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Vorbereitungen für Extremwetterlagen treffen

21.06.21 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Vier klassische Feinde hat die Eisenbahn: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Wenn die Bäume ihre Blätter abwerfen, ohne das vorher bei DB Netz anzumelden und dann womöglich auch noch Regen fällt, dann bilden sich Schmierfilme auf den Gleisen und die Züge werden schwieriger zu fahren. Bei Starkregen oder Gewitter können sogar ganze Bäume auf die Schienen fallen, sie können Oberleitungen herunterreißen und dafür sorgen, dass Züge zum Stehen kommen, weiträumig umgeleitet werden müssen und manche Bahnhöfe können für Stunden oder gar Tage gar nicht angefahren werden.

Das sorgt dafür, dass die Eisenbahn als unzuverlässig wahrgenommen wird – ein Image, von dem man sich mit der Abschaffung der alten Behördenbahn mühsam befreit hat, das aber in solchen Fällen jedes mal wieder aufflackert. Das gilt im Personenverkehr ebenso wie im Güterverkehr. Wir wollen Gleisanschlüsse fördern, die Unternehmen an die Schiene anschließen und dafür sorgen, dass Lastwagenfahrten eingespart werden, weil mehr über die Schiene geht. Das klappt aber nur, wenn die Schiene auch zuverlässig funktioniert.

Nun will ich hier gar nicht drüber lamentieren, dass manch einer glaubt, Deutschland allein könne das Weltklima retten. Deutschland braucht eine topmoderne Industriestruktur: Wir brauchen die modernsten Kraftwerke, die modernsten Autos, wir müssen eine Technologie haben, die nicht nur dazu führt, dass wir selbst zuverlässig produzieren können, sondern wir müssen unsere Technologie auch exportieren. Wenn wir deutsche Züge, deutsche Leit- und Sicherungstechnik und vieles mehr exportieren wollen, dann muss diese im Inland zuverlässig funktionieren.

Das bedeutet, wir brauchen eine Schiene, die bei extremer Kälte genauso funktioniert wie bei extremer Hitze oder Starkregen. Alle reden vom Wetter, wir nicht. Das war einst ein klassischer Werbeslogan der Bundesbahn, über den man sich bis heute lustig macht, wenn die Bahn mal wieder den Betrieb einstellt, weil man sich eben nicht auf den Herbststurm oder den Winterschneefall vorbereitet hat.

Ein wichtiger Punkt ist ein angemessener Grünschnitt. Hier muss man dafür sorgen, dass so ein Baum selbst dann, wenn der Blitz einschlägt, nicht auf die Gleise fällt. Dann müssen die Bäume, die in einer gewissen Nähe zu den Gleisen stehen, eben gefällt werden. Wenn wir an bestimmten Stellen mehrfach Probleme mit Hochwasser hatten, dann muss man dafür sorgen, dass die Abfluss- und Kanalisationsmöglichkeiten leistungsfähiger werden.

Entscheidend ist vor allem eins: Die Eisenbahn ist ein Schlüssel zur Verkehrswende. Wir brauchen eine zuverlässige Eisenbahn, die auch auf Extremwetter aller Art vorbereitet ist. Deshalb ist es wichtig, auf vielen Ebenen Maßnahmen zu treffen. Negativ-Schlagzeilen, dass Fahrgäste im Sommer bei kaputten Klimaanlagen kollabieren, will keiner mehr haben. Die gesunkenen Sturmschäden der letzten Jahre zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, zu reagieren. Genau das muss jetzt bei ständiger Evaluation der Gesamtlage getan werden.

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