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Österreich: Rund 918.000 autofreie Haushalte

17.06.21 (Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

In Österreich gibt es bereits rund 918.000 autofreie Haushalte, damit hat jeder vierte Haushalt in Österreich kein Auto, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der Daten der Statistik Austria zeigt. Fast die Hälfte der autofreien Haushalte befindet sich in Wien. Der VCÖ betont, dass noch deutlich mehr Haushalten die Kosten des Autobesitzes erspart werden kann.

Nötig dafür ist ein verstärktes Carsharing-Angebot, insbesondere außerhalb der großen Städte. Zudem ist das Öffi-Angebot in den Regionen zu verbessern und die Rad-Infrastruktur stark auszubauen. In Wien sind bereits 47 Prozent der Haushalte autofrei, das ist mit Abstand der höchste Anteil im Bundesländer-Vergleich, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt.

Am zweithöchsten ist der Anteil autofreier Haushalte in Tirol mit 21 Prozent, am dritthöchsten in Vorarlberg und der Steiermark mit jeweils 19 Prozent. Am niedrigsten ist der Anteil autofreier Haushalte in Niederösterreich und Oberösterreich mit jeweils 13 Prozent. Die Zahl der autofreien Haushalte in Österreich ist seit dem Jahr 2010 um fast 100.000 auf rund 918.000 gestiegen.

Für den Großteil der Zunahme, nämlich 85.000, hat Wien gesorgt. In Tirol hat die Anzahl der autofreien Haushalte am zweitstärksten (plus 8.500) zugenommen, während es in Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Burgenland leichte Rückgänge gab. Tirol zeigt, wie auch in den Bundesländern ein attraktives Carsharing-Angebot umgesetzt werden kann. Mit einem Aufpreis von nur 100 Euro auf die Öffi-Jahreskarte steht ein Carsharing-Angebot mit Standorten in bereits 24 Orten in Tirol zur Verfügung. 20 Stunden sind gratis, eine weitere Stunde kostet vier Euro.

„Carsharing ist die optimale Ergänzung zum Öffentlichen Verkehr. Deshalb ist es so wichtig, dass öffentliche Verkehrsunternehmen ihren Kundinnen und Kunden als Ergänzung Carsharing anbieten“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Auch das Rail & Drive Angebot, das es mittlerweile mit 360 Fahrzeugen an Bahnhöfen von 31 Städten gibt, unterstützt Haushalte sowohl aus den Regionen als auch den Großstädten dabei, sich die Kosten eines eigenen Autos ersparen zu können.

Gerade in Großstädten spielt das Auto für die Mobilität in der Stadt eine geringe Rolle. So hat die Wiener Bevölkerung im Vorjahr 73 Prozent ihrer Alltagswege in Wien im Umweltverbund von Öffis, Gehen und Radfahren zurückgelegt. Viele Autos von städtischen Haushalten sind in erster Linie für Fahrtziele außerhalb der Stadt im Einsatz, etwa um Familienangehörige am Land zu besuchen oder um Ausflugziele zu erreichen.

„Durch ein verstärktes Carsharing-Angebot in den Regionen müssten etliche städtische Haushalte kein eigenes Auto mehr besitzen. Die Haushalte sparen sich Kosten und in den Städten wird mehr Platz frei“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Dort, wo jetzt Autos abgestellt sind, können dann vermehrt schattenspendende Bäume gepflanzt werden und kühlende Grünflächen entstehen, um Straßen abzukühlen und damit die in der Klimakrise steigende Hitze erträglicher zu machen.

Die steigende Nachfrage nach Carsharing ist auch ein mögliches zukünftiges Geschäftsfeld für Autohändler in den Regionen und verbessert wiederum das Mobilitätsangebot für die Bevölkerung vor Ort. Wesentlich ist darüber hinaus die Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots in den Regionen, um die Mobilitätskosten auch für die Bevölkerung zu reduzieren.

Es braucht eine Regionalbahn-Offensive, häufigere Busverbindungen und ergänzend zum Linienverkehr Anrufsammelstaxis und Gemeindebusse. Dass es auch in dünner besiedelten Regionen ein sehr gutes Busangebot geben kann, ist im Bregenzerwald zu sehen, wo Busse im Stunden- oder sogar Halbstunden-Takt verkehren und auch am späteren Abend und am Wochenende regelmäßige Bus-Verbindungen angeboten werden. Großen Aufholbedarf hat Österreich sowohl in den Städten als auch in den Regionen bei der Rad-Infrastruktur.

„Baulich getrennte und ausreichend breite Radwege bringen Sicherheit und ermöglichen auch Familien mit Kindern mehr Alltagswege gesund, umweltfreundlich und kostensparend mit dem Fahrrad zurückzulegen. Gerade in den Regionen kann damit die Abhängigkeit vom Auto verringert werden“, fordert VCÖ-Experte Schwendinger die raschere Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur. So sollen in Zukunft noch mehr Menschen in die Lage kommen, auf ihr eigenes Auto zu verzichten und alternative Angebote im urbanen Raum zu nutzen.

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