindest bei Zeitkarteninhabern nicht so ohne weiteres weg. Auch hier muss man also Lösungen finden, die weit über die einfache Pönalisierung hinausgehen.

Pönalisierungsmaßnahmen dienen dazu, Anreize gegen Schlechtleistungen zu schaffen. Entsprechend müssen sie also auf Teilgebiete des Eisenbahnverkehrs beschränkt sein, die der Verkehrsbetreiber zu verantworten hat. Auch das ist eine wichtige Erkenntnis für die Zukunft, die wir mitnehmen sollten.

Kommentare sind geschlossen.