VGN: Gutachten zu 365-Euro-Ticket
09.06.21 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) hat den Auftrag für ein Gutachten zur Einführung eines verbundweit gültigen Jahresabos auf der Basis eines 365-Euro-Tickets vergeben. Die Studie soll aufzeigen, ob und wie ein solches Angebot im gesamten Gebiet des VGN realisiert werden könnte. Zu den zentralen Fragestellungen gehören die Entwicklung geeigneter Tarifmodelle, das Nachfragepotenzial und die Kosten für ein derart vergünstigtes Ticket.
Auch die verkehrliche Wirkung und der eventuelle Bedarf an einer Ausweitung der Kapazitäten sowie der Infrastruktur werden untersucht. Die Ergebnisse sollen den Vertretern der kommunalen und regionalen Politik eine umfassende und transparente Grundlage für weitere Entscheidungen an die Hand geben. Eine große Bedeutung haben die Finanzierung sowie die Förderfähigkeit des preislich reduzierten Abos. Den Zuschlag für das Gutachten hat nach erfolgter Ausschreibung das Büro civity Management Consultants in Hamburg erhalten.
Die Ergebnisse sollen bis Oktober dieses Jahres vorliegen. Seit der Einführung eines 365-Euro-Tickets als Teil eines Maßnahmenpakets 2012 in Wien, ist ein entsprechendes Jahresabo auch hierzulande in der verkehrspolitischen Diskussion. Der Nürnberger Stadtrat hat in seiner Sitzung vom 17. Juni 2020 die Einführung eines 365-Euro-Tickets im Gebiet der Stadt spätestens zum 1. Januar 2023 beschlossen.
Eine wirksame Verkehrsentlastung des städtischen Straßennetzes setzt allerdings einen weiträumigeren Geltungsbereich voraus. Denn der Großteil des Verkehrsaufkommens in der Stadt ist Folge der Pendlerbeziehungen mit dem Umland. Deshalb verständigte man sich zunächst mit den Nachbarstädten Fürth, Erlangen und Schwabach sowie den angrenzenden Landkreisen Fürth, Erlangen-Höchstadt, Nürnberger Land und Roth auf eine räumliche Erweiterung des Angebots.
Ein Aspekt war die finanzielle Unterstützung als Pilotprojekt durch den Freistaat Bayern. Dem Wunsch nach Förderung einer räumlich begrenzten Lösung erteilte das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehrs jedoch eine Absage. Denn Ziel der Staatregierung sei es, sich für flächendeckende Verkehrsverbünde und Tarifangebote einzusetzen.
Nach einer Startphase von drei Jahren möchte man zunächst den Erfolg des 2020 eingeführten 365-Euro-Tickets für Schüler und Auszubildende beurteilen. Erst dann könne abgeschätzt werden, ob die Kosten für ein entsprechendes Ticket für alle Fahrgäste in einem angemessenen Verhältnis zum erzielbaren verkehrlichen Nutzen stünden.
Mit ihrer aktuellen Studie wollen die Städte und Landkreise im VGN bereits vorher ein verbundweit geltendes Tarifsystem für Abokunden entwerfen, das den Zielen aller Beteiligten möglichst nahekommt und auch auf andere Verkehrsverbünde in Bayern übertragbar wäre. Damit bestünde eher Aussicht auf eine Förderung durch den Freistaat. CSU und Freie Wähler planen ein solches Ticket bayernweit erst für 2030.