25 Jahre ÖPNV-Trasse Oberhausen
02.06.21 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld
Vor 25 Jahren, am 1. Juni 1996, wurde die ÖPNV-Trasse in Oberhausen eröffnet. Damit einhergegangen ist auch die Wiedereinführung der Straßenbahn auf dem dortigen Stadtgelände. Am 7. Februar 1994 trifft der Rat der Stadt Oberhausen eine wegweisende Entscheidung zum ÖPNV in Oberhausen: Die Straßenbahn wird wieder aufgebaut. Mit Riesenschritten wird nicht nur die Planung der Neuen Mitte, vorangetrieben, sondern gleichzeitig die Weichen für eine neue STOAG gestellt.
Denn die an Werktagen 75.000 Besucher erwartende Neue Mitte, das große Einkaufs- und Freizeitzentrum auf einem ehemaligen Stahlwerksgelände in der geografischen Mitte der Stadt, erfordert ein neues, zukunftsweisendes Nahverkehrssystem. Herzstück des neuen Liniennetzes wird die vom Individualverkehr unabhängige ÖPNV-Trasse. Unter Benutzung stillgelegter Trassen der Deutschen Bahn und der Thyssen Werksbahn verbindet sie den Oberhausener Hauptbahnhof über die Neue Mitte mit dem Bahnhof Sterkrade bzw. der Haltestelle Neumarkt.
Die Bauzeit für die Trasse einschließlich der Zulaufstrecke von der Haltestelle Landwehr an der Stadtgrenze Mülheim beträgt insgesamt nur 22 Monate. 13 neue Haltestellen entstehen entlang der Trasse, allesamt entworfen von renommierten Architekten. Möglich wird die Renaissance der Straßenbahn in Oberhausen durch Kooperation mit den Betrieben der Stadt Mülheim (heute Ruhrbahn). Sie bilden die Straßenbahnfahrer aus und warten bis heute die sechs Oberhausener Straßenbahnen.
Das neue Netz der STOAG besteht bei der Einführung 1996 aus zwei Straßenbahnlinien, sieben CityExpress-Buslinien und 14 Stadtbus-Linien. Das neue Netz erfordert auch einen erweiterten Fuhrpark: 29 Gelenkbusse, 24 Solobusse und sechs Straßenbahnen werden im Jahr 1996 beschafft, rund 70 Mitarbeitende im Fahrdienst werden eingestellt. Die Fahrgäste profitieren von der „neuen“ STOAG, denn sie sind schneller, direkter und pünktlicher am Ziel.
Im gesamten Stadtgebiet werden darüber hinaus 170 Haltestellen umgebaut, dynamische Anzeigetafeln an stark frequentierten Haltestellen installiert. Die ÖPNV-Trasse bildet noch immer das Kernstück des STOAG-Liniennetzes. Hier können Busse und Straßenbahnen bis zu 80 km/h fahren. Über 10 Mio. Fahrgäste nutzen jährlich diese Verbindung – zumindest, wenn es keine Pandemie gibt.
Oberhausen ist mit der ÖPNV-Trasse und der Straßenbahn für die Zukunft gut aufgestellt. Die Idee eines vom Individualverkehr getrennten Busverkehrs mit separaten und barrierefreien Haltestellen hat sich weltweit und in nahezu allen Metropolen durchgesetzt und ist zukunftsweisend. Auch Straßenbahnsysteme sind weiterhin zeitgemäß und besonders umweltverträglich. Deshalb planen immer mehr Städte die Erweiterung ihres Straßenbahnsystems.
Die finanziellen Mittel für den nachhaltigen Ausbau des ÖPNV sind vorhanden, zum Beispiel aus dem Gemeindeverkehrs-finanzierungsgesetz. Für Oberhausen würde der Ausbau der Straßenbahn, allen voran die Verlängerung der Linie 105, zu einer spürbaren Entlastung des Verkehrs führen. Aber auch der Bus ist für die Entlastung des Straßenverkehrs und das Erreichen der Klimaschutzziele von entscheidender Bedeutung.
Das am meisten genutzte Verkehrsmittel im öffentlichen Nahverkehr ist umweltfreundlich, wird technisch immer ausgereifter und ist vor allem am besten dazu geeignet, eine kurzfristige Verlagerung vom motorisiertem Individualverkehr zum ÖPNV zu erreichen. Die heute eingesetzten Busse haben eine positive Umweltbilanz. Ein Linienbus der Euro VI-Norm mit durchschnittlicher Besetzung ersetzt laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) 17 Pkw mit 1,3 Personen pro Fahrzeug.
Das spart pro Linienbus und Kilometer 1,8 Kilogramm CO2 ein. Laut dem Umweltbundesamt lagen die durch Busse ausgestoßenen Stickoxide 2017 gerade einmal bei vier Prozent des gesamten Straßenverkehrs, während Pkw für 55,9 Prozent verantwortlich waren. Die Haltestellen der ÖPNV-Trasse sind ideale Ausgangspunkte für große und kleine Spaziergänge.
Die STOAG hat zehn schöne Spaziergänge mit einer Länge zwischen einem und sechs Kilometern zusammengestellt. Alle starten und enden an einer Haltestelle der ÖPNV-Trasse. Unterwegs gibt es viel zu entdecken. Unter anderem lässt sich auch der Besuch des CentrO realisieren, das Herzstück der neuen Mitte Oberhausen. Dort gibt es neben zahlreichen anderen Geschäften auch den einzigen Fanshop des FC Bayern außerhalb Münchens.