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VRS: Bilanz 2020 und digitale Auslastungsprognose

27.05.21 (go.Rheinland) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch den ÖPNV im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) hart getroffen. Dies spiegelt sich deutlich in der aktuellen Bilanz des VRS wider: Im Jahr 2020 haben die im VRS zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen Einnahmen in Höhe von rund 562,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Das macht ein Minus von fast 132 Millionen Euro (- 18,98 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2019.

„Dieser Schock ist immens. In der Vergangenheit ist der Nahverkehr auf einer Erfolgswelle von einem Rekord zum nächsten gefahren. Jetzt steht er unter dem Verdacht, Infektionstreiber zu sein. Dies ist besonders bitter, weil der ÖPNV auch in der Krise für seine Kunden fast zu hundert Prozent zur Verfügung stand“, sagt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel.

Dabei belegen zahlreiche nationale und internationale Studien, dass im ÖPNV keine erhöhte Gefahr besteht, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Zurückzuführen sind die Einnahmeeinbrüche insbesondere auf die Entwicklungen im Bartarif . Hier sind die Einnahmen um 47,8 Prozent auf 102,98 Millionen Euro zurückgegangen. Deutlich geringer sind die Einnahmeverluste bei den Zeitkarten bzw. Abonnements. Bei den Zeittickets für Erwachsene fielen die Einnahmen um 10,08 Prozent auf 284,1 Millionen Euro. Das Jobticket bzw. Großkundenticket bleibt in diesem Bereich das meistgenutzte Angebot.

„Wir sind unseren Abonnenten sehr dankbar, dass sie dem ÖPNV trotz der durch die Krise bedingten Einschränkungen größtenteils die Treue gehalten haben“, betont VRS-Geschäftsführer Michael Vogel. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass Produkte mit der stärksten Kundenbindung die geringsten Rückgänge hatten.“

Die bei den Verkehrsunternehmen entstandenen Mindereinnahmen wurden aus den Unterstützungen des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen größtenteils aufgefangen. Für das Jahr 2021 haben sowohl der Bund als auch das Land Nordrhein-Westfalen bereits signalisiert, den ÖPNV wieder finanziell unterstützen zu wollen. Ob auch für das Jahr 2022, für das Verkehrsexperten anhaltende Einnahmeausfälle erwarten, Gelder fließen werden, ist hingegen zweifelhaft.

Michael Vogel: „Zu unserer Überzeugung wird der ÖPNV einige Zeit brauchen, um sich nach der Corona-Krise zu erholen. Verlorenes Vertrauen muss mühevoll wieder aufgebaut werden, wie unsere Befragungen zeigen. Damit in dieser Konsolidierungsphase keine Reduzierungen des Leistungsangebots drohen, müssen von der Nutzerfinanzierung unabhängige neue Modelle her. Bund und Land sind mehr denn je und dauerhaft gefordert, den ÖPNV zu unterstützen und so mitzuhelfen, die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.“

Ein wichtiger Punkt bei der Zukunftsgestaltung ist die weitere Digitalisierung. Die Auslastungsprognose für einzelne Fahrten werden im SPNV im Internet und auf der App angezeigt. „Wenn sich alle an die Regeln halten, ist das Reisen im Nahverkehr auch in Corona-Zeiten sicher. Doch Sicherheit lässt sich nicht nur objektiv herstellen, sie muss auch subjektiv empfunden werden“, betont Norbert Reinkober, Geschäftsführer des VRS.

Fahrgäste können ihre Fahrt besser planen und unter Umständen auf Fahrten mit geringerer Auslastung ausweichen. Langfristig ist geplant, auch die Auslastung von Bussen und Straßenbahnen sowie die Verfügbarkeit von weiteren Verkehrsmitteln wie etwa Leihrädern zu prognostizieren. Neuartig bei diesem Serviceangebot des VRS ist die Nutzung anonymisierter Nutzerdaten aus den digitalen Auskunftssystemen, sodass keine zusätzlichen Hardwareinstallationen erforderlich sind.

Zur Berechnung der Auslastungsprognose ziehen die Digitalisierungsexperten des VRS, die das vom NRW-Verkehrsministerium angestoßene und geförderte Projekt aufgebaut haben, verschiedene Daten heran: etwa aus Fahrgastzählungen, der geplanten Kapazität sowie anfallenden Verspätungen der Züge und den aktuellen Verbindungsanfragen der VRS-App. Der Datenschutz ist dabei selbstverständlich gewahrt: Es werden keine persönlichen Daten wie etwa Standort, Ticketkäufe etc. verwendet.

Die prognostizierten Auslastungsanzeigen werden alle drei Minuten aktualisiert und daraus Hochrechnungen für zukünftige Fahrten berechnet. Die Prognose wird in farbigen Piktogrammen dargestellt: Grüne Personensymbole stehen dabei für geringe Auslastung (0 bis 25 Prozent), orange-farbene für mittlere (25 bis 50 Prozent) und rote Piktogramme für eine hohe prognostizierte Auslastung (mehr als 50 Prozent) der zur Verfügung stehenden Sitzplätze im Zug.

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